Eigenes Haus für junge Flüchtlinge

Der St. Annenhof richtete fünf Zimmer für 14- bis 17-Jährige unbegleitete Minderjährige ein.

Eigenes Haus für junge Flüchtlinge
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind für den St. Annenhof kein fremdes Thema. Allerdings hat die Kempener Einrichtung vor drei Wochen ein neues Konzept zur Unterbringung begonnen.

Am 11. Oktober ging die Christophorus-Gruppe an den Start. Der St. Annenhof bietet damit sechs jungen Flüchtlingen im Haus An St. Marien 14 ein neues Zuhause. Als im vergangenen Jahr die Flüchtlingswelle begann, kamen die ersten Anfragen der verschiedenen Jugendämter zwecks Unterbringung.

„Vor dem Hintergrund der überraschenden Anfragen haben wir damals zunächst das Prinzip der Einstreuung genutzt“, sagt Karin Vennen, Bereichsleiterin Pädagogik. Das eigens entwickelte Konzept sah vor, die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in bestehende Gruppen zu integrieren. Jede Gruppe im St. Annenhof nahm ein bis zwei Flüchtlinge auf. Insgesamt waren es zwölf junge Menschen im Alter von zwei bis 17 Jahren, die aus Syrien, Afghanistan und Albanien kamen.

„Im Rahmen dieser Integration lernten die Flüchtlinge schnell Deutsch. Aber sie vermissten ein Stück ihrer eigenen Kultur“, berichtet Vennen. Vor dem Hintergrund, dass die Nachfrage nach Plätzen nicht abriss, entschloss sich die Leitung des St. Annenhofes, eine separate Gruppe, nur für Flüchtlinge, ins Leben zu rufen. Die Planungen für die Christophorus-Gruppe liefen an, wobei man auf die gemachten Erfahrungen zurückgreifen konnte.

In Sachen Unterbringung fiel die Entscheidung nach Rücksprache mit dem Vermieter, der katholischen Kirchengemeinde St. Mariae Geburt, auf das Haus An St. Marien 14. In diesem lief zuvor das Angebot der Tagesgruppe vom St. Annenhof. Diese zog in das Haus Franziskus um.

Mit Unterstützung des Bistums Aachen, das ein Programm für die Schaffung von Wohnraum anbietet, baute die Kirchengemeinde das Gebäude um. Die Überarbeitung von Sanitär und Elektrik erfolgte, weitere Bäder wurden eingebaut, das Haus bekam neue Fenster und der vorgeschriebene Brandschutz wurde umgesetzt. Es schloss sich die Einrichtung der Räume durch den St. Annenhof an.

Mit dem 16-jährigen Mohamed zog der erste unbegleitete minderjährige Flüchtling am 11. Oktober ein. Zwei Tage später folgten die nächsten. Alle sechs Plätze — vier Einzel- und ein Doppelzimmer — sind derzeit mit Flüchtlingen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren aus Guinea belegt. Wenn Peter Fischer die letzten drei Wochen betreffend die neue Christophorus-Gruppe Revue passieren lässt, kann er ein positives Fazit ziehen. „Es ist gut angelaufen“, sagt der Bereichsleiter der Verwaltung vom St. Annenhof. Man mache Schritt für Schritt. Es gehe dem St. Annenhof nicht ums Wachstum.

Was man mache, wolle man gut machen, und es sei von Vorteil, wenn alles überschaubar bleibe, fügt Fischer im Hinblick auf einen möglichen Ausbau der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen an.

Indes ist in der Christophorus-Gruppe der Deutschunterricht bereits angelaufen. Die noch bestehenden Sprachprobleme werden mittels einer Dolmetschermaschine kompensiert.

Dabei handelt es sich um ein Angebot eines österreichischen Unternehmens. Sie bieten einen Dolmetscherpool, bestehend aus über 750 zertifizierten Dolmetschern in über 80 Sprachen, an. Über entsprechende Software kann per Bildschirm mit Webcam nach Anmeldung auf einen Dolmetscher zurückgegriffen werden. Die Muttersprache aller Flüchtlinge ist dabei Französisch. Nur einer der Jugendlichen spricht zudem Englisch.

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