Kempen „Die Geschäfte brauchen den Umsatz“

Redaktion vor Ort: Zum Thema verkaufsoffene Sonntage haben die Kempener eine differenzierte Meinung.

Kempen: „Die Geschäfte brauchen den Umsatz“
Foto: Lübke

Kempen. Sind verkaufsoffene Sonntage wirklich notwendig? Nachdem in Münster nach Gerichtsentscheidungen und Bürgervotum gar keine Geschäfte mehr sonntags öffnen, hat die WZ dazu auf dem Buttermarkt die Meinung der Kempener eingeholt.

Kempen: „Die Geschäfte brauchen den Umsatz“
Foto: Kurt Lübke

„Wir brauchen es eigentlich nicht. Wir können ja jeden Tag einkaufen gehen“, sagt Erika Brand-Pütz zum Thema verkaufsoffener Sonntag. Doch sie hat nichts dagegen, wenn sonntags die Geschäfte öffnen dürfen. „Wer aufmachen will, soll auch aufmachen dürfen“, sagt auch Hans-Wilhelm Pütz. Händler, die fleißig seien und arbeiten wollen, sollten das auch tun dürfen. Schließlich dürften Tankstellen auch öffnen und jeden Sonntag verkaufen.

Kempen: „Die Geschäfte brauchen den Umsatz“
Foto: Lübke

Die Kempenerin Dorothee Welter hat eine differenzierte Meinung dazu. Ihr gefällt das Shoppen sonntags gut. „Da habe ich selbst mal Zeit, gemütlich mit der ganzen Familie durch die Geschäfte zu bummeln.“ Andererseits sei der Sonntag ein Ruhetag, von dem sie selbst profitiere und den sie den Verkäufern auch gönne.

Doris von den Eichen war selbst Verkäuferin und plädiert dafür, die Mitarbeiter nicht zu sehr zu belasten. „Zwei verkaufsoffene Sonntag im Jahr - in der Weihnachtszeit, das würde reichen“, findet sie.

Ursula Körner geht gerne auch mal sonntags einkaufen. Vier Termine im Jahr findet sie in Ordnung — alle zwei Monate könnte sie sich aber auch offene Läden am Sonntag vorstellen: „Das wäre schön.“

„So lange das Personal anständig bezahlt wird, bin ich für verkaufsoffene Sonntage“, sagt ein vorbeigehender Mann — und findet die Zustimmung von Armin Horst, Vorsitzender des Kempener Werberings. „Die Geschäfte hier sind auf den Umsatz angewiesen“, ergänzt er. Vor allem viele auswärtige Besucher machten zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt gerne einen Einkaufsbummel in der Thomasstadt. Seine Befürchtung: „Ohne verkaufsoffene Sonntage hätten wir mehr Leerstände.“

Armin Horst ist längst nicht der einzige Einzelhändler, der dem Aufruf der WZ, zur „Redaktion vor Ort“ zu kommen und seine Meinung zum verkaufsoffenen Sonntag zu sagen, gefolgt ist. Silke Zander etwa betreibt das Geschäft Radieschen an der Judenstraße und fände es schlimm, wenn die verkaufsoffenen Sonntage wegfielen. Schließlich haben die Einzelhändler mit dem Internet und den benachbarten Niederlanden eine Konkurrenz, bei der man auch sonntags einkaufen könne. Zudem will sie, dass die Relation in der Diskussion beachtet wird. „Wir reden von vier Sonntagen. Das sind 20 Stunden im Jahr“, so Zander. Und das seien wichtige Stunden, in denen man Geld verdienen könnte, was man sonst nicht verdienen würde — weil viele Menschen von außerhalb nach Kempen kommen. Die Anzahl sei schon in Ordnung. „Wenn wir dauerhaft sonntags öffnen würden, würde sich das Geschäft nur verschieben“, vermutet Silke Zander.

In Kempen seien die verkaufsoffenen Sonntage immer eingebettet in schöne Aktionen, die ein Verkaufserlebnis ermöglichten, sagt neben Silke Zander auch Susanne Bornkopp vom Geschäft Charisma an der Judenstraße. „Wir bekommen immer ganz viel positive Resonanz“, sagt Susanne Bornkopp. Immer wieder würden Besucher zudem nach den Festen noch einmal wiederkommen und sich dann in Ruhe beraten lassen und etwas kaufen. Für die Mitarbeiter sei es übrigens kein Problem, sonntags zu arbeiten, berichten Silke Zander und Susanne Bornkopp.

Petra Kranhold vom Wäschegeschäft Wehmeyer (ebenfalls Judenstraße) fragt sich, was die ganze Diskussion überhaupt soll: „Die Kunden haben doch schon längst durch ihre große Resonanz entschieden. Die Märkte sind voll“, sagt sie. Alles, was die Innenstadt belebe, sei wichtig.

Dem kann sich Hans-Peter Tauber, der früher an der Judenstraße ein Geschäft hatte, nur anschließen: Cafés und Restaurants seien am Sonntag offen, warum also nicht die Läden? „Ich hätte gerne einige Sonntage mehr verkaufsoffen“, betont er.

Christoph Dellmanns, in Kempen für das Stadtmarketing zuständig, schaut über die Grenze in die benachbarten Niederlande. „In Venlo gibt es seit vier Jahren 52 verkaufsoffene Sonntage im Jahr.“ Die Geschäftsleute dort hätten sich damit gegen das Outlet in Roermond zur Wehr gesetzt. Durch den so entstandenen Abzug von Kaufkraft sei eine „wahnsinnige Konkurrenz“ für Kempen entstanden. Aus seiner Sicht sind deshalb nicht nur die vier verkaufsoffenen Sonntage in Kempen wichtig: „Es wäre schön, wenn die Geschäfte hier auch in der Mittagszeit öffnen würden — zumindest in der Weihnachtszeit. Damit würde man ein Zeichen setzen.“ Das sieht ein anderer Kempener ähnlich, der sich per E-Mail gemeldet hat und anonym bleiben möchte: „Der Service in den Geschäften muss verbessert werden“, sagt er. Einheitliche, klar geregelte Öffnungszeiten wären aus seiner Sicht ein wichtiges Mittel zur Kundenbindung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort