Kempen Berger Treff: Männlicher „Nachwuchs“ fehlt

Am Tönisberger Senioren-Treff im katholischen Pfarrheim nehmen meist nur Frauen teil. Für sie ist die wöchentliche Veranstaltung eine Abwechslung vom Alltag.

Kempen: Berger Treff: Männlicher „Nachwuchs“ fehlt
Foto: Kurt Lübke

Tönisberg. „Ich war sogar 1954 mal Karnevalsprinzessin, da war ich noch jung und schön“, sagt Bille Klinkenberg und lächelt dabei. Sie ist mittlerweile 82 Jahre alt und sitzt in gemütlicher Runde. Etwa 15 Frauen treffen sich gerade im „Berger Treff“. Dort gibt es schon seit über sechs Jahren von der Stadt Kempen in Kooperation mit der katholischen Pfarrgemeinde einen Offenen Seniorentreff.

Seniorinnen-Treff passt wohl besser. Es sind nämlich größtenteils Witwen, die sich dort jeden Dienstag, ab 14.30 Uhr, treffen. „Männer können wir von daher immer gebrauchen“, sagte Edeltraud Müller vom Team der Helfer. Sie hat auch schon eine Idee: „Vielleicht machen wir bald mal einen Bingo-Nachmittag und laden dann gleichzeitig die Herren zum Skat ein.“

Diesmal sind sogar einige Herren gekommen. Zum einen Kempens Sozialamtsleiter Uwe Brandstaedt mit seiner Mitarbeiterin Nadja Kleine. Zum anderen Heinz Spezius und Bernd Hackel. Zwei Männer des Helfer-Teams, die gerade draußen im etwas überdachten Eingangsbereich am Grill stehen. Es regnet seit Stunden, daher muss das für draußen vorgesehene Grillen nach innen ins Pfarrheim St. Antonius verlegt werden.

Auch Uwe Brandstaedt lässt sich das Würstchen und die verschiedensten Salate schmecken und sagt: „Die Frauen, die hierher kommen, leiden bestimmt nicht an Vereinsamung. Sie sind hier auch wirklich in guten Händen. Es fehlt eigentlich nur der Nachwuchs.“ Es gab schon mal einige wenige Männer, die in den Treff kamen, die sind aber zwischenzeitlich alle verstorben. Die Frauen, die sich dort derzeit treffen, sind zwischen 77 und 88 Jahre alt. Bis vor kurzem war noch die heute 97-jährige Änne Schirrmanns dabei; sie lebt jetzt in einem Seniorenheim in Hüls.

Von Anfang an macht die 86-jährige Tilde Braunstein mit. Sie ist gut drauf und erklärt: „Wenn ich nicht krank bin, komme ich regelmäßig. Hier kann man lachen, sich bei einer leckeren Tasse Kaffee über Gott und die Welt unterhalten.“ Auch sie wünscht sich Männer, die zum Treff kommen: „Aber die trauen sich wohl nicht.“

„Wir wollten uns irgendwie einbringen und für Tönisberg was tun“, meint eine der langjährigen Helferinnen, Gaby Spetzius, die gerade gemeinsam unter anderem mit Christiane Halbach, Jutta Hackel und Magda Hegger den Kaffee einschenkt. Und Gaby Spetzius ergänzt: „Hier wird viel gesungen und geklönt, sich auch beim Martinsfest oder in der Karnevalszeit getroffen.“

„Solange wir können, sind und bleiben wir dabei“, sagen unisono Maria Schulmeister und Tilde Braunstein. Sie freuen sich immer auf die wöchentlichen Zusammenkünfte. Tilde Braunstein wohnt in der Nähe der Tönisberger Mühle und nimmt dafür gerne den relativ langen Fußweg ins Dorf auf sich.

Gegen 18 Uhr geht die gesellige Runde meist auseinander. So auch am vergangenen Dienstag. Das zehnköpfige Helferinnen-Team will sich jetzt noch Gedanken über besondere Programmpunkte machen. Gaby Spezius, die eigentlich Einzelhandelskauffrau ist und sich regelmäßig die Zeit für ihre ehrenamtliche Mitarbeit nimmt, hat schon eine Idee: „Vielleicht machen wir bald mal einen Nachmittag, bei dem wir alte Schützenfeste-Filme aus Tönisberg zeigen.“

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