Es bleibt ein „anonymer“ Lauf

Der Vorstand der VT Kempen hält daran fest, die Ergebnisse des Altstadtlaufs nicht mit den Namen der Starter zu veröffentlichen. Der Stadtsportverband verzichtet indes auf eine Wertung zur Stadtmeisterschaft.

Es bleibt ein „anonymer“ Lauf
Foto: Lübke/Küppers

Kempen. „Schmarotzerhaft“ und „unverschämt“ — mit diesen Worten hatte Detlev Schürmann, Vorsitzender der Vereinigten Turnerschaft (VT), am Sonntag das Vorgehen des Stadtsportverbandes (SSV) bezeichnet. Der Verband hatte angefragt, ob in den von der VT organisierten Altstadtlauf eine Stadtmeisterschaft integrieren könne. Die Sieger dieser Kempener Wertung sollten bei der nächsten Sportlerehrung auszeichnet werden. Der SSV wolle sich nur „ranhängen“.

Es bleibt ein „anonymer“ Lauf
Foto: Lübke/Küppers

Die Schärfe der Kritik kann Winand Lange, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, nicht nachvollziehen. Auf Nachfrage der WZ wollte er sich am Montag aber auch nicht im Detail zu den Vorwürfen des VT-Chefs äußern. An so einer Diskussion in der Öffentlichkeit wolle sich der Verband nicht beteiligen.

Es bleibt ein „anonymer“ Lauf
Foto: Reimann

Von der Idee, eine Stadtmeisterschaft beim Lauf am kommenden Sonntag zu integrieren, hat sich der SSV aber inzwischen vorerst verabschiedet. Am Sonntagabend — also vor der Veröffentlichung der Schürmann-Zitate am Montag — habe Lange das dem VT-Chef per E-Mail mitgeteilt. „Als überaus friedliebende Vertreterorganisation der Kempener Sportvereine sehen wir unsere Aufgabe in der Kooperation und nicht in der Konfrontation der (zusammenarbeitenden) Kempener Vereine“, heißt es in dem Brief an Schürmann. Daher werde der SSV die Wertung des Altstadtlaufs als Stadtmeisterschaft nicht durchführen.

In Zukunft würde sich der SSV aber eine Umsetzung der Idee wünschen. „Wir möchten dennoch schon jetzt die Frage nach einer entsprechenden Wertung im Jahr 2019 stellen. Es würde den SSV Kempen freuen, wenn die VTK dann diesen nicht nur von uns, sondern auch von den Vertretern der Stadt Kempen deutlich ausgesprochenen Wunsch realisieren und nicht wiederholt ablehnen könnte.“ Nach Angaben von Lange hat er schon im Januar 2017 erstmals den Stadtmeisterschafts-Wunsch gegenüber Schürmann geäußert.

SSV-Chef Lange bietet in den Brief auch die Hilfe des Verbands bei der Durchführung des Altstadtlaufs an, „sofern dies von der VT gewünscht ist“.

Die Aussagen von Schürmann am Sonntag und nun die Formulierungen im Brief von Lange an ihn machen deutlich, dass es zwischen Verein und Verband ordentlich gekracht hat. Stadtsprecher Christoph Dellmans bestätigte gestern, dass es auch schon ein Gespräch gegeben hat, bei dem er und Sportdezernent Michael Klee vermittelt haben. Zu Inhalten des Gesprächs machten die Beteiligten offiziell keine Angaben. „Nach dem Brief von Herrn Lange bin ich aber der Überzeugung, dass es eine sachliche Ebene gibt“, so Dellmans. Vielleicht ergebe sich nun die Möglichkeit einer Kooperation im nächsten Jahr. Grundsätzlich liege die Entscheidung aber der VT, „die seit vielen Jahren in der Organisation des Altstadtlaufs einen super Job macht“, so Dellmans.

Die am Sonntag von Schürmann angekündigten Einschränkungen bei der Veröffentlichung der Ergebnisse im Internet sollen aber aufrechterhalten bleiben. Unter anderem um den Zugriff des SSV auf die Ergebnisse zu verhindern, hatte die VT beschlossen, nur Startnummern und keine Namen im Netz und auf ausgehängten Listen zu veröffentlichen.

Das Ansinnen des SSV sei aber nicht der einzige Grund für diese „Anonymisierung“, so Schürmann am Montag. „Wir wollen einfach auf Nummer sicher gehen“, sagt der VT-Vorsitzende mit Blick auf die seit 25. Mai geltende EU-Datenschutzverordnung. Die Ausschreibung und damit die Veröffentlichung der Teilnahmebedingungen des Altstadtlaufs sei zu einem Zeitpunkt geschehen, als das neue Gesetz noch nicht in Kraft war.

Da hilft es laut Schürmann auch nicht, dass in den Bedingungen, denen ein Altstadtlaufteilnehmer zustimmen muss, erklärt wird, wie mit den Daten umgegangen wird. „Die Ergebnisse der Laufveranstaltung (Name, Vorname, Geburtsjahr, ggf. Verein, Startnummer, Zeit, Platzierung) werden vom Veranstalter gespeichert und in Ergebnislisten zusammengefasst. Der Teilnehmer stimmt der Veröffentlichung dieser Daten durch den Veranstalter in allen relevanten Medien (Druckerzeugnissen wie Programmheft, Ergebnisheft und Ergebnis-CD sowie Internet) zu“, heißt es auf der Homepage der Veranstaltung.

Widersprüchlich wirkt indes, dass die Teilnahmelisten mit den personenbezogenen Daten Name, Jahrgang, Geschlecht, Altersklasse, Verein oder Kita/Schule und Wettbewerb seit Wochen und immer noch auf der Altstadtlauf-Homepage zu sehen sind. Diesen Widerspruch bestätigten mehrere Vertreter von anderen Vereinen und Verbänden (Namen der Redaktion bekannt) der WZ.

Zu diesem möglichen Widerspruch sagte Schürmann, dass es ein Beschluss des gesamten VT-Vorstands sei, so zu verfahren. Heißt: Teilnehmerlisten ja, Ergebnislisten nein. Fürs nächste Jahr wolle man dann nach einer neuen Lösung suchen. Schürmann: „Um den Verein zu schützen und Rechtssicherheit für uns zu gewährleisten, werden wir aber in diesem Jahr so verfahren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort