Bei ausbildenden Betrieben liegt der Kreis Viersen vorne

Laut IHK haben von 3500 Betrieben im Kammerbezirk 1036 ihre Adresse im Kreis. Der Grund: viele mittelständische und kleine Unternehmen.

Bei ausbildenden Betrieben liegt der Kreis Viersen vorne
Foto: Lothar Strücken

Kempen/Kreis Viersen. „Ja, es geht noch ’was!“ So kurz und knapp fasst Petra Pigerl-Radtke die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz in der Region zusammen. Als Geschäftsführerin des Bereiches Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat sie eine präzise Übersicht über die Lage in der Region. Laut Bildungsbericht, den die IHK in diesem Jahr erstmals veröffentlicht hat, gibt es noch mehr als 400 offene Ausbildungsplätze in den Kreisen Viersen und Neuss sowie in den Städten Krefeld Mönchengladbach, die allesamt zum Kammerbezirk gehören. Diese Zahl bezieht sich auf den gewerblich-technischen und den kaufmännischen Bereich.

Schulabgänger, die zum eigentlichen Stichtag des Ausbildungsjahrs am 1. August noch ohne Stelle dastehen, müssten also nicht den Kopf in den Sand stecken. „Wer ein bisschen nach links und rechts schaut, wird etwas finden“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Er meint damit, sich auch mit Berufen neben den gängigen kaufmännischen oder industriemechanischen Ausbildungsplätzen zu beschäftigen. Im Kreis Viersen werden laut Bericht Fachkräfte für Metalltechnik, Fachlageristen, Berufskraftfahrer und diverse Fachinformatiker gesucht. „Wer sich breit aufstellt, wird gute Chancen haben“, so Steinmetz.

Großes Lob haben die IHK-Experten für die Betriebe im Kreis Viersen, die weiterhin in hoher Zahl ausbilden. Von 3500 ausbildenden Betrieben im Kammerbezirk haben laut IHK 1036 ihre Adresse im Kreis Viersen. Damit liegt der Kreis an der Tabellenspitze. „Das ist aber ohne Frage der Tatsache geschuldet, dass es im Kreis Viersen so viele kleine und mittelständische Betriebe gibt“, ergänzt Pigerl-Radtke.

Ebenso positiv heben Steinmetz und Pigerl-Radtke im Gespräch in der WZ-Redaktion hervor, dass die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse weiterhin konstant sei — und das trotz sinkender Schulabgänger- und Bewerberzahlen (Stichwort: demografischer Wandel). Im Vergleich zu 2017 gab es bei den abgeschlossenen Verträgen sogar einen Anstieg um 1,7 Prozent auf 3442. 2017 waren es 3384 abgeschlossene Verträge.

Ziel sei es, diese Zahlen weitgehend stabil zu halten, so Steinmetz. Allerdings werde dies nicht so einfach sein. Denn bei allen guten Nachrichten vom Ausbildungsmarkt gibt es auch diverse Probleme. Zum Beispiel die sogenannten Ausbildungshemmnisse bei vielen Jugendlichen. Heißt: Der Nachwuchs, der von der Schule in die Berufswelt wechselt, ist laut IHK nicht mehr ausreichend vorbereitet. „53 Prozent der befragten Unternehmen bieten eine Nachhilfe im eigenen Haus an“, so Pigerl-Radtke. Diesem besorgniserregenden Trend müssten die Schulen gemeinsam mit Unternehmen und IHK entgegenwirken.

Gleiches gelte für das alarmierende Problem des steigenden Fachkräftemangels. Während im IHK-Bezirk derzeit 16 000 Fachkräfte fehlen, sollen es laut IHK im Jahr 2021 schon 39 000 sein. „Das ist schon dramatisch“, sagt Steinmetz. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, sieht der Hauptgeschäftsführer alle Beteiligten in der Verantwortung. Die Politik, aber auch die Unternehmen selbst müssten das Thema besser auf dem Schirm haben. „Derzeit ist das Thema noch unterbelichtet“, sagt Steinmetz. In der Politik werbe er vehement dafür, dass diese Krise dringend bewältigt werden muss. „Ich habe aber nicht den Eindruck, dass das schon überall angekommen ist.“

“ Siehe auch S. 15

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