„Handschlagzeiten sind vorbei“

Im Autohaus Kohnen spielen Bürokratie und Digitalisierung eine zunehmende Rolle. Mündliche Verträge gibt es längst nicht mehr.

„Handschlagzeiten sind vorbei“
Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. Mitten im Gespräch mit der WZ geht der Pieper los: Christoph Kohnen, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst, muss raus zum Einsatz - und das an seinem Geburtstag. Der Kfz-Spezialist, den viele als „Automeister Kohnen“ kennen (und ihn auch so nennen), wurde am vergangenen Samstag 51 Jahre alt. Damit ist er ein Jahr älter als sein Betrieb. Das 50-Jährige wird Ende des Monats am Standort Mühlenstraße gefeiert. Es ist nicht übertrieben, wenn man in diesem Zusammenhang vom Jubiläum einer St. Töniser Institution spricht.

Christoph Kohnen zu den Anfängen des Autohauses

Den Grundstein dafür legten die Eltern Lorenz und Anna Kohnen im Jahr 1967 an der Willicher Straße. Neben dem heutigen Action-Markt (damals Wirichs) führten sie eine Tankstelle mit angeschlossener Werkstatt. „Eine Grube, eine Hebebühne, wie es eben damals so war“, schildert der Sohn die bescheidenen Anfänge. Doch Kohnen senior, ein Kfz-Meister, machte sich damit in der Region einen Namen. Und er gab auch nicht auf, als der Tankstellen-Konzern die Treibstoff-Kooperation Mitte der 80er Jahre beendete. „Wir können ja weiterhin Autos reparieren“, habe sein Vater damals beschlossen, so Christoph Kohnen.

Etwa zur selben Zeit habe er seine Lehre begonnen, bei einem anderen Unternehmen, aber auch in St. Tönis. „Ich war noch nie woanders“, sagt der 51-Jährige und lacht. Immerhin: Ausbildung Nummer zwei absolvierte er in der Nachbarstadt Krefeld. Damit ist er sowohl gelernter Automechaniker als auch -elektriker, was inzwischen im Berufsbild Mechatroniker zusammengefasst wird. Nach dem Besuch der Meisterschule ging er Anfang der 90er Jahre in den elterlichen Betrieb und erlebte nur wenig später den Umzug zum heutigen Standort: „Wir haben das Grundstück von der Stadt erworben“, erzählt er. Zum 1. Januar 1999 übergab Lorenz Kohnen das Unternehmen an seinen Sohn. Das Team bestand damals aus fünf Leuten.

Inzwischen arbeiten zwölf Leute an der Mühlenstraße 53, darunter Kohnens Ehefrau Vera. Auch Mutter Anna (79) zeigt noch großes Interesse am Geschäft. Ihr Mann starb 2008. Wenn Sohn Christoph das Früher mit dem Heute vergleicht, fallen ihm große Unterschiede auf. „Es ist anspruchsvoller geworden“, sagt er. „Und das nicht nur im technischen, sondern auch im betriebswirtschaftlichen Bereich.“ Allein der sogenannte Papier- bzw. Digitalkram habe merklich zugenommen. Vielleicht könnte man es auf diese Formel bringen: Die Handschlag-Zeiten sind lange vorbei.

Laut Christoph Kohnen muss man heute im Autobereich breit aufgestellt sein. So ist das Unternehmen nicht mehr nur „Werkstattpartner für alle Modelle“, sondern auch Autohaus, sprich: er ist auch Fahrzeughändler. Eine Mitarbeiterin kümmert sich ausschließlich um diesen Bereich. Sehr wichtig ist es dem Chef, dass er nach wie vor selbstständig tätig ist und es sich um einen inhabergeführten Betrieb handelt. Bei „Automeister“, diesen Zusatz trägt die Werkstatt seit 2001, handelt es sich lediglich um einen Franchise-Partner.

Nachtrag: Der Feuerwehr-Einsatz, zu dem Kohnen an seinem Ehrentag gerufen wurde, war eine lange Ölspur, die ein Fahrzeug verursacht hatte.

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