Die Mundharmonika begeistert ihn

Konstantin Reinfeld spielt auf diesem Instrument Jazz und Klassik. Er reist damit durch die Welt.

Die Mundharmonika begeistert ihn
Foto: Stephan Pick

Kempen. Musik gehört für Konstantin Reinfeld seit frühesten Kindertagen dazu: „Mit drei, vier Jahren saß ich schon am Klavier, weil ein Flügel zu Hause stand. Dann war ich von der Klarinette fasziniert und habe damit angefangen.“ Doch sein „richtiges“ Instrument sollte er 2008 als 13-Jähriger finden. Im Fernsehen, in der RTL-Castingshow „Das Supertalent“, hörte er den Mundharmonikaspieler Michael Hirte, der den Wettbewerb mit Evergreens gewann. „Die Expressivität dieses Instruments hat mich angesteckt. Am nächsten Tag habe ich mir in Kempen gleich eine Mundharmonika gekauft,“ erinnert er sich.

Die Mundharmonika begeistert ihn
Foto: Reimann

Es sollte auch genau das Modell sein, das er in der Sendung gehört hatte: eine zehnlöchrige diatonische Mundharmonika, wie sie ursprünglich für Volkslieder genutzt wurde. Dass es für dieses Instrument keinen Lehrer gab, sollte er schnell erfahren. Doch in Zeiten von Internet und YouTube war das kein Problem. „Ich habe mir das Spiel selber beigebracht und habe mich auch auf YouTube in einem Mundharmonika-Forum angemeldet.“ Er stellte gleich seine ersten eigenen Aufnahmen hinein und bekam viel konstruktives Feedback, mit dem er sein Spiel weiter entwickeln konnte. Inzwischen gibt er selber über Skype Mundharmonika-Unterricht und hat Schüler in der ganzen Welt.

So exotisch hierzulande inzwischen die Mundharmonika ist, so gibt es doch auf anderen Kontinenten große Fan-Gemeinden dieses Instruments. „Amerika ist ein großes Mundharmonika-Zentrum.“ Die Mundharmonika, die „Blues harp“, ist durch Einwanderer dorthin gekommen. „Das beste Blues-Instrument kommt aus Deutschland!“, erzählt er schmunzelnd. Aber auch in Asien erfreut sich das Instrument großer Beliebtheit. „Dort wird schon Mundharmonika in Schulen gelehrt, wie hier die Blockflöte“, weiß er.

Doch nicht nur über das Internet kann er dorthin Kontakte pflegen, Anfang August wird er zum 5. Mundharmonikafestival nach Seoul fliegen. Als Solist und Juror hat man ihn eingeladen. Vorher stehen noch im Juni eine Tournee mit dem Ensemble Mr. Quilento durch Norddeutschland auf dem Programm sowie die Teilnahme an den Hildener Jazztagen.

Vor dem Problem, einen Lehrer — dieses Mal einen Professor — für die Mundharmonika zu finden, stand Reinfeld wieder bei der Wahl seines Studienorts. An verschiedenen Musikhochschulen hat er sich vorgestellt, doch Jazz-Mundharmonika kann er nirgendwo studieren. Da wird ihm der Austausch mit Musikerkollegen per Internet auch weiterhin Anregung und Fortbildung geben. Und ganz im realen Leben studiert er nun an der Hochschule für Musik und Tanz Köln Klavier Jazz/Pop für das Lehramt. Außerdem hat er sich für die Gesangsausbildung eingeschrieben. „Die Aspekte Atemtechnik und Resonanzräume beim Gesangsstudium nützen mir auch beim Mundharmonikaspiel.“

Musikalisch möchte er sich aber keineswegs nur auf Jazz-Mundharmonika beschränken. Seit seiner Premiere in der Klassik mit dem Pianisten Benyamin Nuss beim Jubiläum 20 Jahre Kempen Klassik möchte er sich auch dort weiter betätigen. „Da gibt es nichts mit Effekten, nur natürlichen Klang!“, schwärmt er.

Und Klassik auf der Mundharmonika als sein persönliches Alleinstellungsmerkmal in der großen Musikwelt — das reizt ihn.

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