High-Tech in Gärtnerei

Neuer Pflanzen-Scanner wird im Betrieb von Georg Hanka ausgezeichnet.

St. Hubert. Wie teilt eine Pflanze ihrem Gärtner mit, was ihr fehlt? Wie entscheidet ein Gärtner, was er seiner Pflanze geben soll? Wo der Gartenbaumeister bisher mit seinen sieben Sinnen auf sich allein gestellt war, bekommt er jetzt Unterstützung von der Technologie.

„Plant Eye“, auf deutsch so viel wie „Pflanzen-Auge“, ist eine Erfindung, an der unter anderem der St. Hubert Gartenbaumeister Georg Hanka mitgewirkt hat. Gestern wurde die Erfindung von der Initiative „Deutschland — Land der Ideen“ mit dem Preis „Ausgewählter Ort 2011“ ausgezeichnet.

Bei „Plant Eye“ handelt es sich um einen Pflanzen-Scanner, der Daten sammelt und verarbeitet. Auf der einen Seite misst er täglich die Größe einer Pflanze, um dadurch die Wachstumsgeschwindigkeit zu errechnen. Hierbei werden weitere Daten wie zum Beispiel Temperatur mit einbezogen.

Auf der anderen Seite füttert der Gärtner den Scanner mit weiteren Informationen: Wann wurde wie viel gewässert oder gedüngt. Über ein aufwändiges, dreigegliedertes System (Scanner, Terminal und Analyse-Software) werden die Daten verarbeitet und der Gärtner bekommt eine Art Anleitung, wie er mit welchen Pflanzen am Besten zu verfahren hat.

„Natürlich verfügen wir weiter über den so genannten Grünen Daumen“, betont Hanka. Aber mit der Maschine soll alles etwas präziser gehen. Rohstoffe sollen eingespart werden. Die Pflanzen sollen effizienter in ihrem Wachstum gefördert werden. Das versprechen sich Industrie und Gartenbau von „Plant Eye“, dessen Produktion bereits in Serie gegangen ist.

„Der Gartenbau ist heute eine High-Tech-Branche“, sagt Markus Bremers von der Netzwerk-Initiative „Agrobusiness Niederrhein“. „Und der Niederrhein ist deutschlandweit das einzige wachsende Gebiet im Gartenbau“. Kein Wunder also, dass sich hier vor fast genau zwei Jahren Hanka mit Grégoire Hummel (Aachen) traf. Dem Geschäftsführer von Phenospex, Hersteller von Gartenbau-Maschinen.

Zwei Jahre haben sie sich gegenseitig befruchtet. Sie haben Wissenschaftler mit ins Boot geholt, Forschung und Jahrzehnte alte Gärtner-Praxis miteinander verbunden. Herausgekommen ist ein „Schuh-Karton“, wie Hummel lächelnd den rund 10 000 Euro teuren Pflanzen-Scanner nennt.

Jede Nacht fährt dieser zwei Mal über jedes Feld und scannt somit täglich 600 000 Pflanzen. Laut Hummel ist er „praktikabel und robust“. „Das sind wichtige Anforderungen an unsere Produkte“. Bei Hanka sowie in anderen Gartenbau-Betrieben ist „Plant Eye“ bereits im Einsatz. Wie effizient der Einsatz des Pflanzen-Scanners ist, wird sich erst im jahrelangen Feldversuch zeigen.

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