Kempen Feine Sprachkunst und blutrünstige Prosa

Die besten Teilnehmer beim 5. Kempener Literaturwettbewerb sind geehrt worden.

Kempen: Feine Sprachkunst und blutrünstige Prosa
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Rund 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich am 5. Kempener Literaturwettbewerb beteiligt. Die 13 Besten wurden in einer Feierstunde in der Paterskirche geehrt. Gleichzeitig wurde die Anthologie veröffentlicht — sie enthält die besten Texte von 21 Autoren.

Mona Goertz aus Kempen war richtig happy: Die 41-jährige Grundschullehrerin hatte zum Literaturwettbewerb vor zwei Jahren erstmals Texte verfasst. Jetzt, im zweiten Anlauf, gelang ihr ein beachtlicher Coup: Sie brachte es in der Kategorie „Prosa Erwachsene“ auf Platz drei und in der Kategorie „Lyrik Erwachsene“ auf Platz zwei.

Sehr zufrieden war auch Anna Fröhling. Die Lehrerin am Thomaeum hat sich an allen fünf Wettbewerben beteiligt und hat es vier Mal in die Anthologie geschafft. „Ich schreibe nur Gedichte“, erklärte die 53-Jährige. Mit ihrem Gedicht „unversehens“ belegte sie jetzt Platz drei. In der Jury für das Genre „Lyrik“ war auch WZ-Redakteur Tobias Klingen vertreten.

Die Laudatio hielt Sandy Willems-van der Gieth vom BVK — der Buchverlag Kempen hatte den Wettbewerb gemeinsam mit der Stadt veranstaltet.

„Das ist ganz feine Sprachkunst“: So lautete das Urteil über das Gedicht „Staub“ von Sigune Schnabel. Eine Textzeile bildet den Titel der Anthologie: „Lass uns Kristalle pflücken.“ Neben Sigune Schnabel belegte Markus Rößler mit „small-talk“ Platz drei.

Axel Küppers, Pressesprecher des Kreises Viersen, stellte die ganz jungen Nachwuchschriftstellerinnen und Schriftsteller vor. In der Kategorie „Prosa Kinder 11 bis 13 Jahre“ kam Pia Wermelskirchen mit ihrem „Racheengel“ auf Platz drei, auf den zweiten Platz kam Cedric Finian Röhrich, in dessen Geschichte es sehr blutrünstig zuging. Nadine Holland schaffte es auf Platz eins mit „Prediction“.

Was auffiel: Selbst die Jüngsten widmeten sich überwiegend ernsten Themen. So bei den 14- bis 17-Jährigen: In der Kurzgeschichte von Marleen Widmer, die auf Platz drei kam, ging es um einen durchgeknallten Busfahrer, der seine Fahrgäste entführte. Die Zweitplatzierte Marleen Vidal schreibt von einem Mädchen, dessen Eltern tödlich verunglückt sind.

Eine beeindruckende Geschichte wurde mit dem ersten Platz honoriert: Lea Hartmanns beschreibt das Endspiel der Fußball-WM und entführt die Leser zugleich in die Favelas, wo ein Elfjähriger wie ein Tier gehetzt und getötet wird, während der Jubel im Stadion grenzenlos ist.

Mona Goertz schreibt von einer Frau, die ihren brutalen Mann ermordet und bringt es in der Kategorie „Prosa Erwachsene auf den dritten Platz, Boris Semrow freute sich über Platz zwei. In seiner Laudatio beschrieb der Journalist Gert Udtke den Text „Lauf Melly“ der Siegerin Dorothée Koch so: „Den ersten Preis verdient ein gesellschaftskritischer Beitrag unserer Tage.“ Die Schilderungen seien „hart und sensibel zugleich“. Es geht um einen Türkenjungen, der ein Mädchen heldenhaft beschützt und dafür sehr viel einstecken muss.

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