Kunst Das Weiße im Raum „beschreiben“

Für Edith Stefelmanns ist der künstlerische Prozess wichtiger als das Resultat. Sie überlässt kaum etwas dem Zufall.

Kunst: Das Weiße im Raum „beschreiben“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Ihr Ausstellungsraum an der Rabenstraße 21 überrascht mit seinem durchgehenden weißen Anstrich; Wände, Decke und Boden sind in der gleichen Farbe. Man hat das Gefühl in einem weißen Kubus zu stehen, und da kann der Blick durch die Fenster ins Grün der Pflanzen eines winzigen Hofs zum Anker werden, wenn die Wirkung des Raumes befremdet.

Kunst: Das Weiße im Raum „beschreiben“
Foto: kul

„Das Weiße im Raum ist für mich wie ein leeres Stück Papier, das beschrieben werden möchte“, sagt Edith Stefelmanns und fügt gleich noch hinzu: „Ich hänge auch reduziert auf.“

Bei solch einem klar strukturierten Raum ist es nicht verwunderlich, dass die Künstlerin in ihrer Arbeit wohl kaum etwas dem Zufall überlässt.

„Ich arbeite immer nach Konzept“, erklärt sie. „Spontan geht bei mir gar nicht! Noch bevor ich meine letzten Gedanken gemacht habe, weiß ich, was daraus wird.“ Von den Betrachtern ihrer Kunstwerke erwartet sie nicht minder eine geistige Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten.

„Meine Kunst ist nicht für das Gros der Leute gemacht. Man muss sich mit ihr auseinandersetzen, muss nachfragen. Das ist etwas, was im digitalen Zeitalter vielen schwerfällt. Aber die Menschen, die zu mir kommen, haben echtes Interesse.“

Keine Probleme scheint sie damit zu haben, dass manche großformatige Arbeit nach Ausstellungsende zerlegt und damit zerstört werden muss.

Sie erzählt von ihrer Installation vor fünf Jahren im Kramer-Museum, mit der sie an die 86 Mönche erinnerte, die im Gewölbekeller des ehemaligen Klosters begraben liegen. Dafür schuf sie einen weißen Kubus von 2x2x2 Metern, bei dem sie an einer Kante ein Kreuz herausschnitt, das wiederum den Blick auf 86 weiße Gipsmasken frei gab.

Nach Ende der Ausstellung fand sie keinen neuen Standort für ihre Installation, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sie zu demontieren und wenigstens die Masken in ein Depot zu legen — in die Warteschleife für vielleicht eine andere Arbeit.

Bei ihrem nächsten Kunstwerk, das sie für das Kramer-Museum als Beitrag zum Themenjahr „Unterwegs“ des Kulturraums Niederrhein plant, wird es ihr im kommenden Jahr ähnlich ergehen. „Es ist schon absehbar, dass auch diese Installation zerstört werden muss.“ Für sie ist der Prozess bedeutender, nicht das Resultat und schon gar nicht ein langes Haltbarkeitsdatum ihrer Arbeiten. Das Loslassen scheint ihr nicht schwer zu fallen.

Doch nicht nur in ihrem Atelier an der Rabenstraße ist sie schöpferisch tätig, einmal in der Woche fährt sie nach Gelsenkirchen. Als Gastkünstlerin im Atelier J.R.S schätzt sie dort besonders den Dialog mit den anderen beteiligten Künstlern. „Und auch den Blick auf die andere Rheinseite. Die Menschen sind dort anders“, meint sie schmunzelnd. Aber sie hat schon vor, ihre Arbeit dort wieder zu reduzieren, schließlich möchte sie sich mehr um das eigene Atelier kümmern und dann wäre auch noch ihr Engagement im Vorstand der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK). Da wartet beispielsweise die Artothek der GKK darauf, dass die rund 600 ausleihbaren Kunstwerke in einem digitalen Katalog erfasst werden.

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