Heilige und Heiligtümer aus Sicht der Kinder

Im Kulturforum Franziskanerkloster gibt es einen Workshop zu verschiedenen Reliquien.

Heilige und Heiligtümer aus Sicht der Kinder
Foto: Lübke

Kempen. Rund um die Paterskirche zieht ein Sturm auf; der Wind pfeift laut und schnell. „Was würdet ihr tun, wenn euch bei diesem Sturm etwas passiert?“, fragt Petra Zilken (50), pädagogische Mitarbeiterin des Kramer-Museums. „Ich würde zum Arzt gehen“, sagt Nele (11). „Man kann auch den Feuerwehr- oder den Krankenwagen rufen“, ergänzt Mia (10). Den Notruf wählen und Soforthilfe erhalten — das war im Mittelalter nicht möglich. Zilken: „Den Menschen war es stattdessen sehr wichtig, jemanden zu haben, den sie in einer solchen Situation anbeten können: einen Heiligen, der sie heilt und schützt.“

Heiligtümer und Heilige stehen im Mittelpunkt eines dreitägigen Ferienprogramms des Kulturforums Franziskanerkloster. Sechs Kinder nehmen an dem Workshop teil. Leiterin Zilken führte sie am stürmischen Dienstag zu den sakralen Objekten in der Paterskirche, die bis zu mehrere hundert Jahre alt sind. Besonders genau nahmen sie Skulpturen und Abbildungen der Heiligen Maria unter die Lupe. „Die Menschen wollten ihre Heiligen nicht nur in ihrer Vorstellung haben“, erklärt Zilke. „Sie wollten sie sehen und fühlen.“ Reliqiuen Marias waren für Kempen von einer großen Bedeutung: Im 15. Jahrhundert übergab der Abt des Klosters Werden der Pfarre ein Marienhaar, welches in der Folgezeit zahlreiche Pilger lockte. Bis in die Neuzeit blieb Kempen ein beliebter Wallfahrtort und verdiente als solcher viel Geld.

Nele (11), über ein persönliches Heiligtum

Dieser Reichtum zeigt sich noch heute an den kunstvollen Heiligendarstellungen in der Propsteikirche, die die Kinder im Rahmen der Ferienaktion ebenfalls besuchen. Am Dienstag sollten sie zunächst ganz persönliche Heiligtümer nennen. Ihre Auswahl reichte von Freunden über Haustiere bis hin zu Fahrrädern und Fußball. Für Nele waren es ihre Familie und der Garten. „Sie sind mir besonders wichtig“, begründete die Elfjährige ihre Entscheidung. „Genauso wie Sport. Ohne Sport könnte ich es nicht aushalten.“

Auf diesen Überlegungen aufbauend gestalteten die Kinder in der Kreativitätswerkstatt des Forums ihren eigenen „Schrein“. Kartons wurden mit Buntstiften bemalt sowie mit Stoff, Papier und Fotos beklebt. „Diese Werke präsentieren wir jetzt für einige Wochen im ersten Obergeschoss neben dem Stadtmodell“, kündigte Museumsleiterin Doris Morawietz an.

Die Heilige Maria bleibt im Kramer-Museum an der Burgstraße 19 ein Thema: Ab dem 26. April werden ausgewählte Kunstwerke und Dokumente unter dem Titel „Das Haar der Maria. Marienwallfahrt in Kempen“ ausgestellt.

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