Energie: Wirbel um Biogas-Anlage

Bei einer Anlage in Breyell gibt es Probleme mit den Nachbarn sowie mit den Stadtwerken in Sachen Strom-Vergütung.

Breyell. In Nettetal gibt’s zwei Biogas-Anlagen: Im Lobbericher Flothend bei Bauer Brunen und in Breyell-Natt bei den Gebrüdern Terporten. Während die Größere seit 2002 problemlos 500 000 Kilowattstunden Strom pro Monat produziert, sorgt die Kleinere (150 000 kw/h) für Aufsehen. Das war schon bei der Planung so und ist jetzt nicht anders - obwohl sie in Betrieb ist.

An zwei Fronten gibt’s Klärungsbedarf. Da ist zum einen der Widerspruch der Nachbarn aus dem Natt, die Gestank und Lärm der Anlage nicht hinnehmen wollen. Zumal ihrer Meinung nach die Genehmigung für die Anlage nicht hieb- und stichfest ist.

Das Besondere an diesem Fall: Im Juni 2004 wurde rechtlich Neuland betreten, weil die Anlage laut Baugesetzbuch als "privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich" galt. Dabei haben Landwirte die Möglichkeit, eine Biogas-Anlage auf die Beine zu stellen, die aus dem direkten Umfeld gespeist wird. Intensiv begleitet wurden die Terportens beim Genehmigungsverfahren von der Stadt Nettetal. Und die betont, dass sie Anlagen wie in Natt befürworte und nach Kräften unterstütze.

Doch das schützte nicht vor einer Niederlage beim Verwaltungsgericht, wo die Nachbarn Oberhand gewannen. Die Folge: neuer Bauantrag. Und gegen den haben die Nachbarn erneut Widerspruch eingelegt. Die Entscheidung wer Recht hat - ob die Anlieger oder die Terportens -, liegt nun bei der oberen Bauaufsicht. Also beim Kreis Viersen. Danach steht allen Beteiligten noch der Klageweg offen.

Eine zweite Front haben Stefan und Bernd Terporten vor kurzem selber gegen die Stadtwerke eröffnet. Beim Landgericht Krefeld haben sie Klage eingereicht, um den Maximalsatz für die Strom-Produktion aus regenerativer Energie zu bekommen. Dabei gehe es im Kern darum, ob die Biogas-Anlage im Dezember 2005 oder ein Jahr später ans Netz gegangen ist, so Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Dieling.

Geht es um Details, wird es kompliziert. Es gibt genaue Vorschriften, wie die Biogas-Anlage zu funktionieren hat. Mit Gülle aus dem eigenen Stall sowie mit Nawaros (Nachwachsende Rohstoffe) wie Weizen, Roggen, Körner- und Silo-Mais aus der Umgebung. Um eine Anlage in Betrieb zu halten, kann zusätzlich mit fossilen Brennstoffen nachgeholfen werden - aber begrenzt.

Über all dies muss ein Einsatzstoff-Tagebuch geführt werden. "Aber im Fall Terporten fehlte der Erdgas-Anteil", so Dieling. Was ihn zudem stutzig gemacht hat: "2006 sind in nur zwei Monaten 500 000 Kilowattstunden Erdgas verfeuert worden. Zum Vergleich: Ein Einfamilien-Haus verbraucht 20 000 - pro Jahr." Im Mai soll es beim Landgericht Krefeld einen Termin zur Höhe der Strom-Vergütung geben.

Pro Jahr: Insgesamt werden vom Brunen-Hof sechs bis sieben Millionen Kilowattstunden ins öffentliche Stromnetz eingespeist

Pro Haus: Ein Einfamlien-Haus verbraucht pro Jahr etwa 3500 Kilowattstunden Strom. Bauer Willi Brunen: "Und diese Menge produzieren wir in gut vier Stunden."

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