Kmepen Hilfe für das arme Haiti

Die Gruppe vom Kempener Berufskolleg will auf der Karibik-Insel ein Heim für obdachlose Jugendliche wieder aufbauen.

Kmepen: Hilfe für das arme Haiti
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. In den Reisebus von Heiner Zehnpfennig aus St. Hubert ist Christoph Jöcken schon häufig eingestiegen. Meist stand eine Tour mit seinem Kegelclub an. Wenn der Kempener heute mit „Groschen-Reisen“ aufbricht, wird das aber keine Vergnügungsfahrt. Zehnpfennig fährt ihn zum Düsseldorfer Flughafen — dort hebt der Flieger in Richtung Haiti ab. Jöcken ist einer von 14 Reisenden, die im Rahmen des Berufskolleg-Projektes in dem krisengeschüttelten Karibik-Staat drei Wochen lang helfen werden.

„Im Moment ist es noch eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude“, sagt der 34-jährige Jöcken wenige Tage vor der Reise. Als Lehrer der Kempener Berufsschule begleitet er neun Oberstufenschüler, die als angehende Anlagenmechaniker und Maurer nun auf Haiti anpacken werden. Für Jöcken ist es das erste Mal.

Für Roland Kühne, der das Kempener Projekt 2010 nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti ins Leben gerufen hat, ist es bereits die neunte Hilfsreise in die Karibik. „Trotzdem ist es jedes Mal eine große Herausforderung, das Ganze zu planen. Und dann wissen wir nie wirklich, was uns erwartet“, sagt Kühne.

Ziel ist dieses Mal der Ort Torbeck in der Nähe der Küstenstadt Ley Cayes. Dort hat eine Gruppe um Kühne bereits ein Heim für obdachlose Jugendliche gebaut. „Hurrikan Matthew hat das Haus aber 2016 wieder zerstört“, berichtet der evangelische Pfarrer, der als Religionslehrer am Berufskolleg arbeitet. Deshalb gehe es in den nächsten drei Wochen in erster Linie um den Wiederaufbau des Heims. „Außerdem werden wir vielen anderen Menschen helfen. Viele haben schlicht und einfach kein Dach mehr über dem Kopf“, so Roland Kühne.

Damit das gelingt, sind vor der neunten Reise wieder viele Spenden eingegangen. Rund 40 000 Euro werden dieses Mal investiert, sagt der Theologe. Die Tickets der Schüler werden zu 90 Prozent vom Projekt „Engagement Global“ übernommen (die WZ berichtete). Die Lehrer und andere Privatleute übernehmen die Kosten für Flug und Unterkunft selbst.

Unterstützung kommt auch vom Vorster Medikamentenhilfswerk action medeor: Die Kempener werden zwei Spezial-Rucksäcke zur Trinkwasseraufbereitung mitnehmen. Die nächsten drei Wochen werden für Jöcken, Kühne und die anderen kein Zuckerschlecken. „Die hygienischen Bedingungen sind natürlich nicht die besten“, weiß Kühne. Er hat Neuling Jöcken schon darauf vorbereitet, dass es zum Beispiel eine „Tröpfel-Dusche“ für die 14 Kempener geben wird. Für Jöcken kein Problem: „Ich bin gespannt auf die Eindrücke. Und ich möchte den Menschen dort helfen.“

Zu sehen, wie es den Menschen auf Haiti geht, ist für Kühne bei jeder Reise spannend. „Einige kennen wir jetzt schon seit Jahren. Es sind Freundschaften entstanden“, sagt der Religionslehrer.

Sicherheit ist für Chef-Organisator Kühne eine wichtige Frage. „Es ist schließlich kein Geheimnis, dass das Auswärtige Amt von Reisen nach Haiti abrät.“ Dies gelte aber insbesondere für die äußerst unübersichtliche Hauptstadt Port-au-Prince. Und dort werden die Schüler und Lehrer nur landen und abfliegen. Im rund 200 Kilometer entfernten Torbeck besuche man eine „friedliche Dorfgemeinschaft“.

In diesen drei Wochen werden die Helfer nicht viel Zeit haben, um alle ihrer Ziele umzusetzen. Langfristig ist es Kühnes Wunsch, eine Art Kinderdorf entstehen zu lassen. „Eine Vorschule, ein Waisenhaus und eine Medizinstation sind geplant.“ Dafür möchten er und seine Mitstreiter nun erste Vorbereitungen vor Ort treffen. „Vielleicht können wir Grundstück erwerben“, sagt Kühne, damit die Hilfe in den nächsten fünf Jahren fortgesetzt werden kann.

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