Echte und falsche Schätze

Im Keller des Rathauses lagern die Fundsachen. Regelmäßig werden sie versteigert.

Kempen. Es riecht in der Schatzkammer. Altes Gummi ist die Duftmarke der vergessenen Dinge. Hinter einer schweren Tür im Keller des Rathauses liegt eine Fundgrube. Dort werden die Fundsachen eingelagert.

Manfred Josten von der Service-Stelle ist für die Schätzchen zuständig. Er schiebt die dunkelgrüne Tür auf und schaltet das Licht ein. Zwischen schiefen Regalen und vergilbten Aktenordnern stehen etliche Fahrräder. Bunte, schwarze, rot beklebte. Zum Teil hängen sie an einem Haken unter der Decke des Kellerraumes: zu wenig Platz ist in dem kleinen Raum. „Im Jahr kommen rund 250 Fundsachen bei uns an“, sagt Josten. Meist sind es alte Fahrräder. Aber auch Armbanduhren, ein Navi und sogar ein Tennisschläger stehen auf der Versteigerungsliste für den 22. Oktober.

Einmal im Jahr kommen die Fundsachen unter den Hammer, die nicht von ihren Besitzern abgeholt wurden und auf die der Finder keinen Anspruch erhebt. „Wenn die sechsmonatige Frist abgelaufen ist, darf der Finder die Sachen behalten“, sagt Josten.

In einem blauen Büchlein dokumentiert er die Dinge, die häufig niemand zu vermissen scheint. Fundort, Datum und Finder sind darin verzeichnet. Jedem Teil wird eine Nummer zugeordnet. Über den Besitzer von dem schwarzen Hollandrad mit der Nummer 142/2011 weiß man nichts. Nur, dass er Fußballfan ist. Auf dem Rahmen klebt ein verblichenes Bildchen von Philipp Lahm. In der Auktion bringt solch ein Fahrrad etwa 20 bis 30 Euro, schätzt Manfred Josten.

Die Kempener sind offenbar ehrliche Menschen: „Dreimal wurden in diesem Jahr Geldbeträge über 500 Euro abgegeben“, sagt Josten. Die werden nicht im Rathauskeller gelagert, sondern auf ein Bankkonto eingezahlt.

Auch „Gauklergold“ liegt im Fundkeller. „Das sind wertlose Ringe, die aussehen wie echte“, erklärt Josten. Betrüger sprechen Passanten auf der Straße an und geben ihnen den Ring mit den Worten: „Ich habe keine Zeit, den Ring ins Fundbüro zu bringen. Würden Sie das machen?“ Dann fordern sie Bargeld, zehn oder zwanzig Euro — als Beteiligung an dem Finderlohn für das vermeintlich wertvolle Schmuckstück.

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