Hausmusik von Kempenern aller Generationen

Die WZ besuchte den Abend „Dilettantissimo“ von und für Musikinteressierte im evangelischen Gemeindezentrum.

Hausmusik von Kempenern aller Generationen
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Fiona spielt sich für Bartoks „Studie für die linke Hand“ im schon gut gefüllten Saal ein. Sängerin Gisela Vos-Ammon macht einen Sound-Check, in einer anderen Ecke werden Instrumente gestimmt, und jemand sucht einen Parkplatz für sein Cello zwischen den Plätzchenschüsseln am anderen Ende des Raums.

Es geht eben familiär und locker bei Dilettantissimo zu, dem Hausmusikabend im Evangelischen Gemeindezentrum.

Seit 17 Jahren treffen sich Musikliebhaber regelmäßig zu diesem Anlass. „Wir bieten eine ungeheure Bandbreite der Musikliteratur und der Instrumente,“ sagt Organisatorin Stefanie Hollinger. „Fast alle sind Laien, auch bei den Erwachsenen,“ und fügt gleich hinzu, „manche sind semi-professionell!“

In ihrer Begrüßung bittet sie das Publikum „kurz und knackig zu klatschen“, denn sie weiß aus Erfahrung, dass das Programm immer mehr Zeit in Anspruch nimmt als geplant. Und schließlich sind auch Kinder und Jugendliche beteiligt.

Drei Querflöten starten den musikalischen Kaffeeklatsch von Joseph Haydn, doch es gibt Unsicherheiten am Anfang: „Noch einmal! Noch einmal!“ So kommt die Ansage einer Mitspielerin — und dann klappt es wie gewünscht. Das „klassische“ Instrument für Anfänger und Hausmusikbesetzungen, die Blockflöte, fehlt natürlich an diesem Abend nicht. Querflöten erfreuen sich ähnlicher Beliebtheit unter den Musikerinnen und Musikern.

Die Geschlechterverteilung ist eindeutig ungleich an diesem Abend, die musizierenden Damen dominieren in allen Generationen.

Ein hoffnungsvoller Nachwuchs ist da der zehnjährige Bastian Schmitz. Mit erstaunlicher Souveränität präsentiert der kleine Hornist, der seit vier Jahren dieses Instrument lernt, vier Bagatellen von Paul Harris (*1955).

Für Johanna Weber ist es ebenfalls der erste Auftritt bei Dilettantissimo. Sie spielt „Citylights“ eine Rockballade von Daniel Hellbach. Als Musiklehrerin der Gesamtschule Kempen, als Sängerin und Chorleiterin ist sie die Situation, vor Publikum zu musizieren, gewöhnt. „Es ist anders, ob ich singe oder dirigiere. Klavierspielen ist für mich aufregend!“

Aber bei allen Auftritten wird deutlich, dass man viel geübt hat, denn falsche oder unsaubere Töne hört man ausgesprochen selten. Musikalisch gibt es an dem Abend nicht nur einen Spaziergang durch die Jahrhunderte der Musikgeschichte, sondern auch noch eine kleine Reise um den Globus. Brasilianische Momente bietet ein Duo Gesang und Gitarre, dann folgen türkisch-jordanische Klänge mit Mandola und Akkordeon und schließlich noch argentinischer Tango mit Querflöten und Klavier.

Das größte Ensemble kommt zum Schluss, die „Familienmusik Gehnen-Heesen-Willms“. Bei dem Hit „Waterloo“ von Abba bringt man es auf einen Laienorchester von zehn Mitgliedern und kann neben einer Streicher- und Bläserabteilung noch mit Gitarre und Klavier für einen vollen Klang aufwarten.

Mit viel Engagement und Freude waren alle Musikerinnen und Musiker dabei — und natürlich dauerte das Programm länger. Dieses Mal waren es zwei, statt geplanter eineinhalb Stunden.

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