Kempen Bejubeltes „Heimspiel“ für Daniel Hope

Der Musiker und das Zürcher Kammerorchester begeistern in der Paterskirche.

Kempen: Bejubeltes „Heimspiel“ für Daniel Hope
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Kempen. Mit Daniel Hope und dem Zürcher Kammerorchester hatte man am Samstag gute alte Bekannte zu Gast in der Reihe „Musica antica et viva“. Waren sie bei ihren ersten Auftritten in Kempen (Hope 2001, das Zürcher Kammerorchester 1986 beim allerersten Klosterkonzert in der Paterskirche) noch getrennt, so sind sie nun eng verbunden: Hope ist seit 2016 sein Musikdirektor.

Hope tanzt fast auf seinem knappen Quadratmeter zwischen Cembalo und den ersten Geigen. Er ist nicht nur Solist, sondern gleichzeitig auch Dirigent, der immer wieder eine Gelegenheit für Blicke zu den Mitspielern hinter ihm findet.

Sie beginnen mit Johann Sebastian Bach und seinem Violinkonzert a-Moll BWV 1041. Im Andante kann man besonders gut den Klang der Guarneri del Gesù „Ex-Lipinski“ aus dem Jahr 1742 erleben — ein Instrument, auf dem man schon zu Bachs Zeiten spielte.

Mit dem Werk „Unfinished Journey“ des Libanesen Bechara El Khoury (*1957) folgt eine Komposition, die Hope zum zehnten Todestags seines Mentors Yehudin Menuhin in Auftrag gegeben hat. Über den schwebenden Klängen des Orchesters erhebt sich die klagende Stimme der Solovioline. Es ist ein Stück, das in dieser ausdrucksstarken Interpretation unter die Haut geht.

Kontrastreich setzt sich das Programm fort. Hope, der inzwischen auch den Part des unterhaltsamen Moderators übernommen hat, erzählt von einem Anruf eines Londoner Buchhändlers an Menuhin über die Entdeckung des Konzerts in d-Moll für Violine und Streichorchester von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das lange verschollene Werk — „ein kleines Juwel“, so Hope — schrieb der zwölfjährige Felix.

Der junge Komponist fordert viel von den Interpreten dieses Werks. Virtuosität verlangt er gleichermaßen vom Solisten wie Orchester. Jugendlich stürmisch, höchst temperamentvoll zieht sich als Grundtenor durch die beiden schnellen Sätze.

Mit phantastischer Homogenität umschifft das Orchester alle musikalischen Klippen, die Felix, als wolle er Musiker an ihre Grenzen führen und dies wie ein Experiment austesten, gegeben hat.

Nach der Pause zeigt das nuancenreich wie ausdrucksstark vorgestellte Streichquartett d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“ von Franz Schubert in einer Bearbeitung für Streichorchester von Gustav Mahler nicht minder die herausragenden Qualitäten der Musikerinnen und Musiker.

Auf den begeisterten Applaus und die Standing Ovations folgen mehrere Zugaben aus Vivaldis Vier Jahreszeiten. Sie machen ebenfalls deutlich, dass man eine neue Tempoangabe in der Musikwelt einführen sollte, nämlich das „Zürcher Presto“ — ein atemberaubendes Tempo, bei dem eine deutliche rhythmische Akzentuierung den Werken einen tänzerischen und modernen Charakter verleiht. Wahrlich eine Musica viva auch mit „alten“ Stücken! Als musikalischen Absacker spielt Hope das Schlaflied „Guten Abend, gut Nacht“ und schleicht sich dabei musizierend von der Bühne.

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