Ehe für alle: Die Kommunen haben schon Anfragen

Nach dem Beschluss des Bundestages warten die Städte und Gemeinden nun auf die genauen Gesetzesvorgaben.

Ehe für alle: Die Kommunen haben schon Anfragen
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Kreis Viersen. Die Ehe für alle kam nicht nur für manche konservativen Unionspolitiker wie aus heiterem Himmel. Auch die hiesigen Kommunalverwaltungen (mit ihren Standesämtern) machen in diesen Tagen teilweise einen ziemlich überrumpelten Eindruck, wenn auch aus rein praktischen Gründen. Beispiel Grefrath: „Genaueres kann ich leider noch nicht sagen“, sagt Daniela Enger, Standesbeamtin in Grefrath auf WZ-Nachfrage und verweist auf die fehlenden Unterlagen von höherer Stelle. Daher musste sie auch schon einen Anrufer vertrösten, der sich bereits nach der Umwandlung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft in eine Ehe erkundigt hatte. Läuft das automatisch? Oder auf Antrag? Muss die Gemeinde nun alle anschreiben, die es betrifft? Viele Fragen sind für die Verantwortlichen an der Niers noch offen.

In Kempen haben sich, ebenso wie in Willich, bereits zwei gemeinsam lebende Frauen erkundigt, wie es denn nun mit der Umwandlung abläuft. Das berichtet Stadtsprecher Christoph Dellmans. Doch auch er muss passen: „Dazu können wir noch überhaupt nichts sagen.“ Es fehle die schriftliche „Umsetzungsverfügung“, damit man wisse, wie es weitergehe. Man rechne damit in den kommenden Wochen.

Etwas mehr kann Catharina Perchthaler von der Pressestelle der Stadt Tönisvorst sagen. Die Umwandlung sei ab Oktober möglich, darauf verweist auch ihr Willicher Kollege Michael Pluschke. „Eine Zeremonie ist dafür nicht zwingend nötig“, so Perchthaler. Aber es müsse eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden — es sei also ein gemeinsames Ja-Wort fällig. Und dafür müssten natürlich beide Partner anwesend sein. Ganz ohne Kosten wird die Umwandlung übrigens nicht zu haben sein. Zur Höhe kann die Stadt Tönisvorst aber noch nichts sagen: Es sei ein Ratsbeschluss für die geänderte Gebührensatzung nötig, so die Sprecherin.

Bei der Tönisvorster Verwaltung hatte sich gleich am vergangenen Freitag ein Mann nach der Umschreibung der Urkunde erkundigt. An diesem Tag hatte der Bundestag — nach jahrzehntelangem Ringen — Ja zur Ehe für Homosexuelle gesagt. Mit einer Mehrheit von SPD, Linken und Grünen sowie knapp einem Viertel der CDU/CSU-Fraktion beschloss das Parlament die völlige rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen.

Gut möglich, dass nun auch die Trau-Orte in der Region einen noch stärkeren Andrang erfahren als bisher. Zum einen, weil nun mehr Menschen den staatlichen Bund der Ehe eingehen dürfen. Zum anderen, weil vielleicht viele bislang „eingetragene Paare“ den Wechsel im stilvollen Rahmen begehen möchten. Die passenden Orte gibt es dafür ja genug: Allein in Grefrath stehen beispielsweise fünf „Locations“ zur Verfügung, darunter die Burg Uda und die Dorenburg.

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