Kempen Blauer Dunst seit zwei Jahrzehnten

Klaus Henrich betreibt bereits seit Mitte der 90er Jahre den Kiosk am Kuhtor. Außerdem im Geflüster: Historisch interessierte Besucher aus der Seidenstadt in der Thomasstadt.

Kempen: Blauer Dunst seit zwei Jahrzehnten
Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Auf den Spuren der Reformation in Kempen“ wandelte jetzt eine Besuchergruppe aus Krefeld — und der Flüsterer wandelte mit. Die Gäste aus der Seidenstadt waren im Rahmen des Krefelder „Sommerkirchenprogramms“ in die Thomasstadt gekommen. Das ist ein Angebot der Krefelder Cityseelsorge an jeden Interessierten, in fröhlicher und aufgeschlossener Gemeinschaft den Sommer mit schönen Erlebnissen wie Ausstellungsbesuchen, Stadtrundgängen und Fahrradtouren zu genießen. Schwerpunkt 2017: Das Jubiläum der Reformation, die 1517 mit der Bekanntgabe der 95 Thesen Martin Luthers einsetzte. Die Führung der Krefelder Gäste hatte der Kempener Historiker Hans Kaiser übernommen.

Am Stadtmodell des Kramer-Museums erklärte Kaiser die Bedeutung der Stadt Kempen im ausgehenden Mittelalter: Bereits 1525 — 22 Jahre früher als im benachbarten Krefeld - gab es hier evangelische Gläubige. Was daran lag, dass Kempen damals das wirtschaftliche und geistige Zentrum zwischen Rhein und Niers war. Die Bevölkerung der aufstrebenden Stadt war für die damalige Zeit wohlhabend, aufgeschlossen und gebildet. Sie nahm die Impulse, die der Mystiker Thomas von Kempen und Martin Luther zur Erneuerung des Glaubens verbreiteten, rasch auf, so dass Kempen zu einem Zentrum der Reformation am Niederrhein wurde. Erst die Vertreibung der Evangelischen ab 1608 durch den Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern ließ die Stadt wirtschaftlich und geistig zurückfallen und in einen mehr als zweihundertjährigen Dornröschenschlaf versinken.

Altstadt-Geflüster

In Krefeld hingegen trugen die Kempener Emigranten zum Aufbau der Textilindustrie bei, so dass die Seidenstadt die benachbarte Thomasstadt in den nächsten Jahrhunderten weit überflügelte. Heute noch ein gutes Beispiel gegen politische Engstirnigkeit und religiöse Intoleranz.

Raucher haben es ja immer schwerer. Rauchverbot, Ekel-Bilder auf den Packungen, hohe Steuern — Klaus Henrich führt seinen Kiosk am Kuhtor an der Kerkener Straße 2 nun schon seit 20 Jahren und hat in dieser Zeit so einiges miterlebt. Er nimmt es mit Humor und lässt sich selbst die Freude am Rauchen nicht verderben. Und seine Kunden auch nicht. Er hat für Raucher nämlich so einiges im Angebot. Im vergangenen Jahr hat er seinen Kiosk noch vergrößert.

„Mein Sortiment ist in den vergangenen Jahren nach den Kundenwünschen nach und nach gewachsen“, blickt Henrich zurück. Ursprünglich hatte er an dieser Stelle die Schreinerei seiner Familie weitergeführt. Als es eines Sommers ruhiger war, kam er zu dem Schluss, dass man mit dem Laden mehr machen könnte und eröffnete einen Kiosk. Zunächst gab es viele Dinge des täglichen Bedarfs — ein kleiner Tante-Emma-Laden. Geöffnet war bis 22 Uhr. Doch mit der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten brach das Abendgeschäft ein. Darum ist heute in der Woche bis 20 Uhr geöffnet.

Wasserpfeifen (Shishas), Zigarren und Pfeifen gehören neben den normalen Glimmstengeln zum Angebot. Auch E-Zigaretten laufen im Kiosk am Kuhtor sehr gut. „Dieser Markt wächst riesig“, weiß der Fachmann. Und den passenden Tabak für die Rauchgeräte gibt es bei Klaus Henrich natürlich auch. Bei den Wasserpfeifen sind Geschmacksrichtungen wie Apfel, Multifrucht oder Vanille sehr gefragt. „Ich höre da auf meine Kunden“, so Henrichs. Und die kommen nicht nur aus Kempen, sondern auch aus Duisburg, Moers und Straelen zu ihm. Besonders wer sich fürs Pfeiferauchen interessiert, braucht eine gute Beratung, weiß Henrich. „Das ist ein vollkommen anderes Erlebnis“, weiß er zu berichten. Es gibt Pfeifen mit Lippenbiss oder auch mit Doppelrauchkanal, die den Rauch richtig lenken. Außerdem empfiehlt Henrich Pfeifen-Anfängern einen leichten Tabak.

Was gab es früher noch viele Kioske und Tabgeschäfte in der Altstadt. Das ist in den vergangenen 20 Jahren erheblich weniger geworden, hat Klaus Henrich festgestellt. Nun ist mit „Tanki“ noch eine weitere Anlaufstelle für Schüler verschwunden. Im Kiosk am Kuhtor versorgen sie sich aber weiterhin gerne mit Süßem. Auch Lotto-Spielen und Zeitschriften und Zeitungen kaufen kann man dort natürlich. Der 56-Jährige denkt noch keinesfalls ans Aufhören. Er träumt eher noch von einer weiteren Vergrößerung. „Eine Raucherlounge, in der man den Tabak auch mal ausprobieren kann, das wäre noch ein Traum“, so Henrich. Nun feiert er aber erst einmal 20-jähriges Bestehen und den Kunden aus diesem Anlass auf alle vorrätigen Wasserpfeifen, Shishas, Zippos und Pfeifen bis Ende August einen Nachlass von 20 Prozent.

Für die einen ist eine Zigarette ein Genuss, für die anderen ein gutes Frühstück. Das gibt es seit Neuestem auch im Le Petit an der Peterstraße. Freitags, samstags und sonntags kann man dort schon morgens ab 9 Uhr französisch schlemmen. Zum Beispiel „Traditionell“ mit Croissant und französischem Landbrot. Oder „à la Fromage“ mit Weichkäseauswahl. Oder auch „Méditerrané“ mit Oliven, Kirschtomaten und Mini-Büffelmozzarella zu Baguette und Landbrot. Als Croissant-Lieferanten hat man mit dem altstadtbenachbarten Bäckerei Weidenfeld einen guten Partner gefunden. Auch die beliebten Schoko-Croissants kommen von dort, flüstert Brigitte Ziller vom Le Petit.

„Holt mich hier raus — ich bin kein Star, sondern ein einsames Fahrrad“: Seit Wochen war ein Drahtesel eingesperrt hinter den Gittern, die die Baustelle im Bereich Viehmarkt schützte. Das Rad stand am Fuß des erhöhten Ruhebereichs. Gut, dass die Zeiten nun vorbei sind. Bekanntlich ist die Baustelle am Viehmarkt beendet und der Parkplatz wieder nutzbar.

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