Ein grünes Band mit 1000 Bäumen

Knapp zwei Kilometer lang ist der Grüngürtel um die Kempener Altstadt — ein Spaziergang der WZ inklusive eines Blicks in die Vergangenheit.

Kempen. Der Grüngürtel erwacht in diesen Wochen zum Leben. Noch sind viele Äste kahl, doch das wird sich bald ändern. Eichhörnchen sieht man schon durchs Dickicht flitzen. Und auch Jogger, Kinder mit Fahrrädchen und Spaziergänger mit und ohne Hund sind dort nach den kalten Wintertagen wieder vermehrt unterwegs. Knapp zwei Kilometer lang ist die beliebte Jogging- und Spazierstrecke rund um die Kempener Altstadt.

Grüne Ostern

Ein grünes Band mit 1000 Bäumen
Foto: Friedhelm Reimann

Während sich an diesem sonnigen Märztag einige Kempener gemütlich auf den Bänken im Burgpark niedergelassen haben und die Sonne genießen, ist Gaby Dohmen mit ihrem Hund Kayc unterwegs. Der zehn Monate alte Vierbeiner genießt es sichtlich, das Grün zu entdecken. Die Kempenerin wohnt in der Altstadt und ist gerne im Grüngürtel unterwegs. „Es ist sehr schön grün. Es gibt genug Sitzmöglichkeiten. Ich bin sehr zufrieden“, sagt sie. Ein kleines Manko fällt ihr dann doch ein. Für sie sei es selbstverständlich, dass sie die Hinterlassenschaften ihrer Hunde wegmacht. Kleine Beutel hat sie dafür immer dabei. Leider — und das ist schon nach wenigen Metern entlang des Grüngürtels offensichtlich — tun es ihr aber nicht alle Hundebesitzer gleich.

Dass sich heute so viele Kempener an dem grünen Band um die Altstadt erfreuen können, wurde vor einigen Jahrzehnten heiß umkämpft. Denn die Grünfläche entstand im Rahmen der Altstadtsanierung, die zwischen 1966 und Mitte der 90er Jahre umgesetzt wurde. Neben vielen anderen Maßnahmen wurde damals der Bereich der mittelalterlichen Wall- und Grabenanlagen freigelegt und der nahezu durchgehende Grüngürtel geschaffen. Dafür mussten einige teils markante Häuser abgerissen werden. So musste unter anderem 1978 das alte Jugendstilgebäude der Post zwischen Moorenring und Spülwall weichen. Der letzte Abriss erfolgte 2006 mit dem Backstein-Gebäude der Eheleute Sturm. Bürgerproteste verhinderten dagegen den Abriss der alten Sparkasse am Viehmarkt. Auch das im Bauhaus-Stil errichtete so genannte Dowe-Haus am Möhlenwall durfte stehen bleiben.

Stattdessen kam die Kunst. 1993 hatte die Stadt Kempen einen Wettbewerb ausgerufen, um einen Skulpturenpark anzulegen. Realisiert wurden davon vier Projekte. 2001 ging es mit Inge Mahns „Der Krug“ am Möhlenwall in der Nähe des Kuhtors los. Es folgten die Kreisbank von Katsuhito Nishikawa im Burgpark, das „Treppentor“ von Sybille Berke an der Stadtmauer und „Übereinander“ von James Reineking am Hessenwall. Die Kreisbank wurde 2011 abgebaut, weil sie immer wieder Vandalismus zum Opfer fiel.

Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese erfreut sich besonders daran, dass das Kunstwerk Treppentor wieder mehr freigelegt wurde und nun zusammen mit der Stadtmauer ein schönes Ensemble bildet.

Am Donkwall steht zudem die Skulptur „Kappesbauern“. Und ein weiteres Kunstwerk für den Grüngürtel bahnt sich an. Der Lions Club will eine Stele zum Gedenken an Thomas von Kempen aufstellen. Als Standort wurde die Wiese zwischen Donkring und Donkwall ausgeguckt. Die Idee für die vier Stelen wurde von den Mitgliedern des Kulturausschusses in der Sitzung im November begrüßt. Wann die Skulptur aufgestellt wird, dazu kann der Lions Club aber zurzeit keine Angaben machen.

Aber wenn man an den Grüngürtel denkt, steht natürlich die Natur im Mittelpunkt. Trotz des nahen Autoverkehrs ist der Gürtel eine Ruhezone, ein Auslauf für Jung und Alt, Mensch und Tier. Als die Grundstücksflächen freigelegt wurden, wurde der erhaltenswerte Baumbestand in die Gestaltung des Grüngürtels integriert, weiß Patricia Schürmann, Leiterin des Kempener Grünflächenamtes, zu berichten. Die ältesten Bäume sind mehr als 100 Jahre alt. Es sind eine Esche an der Burg sowie eine Esskastanie im Burgwäldchen.

Bei der Auswahl der Gehölze legen die Stadtgärtner Wert darauf, dass — im Gegensatz zum naturnahen Raum — die Vielfältigkeit der Baumarten noch weiter gesteigert wird. Auch Stauden wurden vermehrt angepflanzt. In der gesamten Innenstadt einschließlich Grüngürtel hat Kempen knapp 1000 Einzelbäume zu verzeichnen. Etwa 60 verschiedenen Arten gehören sie an, meist sind es Laubbäume wie Linde, Ahorn, Kastanie und Platane. Aber auch einige Besonderheiten kamen mit den Jahren hinzu. So blühen zu den richtigen Jahreszeiten zum Beispiel Tulpenbäume, Götterbaum, Amberbaum, Maulbeerbaum, Schlangenhautbaum, Eschenahorn oder auch Taschentuchbaum in schöner Pracht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort