Kempen Der Traum vom Leben mit Lassie

Ein Kempener Tierarzt-Ehepaar hat sich seit rund sieben Jahren der Zucht von Collies verschrieben.

Kempen: Der Traum vom Leben mit Lassie
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Viele Kinder träumen von einem Collie, einem Hund wie Fernsehstar Lassie. Auch mancher Erwachsene hegt diesen Wunsch nach einem treuen Begleiter. Bei Marc und Dorothea Stützel wurde er gleich mehrfach wahr. Die beiden Kempener Tierärzte züchten seit 2009 Collies aus der sogenannten amerikanischen Linie. Beide sind mit dieser Rasse aufgewachsen und wollten wieder mit solchen Hunden zusammenleben. Am Niederrhein haben sie sich diesen Traum mit ihrem ersten amerikanischen Collie Michel erfüllt.

Die Tierärzte waren von der Charakterstärke und dem Wesen dieses Hundes fasziniert. Die große Nachfrage nach Welpen und der Wunsch, diesen Typ Collie zu erhalten, führte schließlich zur eigenen Zucht. Diese läuft unter dem Namen „Wall Street Collies“, um die amerikanischen Wurzeln zu betonen.

Dieses Jahr brachte die Hündin Pingu ihren dritten Wurf zur Welt, der zwölfte der Zucht insgesamt. Die Welpen waren jüngst in der Sendung des TV-Senders Vox „Tierbabys — süß und wild“ die heimlichen Stars der Folge. Danach seien die Stützels von der großen Nachfrage „ziemlich überrascht worden“. Zurzeit werde mit zwei Hündinnen gezüchtet. Ein neuer Wurf sei mit einer zweiten Hündin bereits für diesen Herbst geplant.

Für eine bessere Zucht, und um ihre Hunde besser kennenzulernen, fuhren die Tierärzte 2013 beispielsweise nach Schweden, um eine „Mentalbeschreibung“ zu bekommen. Die Zucht mit charakterlichen Gesichtspunkten „steckt hier noch in den Kinderschuhen“ und es werde nicht so stark auf die Wesensstabilität geachtet, sagt das Ehepaar Stützel. „Aber spontan einfach so in Urlaub fahren wie andere, das geht mit so vielen Hunden nicht“, ergänzt Marc Stützel. Ab und zu sei mal die Nordseeküste drin. Wenn das Ehepaar einmal etwas weiter verreisen möchte, werde extra ein Hundesitter engagiert.

Doch auch am Niederrhein fühlen sich alle Zwei- und Vierbeiner wohl. Auf dem großen Gelände um das Haus der Stützels geht es sehr lebhaft zu. In Gesellschaft von zwei Friesenpferden haben die Collies ihr Zuhause. Dort können sie sich nach Lust und Laune austoben und haben im Rudel „viele soziale Kontaktpunkte“.

Das weitläufige Anwesen bietet jede Menge Entdeckungsmöglichkeiten. Das alleine sei für diese „aktiven Hütehunde“ aber nicht ausreichend. Man muss sie beschäftigen.

Sportlich fordern die Tierärzte ihre Hunde mit Agility, Hunderallyes und dem Turnierhundesport, wozu alle Tieer die Begleithundeprüfung ablegen. Auch Ausstellungen werden besucht. Im Vordergrund stehe aber, die Vierbeiner für die zukünftige Arbeit mit Menschen zu trainieren. Einige werden als Therapie- oder Besuchshund ausgebildet. Dorothea Stützel geht mit ihren Hunden seit 2011 in das Kempener Von-Broichhausen-Stift. Dort nehmen sie an Gruppensitzungen mit den Senioren teil. Das verlange den Hunden einiges ab. Sie müssten vom Welpenalter an auf den behutsamen Umgang mit älteren Menschen trainiert und an Rollstühle, Gehhilfen, Senioren mit Einschränkungen und die glatten Böden gewöhnt werden.

Bis die Collies dafür bereit sind, sei viel Arbeit notwendig. Das Ehepaar bezeichnet die Welpenaufzucht als anstrengende, für sie aber erfüllende Aufgabe, der sie mit Leidenschaft nachgehen. Wie bei der Hündin Lilly-Pixie, die nach der Geburt kaum Überlebenschancen hatte. Sie wurde liebevoll aufgepäppelt. „Jeder hat eine Chance verdient“, sagt Dorothea Stützel.

Das Ehepaar gibt die meisten seiner Welpen ab. Manche bleiben jedoch für die Zucht auf dem Hof. Aber zuerst müssen alle Welpen fürsorglichaufgezogen werden.

Wenn man an Collies aus der Zucht interessiert ist, sollte man bereits frühzeitig Kontakt mit dem Ehepaar aufnehmen. Das heißt: mindestens ein halbes Jahr vor dem geplanten Wurf. Manchmal sind die Wartezeiten jedoch länger.

Die Welpen werden mit neun Wochen in andere Hände gegeben — außer, ein Hund hat es geschafft, sich so „ins Herz zu schleichen“, dass sie ihn nie wieder hergeben wollen. Oder er eignet sich besonders für die Zucht. Bei den anderen Welpen sei der Abschied auch nicht leicht. „Man lässt sie natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen, wenn sie in ihr neues Zuhause gehen“, sagt Marc Stützel.

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