Kempen Baustelle in der Altstadt scheucht Ratten auf

In der Innenstadt sind vermehrt Schädlinge unterwegs. Hauptgrund dafür ist die große Kanalbaustelle am Viehmarkt.

Kempen: Baustelle in der Altstadt scheucht Ratten auf
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Wenn in Kempen eine größere Kanalbaustelle ansteht, weiß Andreas Meurers, dass er sich auf viel Arbeit einstellen muss. Meurers ist aber keineswegs in der Baubranche tätig. Er arbeitet als zertifizierter Schädlingsbekämpfer beim Kempener Unternehmen SPS. „Wenn unterirdisch gebuddelt wird, werden die Ratten natürlich aufgescheucht“, so Meurers. Aktuell hat die Firma SPS nach eigenen Angaben in der Kempener Altstadt deutlich mehr Einsätze als sonst üblich. Grund dafür ist die Baustelle zur Errichtung eines neuen Regenrückhaltebeckens unter dem Viehmarkt.

Kempen: Baustelle in der Altstadt scheucht Ratten auf
Foto: Tobias Klingen/dpa

Neben SPS bestätigt das auch die Stadt Kempen. „Es gibt vermehrt Bürger, die im Innenstadtbereich Rattenbefall melden“, so Pressesprecher Christoph Dellmans auf Anfrage. Probleme mit den Schädlingen in anderen Stadtteilen sind aber sowohl der Verwaltung noch der Firma SPS bekannt. Hintergrund der WZ-Anfrage dazu: Im sozialen Netzwerk Facebook wird seit gestern Vormittag über ein vermehrtes Auftreten von Ratten im Hagelkreuz-Viertel — Bereich Robert-Koch-/Dunantstraße — diskutiert. „Darüber ist uns bislang nichts bekannt“, sagt Dellmans.

Kempen: Baustelle in der Altstadt scheucht Ratten auf
Foto: Tobias Klingen/dpa

Bei Problemen mit Ratten sollten sich Bürger schnellstmöglich mit dem Ordnungsamt oder den Stellen des Bürgerservices in Verbindung setzen (Kontaktadressen im Infokasten). Die Stadt reiche die Meldungen dann an das Unternehmen SPS weiter, das den Auftrag zur Rattenbekämpfung per Ausschreibung bekommen habe — ähnlich der Modalitäten bei der Müllentsorgung.

Zurück zum aktuellen Problem in der Altstadt: Nach Angaben von Andreas Meurers tauchen die Ratten derzeit vermehrt an der Oberfläche auf, weil das Rückzugsgebiet Viehmarkt derzeit eben kein Rückzugsgebiet mehr ist. Jeden Dienstag bekommt die Firma SPS die Meldungen der Bürger gebündelt übermittelt — und jeden Dienstag ist der Kempener Altstadtbereich dabei.

„Wobei es in der Altstadt generell Ratten gibt“, sagt Meurers. Grund dafür sei eben relativ viel Müll und die Ansammlung von gastronomischen Betrieben. „Wenn der Kunde einer Pizzeria sein Essen nicht aufisst und den Rest in einem öffentlichen Papierkorb entsorgt, lockt das Ratten an“, sagt der Schädlingsexperte. Das gelte natürlich auch für achtlos weggeworfene Lebensmittel in Parkanlagen oder Gebüschen. Aber auch für Essensreste in der privaten Mülltonne. „Am besten wirft man Lebensmittel nur in verschlossenen Behältern weg“, empfiehlt der Experte. Ein großes Problem stellten zudem Lebensmittel da, die von Bürgern die Toilette heruntergespült werden. „Das geht bis zum Nudelsalat, der nach der Grillparty übrig geblieben ist“, sagt Meurers. „Für Ratten im Kanalbereich ist das wortwörtlich ein gefundenes Fressen.“

Vor allem wegen der Beseitigung von Lebensmitteln im Abfall werde man Ratten „niemals komplett tilgen“ können“, sagt Meurers. Das Problem gehöre zur Gesellschaft dazu. Übrigens gibt es nach seinem Angaben in Kempen noch eine Besonderheit: Um die Stadt herum gibt es große Bereiche, die von Natur und Landwirtschaft geprägt sind. Das sei ein bei Ratten beliebter Lebensraum.

Und wie bekämpft die Firma SPS die Kempener Ratten? „Das geschieht mit zertifizierten und verschlossenen Giftköderboxen“, erklärt Andreas Meurers. Diese Boxen würden dort aufgestellt, wo es Meldungen über Ratten gegeben habe. Diese würden in die Boxen reinkriechen, weil sie so neugierig seien. Das dort gefressene Gift sorge dafür, dass die Tiere binnen zwei oder drei Tagen verenden.

Durch den Einsatz der Boxen ist nach Angaben von Meurers ausgeschlossen, dass andere Tiere — zum Beispiel Hunde — das Gift fressen. „Deshalb nutzten wir diese ja mit der Erlaubnis des Kreisveterinäramtes.“ Es sei verboten, einfach so Rattengift auszustreuen, weil es andere Tiere und möglicherweise auch Kinder gefährde. „Das ist vielen Bürgern vielleicht gar nicht bewusst“, sagt Meurers. Die Bürger sollten nicht auf eigene Faust den Kampf gegen die Ratten aufnehmen.

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