Bernd Stelter bringt die Mundwinkel nach oben

Das vielseitige Programm mit vielen subtilen Gags sorgte am Freitagabend für Begeisterung.

Kempen. Bernd Stelter weiß Bescheid: „Deutschland liegt in der Zufriedenheits-Rangfolge auf Platz 47 — hinter Ländern wie Ruanda oder Nigeria.“ Anlass genug, mit dem Programm „Mundwinkel hoch“ aufzutreten.

Im Schatten der Burg standen am Freitagabend die Mundwinkel der etwas über 1000 Besucher zweieinhalb Stunden fast nonstop oben. Und das lag nicht nur an dem wunderschönen, lauen Sommerabend.

Bernd Stelter bewies durch seinen Einfallsreichtum und seine Vielseitigkeit, dass er in der Rangfolge der Kleinkünstler ziemlich weit vorne liegt.

Als erstes machte Stelter den Kempenern ein Kompliment: „Es ist wunderschön hier; ich weiß nicht, ob Sie das selber wissen.“ Dann mimte er rund 20 Minuten lang den Verhaltenstherapeuten. Es sei an der Zeit, die alte Software, auf der die Urängste gespeichert sind, zu löschen.

Stelter bediente sich einer bildreichen Sprache. Und er schlüpfte in die unterschiedlichsten, stets sehr markanten Rollen. Als Rapper mit tiefergelegter Hose erweiterte er den Wortschatz der Zuschauer:

So bedeutet „Tinnitus auf dem Auge“, dass man nur Pfeifen sieht. Und die Schönheitschirurgie heißt „Änderungsfleischerei“. „Ich hab’ heute ärgerfrei“, lautete der erste Song. Nach der Pause sollte die Musik einen noch größeren Stellenwert bekommen.

Stelter, der zwischendurch auch mal aus seinem Buch „Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben“ las, hat enorm pfiffige Texte zu bekannten Melodien geschrieben. Als Gegenentwurf zu den kaputten Typen im Nachmittagsprogramm der privaten Fernsehsender präsentierte Stelter die Familie Wiegand aus Osnabrück als trostlos normal: Selbst die 14-jährige Tochter sei immer noch nicht schwanger.

Stelter sorgte für spontane Lacher, brachte aber auch subtilere Gags wie diese: „Das „N“ in „RTL“ steht für Niveau.“ Oder: „Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen.“ Was ihm aufgefallen war: „Es hat seit vier Monaten keinen Lebensmittelskandal mehr gegeben.“ Wie sagte doch der Mann zu seiner Frau in Zeiten des Pferdefleischskandals? „Dein Essen wiehert mich an.“

„Mundwinkel hoch“ begeisterte als intelligentes, tiefsinniges in Humor getränktes Programm — Besseres kann einem an einem lauschigen Sommerabend nicht passieren.

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