Die Bööscher lachen mit der Sonne

Einen prächtigen Rosenmontagszug gab es gestern im 1800-Seelen-Dorf. Höhepunkt war der ägyptische Prinzenwagen.

Vinkrath. Die gute Nachricht zuerst: Beim Vinkrather Rosenmontagszug ist keiner verhungert. Kartoffeln, Zwiebeln, Breetlook, Aufschnitt, heiße und kalte Würstchen, Saucenmischungen à la Hollandaise oder Bolognese — das ist nur ein kleiner Auszug des närrischen Buffets, von dem sich die Besucher des Zugs bedienen durften. Kurzum: Das Wurfmaterial der Bööscher Narren war originell — ebenso die Kostüme und Mottowagen der Gruppen.

Bei strahlendem Sonnenschein setzte sich der Zug um Punkt 11.11 Uhr in Bewegung. Eingangs der Mörtelsstraße warteten da schon tausende Zuschauer auf Wagen und Fußgruppen. Und das Warten sollte sich lohnen. Rund 40 Minuten dauerte es, bis der Narrentreck an einem vorbeigezogen war. Für das beschauliche Vinkrath ist das schon eine beachtliche Zuglänge — und das weitgehend ohne Lücken, die ja zum Beispiel am Sonntag in St. Tönis beklagt worden waren.

Die Bööscher lachen mit der Sonne
Foto: Friedhelm Reimann

Hauptgrund für die Länge des Zuges war die große Zahl an Landjugenden. Die Gruppen mit den teils großen — und vor allem lauten — Mottowagen waren aus vielen Städten und Gemeinden der Region nach Vinkrath gekommen: Kempen, Wankum, Waldniel, Lobberich, Breyell-Schaag — und natürlich Grefrath. Vor allem bei Organisatoren großer Züge sorgen die jugendlichen Gruppen dann und wann für Sorgenfalten. Laute Musik aus den Riesenboxen und viele Tanz- und Partypausen stören den einen oder anderen Karnevalisten schon. In Vinkrath waren die Landjugenden gestern aber eine Bereicherung mit viel Spaß an der Freud’.

Ein wenig Abstand hielt jedoch der Grefrather Trommlercorps zur vor ihr laufenden und fahrenden Grefrather Landjugend (Motto „Wald“). Aus gutem Grund: Die Klänge der Trommler und Pfeifer wären im Sound des Wagens untergegangen.

Gleich hinter dem Trommlercorps folgte das Zugende — und damit der Höhepunkt: der Wagen des Kinderprinzenpaars Annika I. (Drießen) und Tim I. (Odersky). Die beiden grüßten wie ein Pharao und Cleopatra vom schmucken Wagen. Denn ihr Gefolge bestand aus Ägyptern. Liebevoll gebaut, machte die Sphinx am Wagen einiges her. Originell auch der Bagagewagen, den die Familien als „Vinkrather Schatzkammer“ bezeichnet hatten.

Gute Ideen hatten auch die anderen Gruppen. Zum Beispiel die Nachbarschaft „Tetengaudi“, die als Skifahrer den Bööscher Zug den Olympischen Spielen in Pyeongchang vorzogen. Als Vampire war der „Freundeskreis Landlust“ dabei. Piraten und Astronauten waren in den Reihen der Turnerschaft Grefrath zu erkennen. Ebenfalls Hingucker waren ein Wagen als Jim Knopfs Lokomotive Emma und eine Leuchtturm-Fußgruppe.

Passend zum Vinkrather Ambiente hatten sich die Teilnehmer auch viele landwirtschaftliche Themen ausgesucht. So gab es eine Hühnerfarm, von der gekochte Eier verteilt worden, aber auch Traktoren sowie Kühe und Schafe.

Angesichts des großen Engagements und der Freude der Teilnehmer müssen sich die Bööscher Jecken um die Zukunft des Rosenmontagszuges wohl keine Sorgen machen. Gesteuert vom Kinderkarnevalsverein Vinkrath (KKV) sorgen Nachbarschaften und Freundeskreise dafür, dass im 1800-Seelen-Dörfchen immer einiges los ist. Die Neuauflage des Zuges ist für 2020 geplant. Nächstes Jahr sind die Oedter an der Reihe. Dieser Wechsel soll sich in den nächsten Jahren etablieren.

Ob es indes in Grefrath mal wieder einen Tulpensonntagszug geben wird, steht in den Sternen. Seit dem Aus des Grefrather Karnevalskomitees (GKK) 2016 liegt diese Tradition vorerst auf Eis.

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