Grefrath/Kempen Gelände-Verkauf wirft Fragen auf

Die Firma Hamelmann will in Grefrath ein Areal bebauen. Die Kempener erhielten den Zuschlag, obwohl der Gemeinde ein höher dotiertes Angebot vorliegt.

Grefrath/Kempen: Gelände-Verkauf wirft Fragen auf
Foto: Kurt Lübke

Grefrath/Kempen. „Investor für Baugebiet gefunden“ — unter dieser Überschrift berichtete die WZ am vergangenen Freitag über den bevorstehenden Verkauf des Geländes zwischen Neu- und Nordstraße in Grefrath an die Kempener Firma Hamelmann. Gut eine Woche später wirft die Entscheidung pro Hamelmann des Grefrather Bauausschusses in nicht-öffentlicher Sitzung allerdings Fragen auf.

Inzwischen liegen der WZ die internen Angebote von zwei Unternehmen vor, die das Grundstück von der Gemeinde kaufen möchten. Ein Angebot stammt von der Firma Hamelmann, das andere vom Kempener Unternehmen Milike Investbau. Aus den Unterlagen geht hervor, dass Hamelmann für den Kauf des 6000 Quadratmeter großen Grundstücks 24 650 Euro geboten hat — vorausgesetzt, dass die Altlastenentsorgung durch Hamelmann bis 24. November erfolgt. Zur Erklärung: Auf dem Gelände stand früher unter anderem eine Batteriefabrik, daher muss der Boden fachgerecht gereinigt werden.

Die gebotene Kaufsumme der Firma Milike ist hingegen deutlich höher. Die Kempener Firma hat 135 000 Euro geboten, wie Geschäftsführer Michael Lindmayer und auch Grefraths Bürgermeister Manfred Lommetz gestern der WZ bestätigten. Milike würde die Kosten für die Sanierung des Bodens ebenfalls vollständig übernehmen.

Sowohl Hamelmann als auch Milike wollen nach dem Kauf und der Altlastensanierung eine gemischte Wohnbebauung realisieren. Wie schon berichtet, sind sowohl Mehrfamilien- als auch Einfamilienhäuser geplant. Es soll Wohnraum zum Mieten und Kaufen entstehen. Auf den ersten Blick ähneln sich die Varianten der beiden Unternehmen, die sie der Gemeinde vorgeschlagen haben. „Wir haben uns an den vorgegebenen Rahmenbedingungen der Gemeinde orientiert und zwei Vorschläge unterbreitet“, so Milike-Inhaber Lindmayer. Einmal sollten vier Mehrfamilienhäuser gebaut werden. In einem zweiten Konzept schlug Milike nur zwei Mehrfamilienhäuser und dafür mehr Einfamilienhäuser vor. Ähnliche Ideen sieht das Projekt von Hamelmann vor (die WZ berichtete).

Was neben dem gebotenen Kaufpreis zunächst ebenfalls für Milike spricht, ist der geplante Bau einer Tiefgarage, „um die Parkplatzsituation auf Neu- und Nordstraße zu entlasten“. Bei der Firma Hamelmann ist keine Tiefgarage geplant.

Bürgermeister Lommetz sieht kein Problem in der Vergabe an Hamelmann. Vor allem deshalb, weil der nun „mündlich vereinbarte“ Kaufpreis nicht 24 650 Euro, sondern „100 000 Euro“ betrage. Die der WZ vorliegenden Unterlagen seien veraltet.

Mit weiteren Details zur Entscheidung pro Hamelmann hielt sich Lommetz mit Blick auf die nicht-öffentliche Sitzung zurück. Allerdings machte er deutlich, dass zwei weitere Dinge für Hamelmann gesprochen hätten. „Zum einen ist es so, dass die Firma Hamelmann schon in Kürze mit der Sanierung des Bodens loslegen möchte“, so Lommetz. Milike habe dies erst nach der endgültigen Verabschiedung des Bebauungsplans tun wollen. Dieser Verwaltungsprozess hätte ein weiteres Jahr in Anspruch genommen. „Hamelmann wird sofort loslegen und das auf seine Kappe nehmen“, sagt der Bürgermeister — mit der Ungewissheit, dass der Bebauungsplan noch nicht endgültig durch ist.

Ein weiterer Milike-Nachteil ist laut Lommetz das Vorhaben, dass die Firma „deutlich hochwertiger“ bauen möchte. Dazu zähle auch die Komponente Tiefgarage. „Diese und diverse Feinheiten des Baustils sind von der Politik nicht gewünscht“, so der Bürgermeister. Kaufen und Mieten sollte nicht zu teuer werden. Verwaltung und die Fraktionen möchten auf dem Areal zwischen Neu- und Nordstraße „kostengünstige Miet- und Eigentumsmöglichkeiten“ schaffen. Probleme mit dem Parkraum auf den beiden Straßen sieht offenbar niemand.

Unter den genannten Gesichtspunkten — Zeitplan und Bauweise — sieht Lommetz es als gerechtfertigt an, dass die Gemeinde beim Verkauf auf 35 000 Euro (Angabe des Bürgermeisters) verzichtet. „Das war der eindeutige politische Wille im Bauausschuss“, so der parteilose Bürgermeister.

Nach Informationen der WZ stehen CDU und Grüne hinter der Entscheidung. Die SPD war selbst mit ihrer Meinung an die Öffentlichkeit gegangen. Bauausschuss-Mitglied Bernd Bedronka hatte sogar eine Skizze der Firma Hamelmann aus der nicht-öffentlichen Sitzung bei Facebook veröffentlicht. „Mit der Firma Hamelmann wurde ein Bauträger gefunden, der in der Gemeinde fest verankert und bestens bekannt ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der Sozialdemokraten.

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