Armen Kindern helfen

Die Stadt Kempen hat den Folgen der Kinderarmut den Kampf angesagt. Das Konzept wird jetzt umgesetzt.

Kempen. Mit einer Auftaktveranstaltung im Januar hat sich das Netzwerk gegen Kinderarmut, das „Projekt KK“, auf den Weg gemacht. Rund 70 Fachkräfte aus Kindertagesstätten und Schulen sowie den Bereichen Medizin und Gesundheit machen mit. Nun soll das Netzwerk Gestalt annehmen.

Der Koordinator und ehemalige Jugendamtsleiter Klaus Balsam präsentierte das Konzept dem Jugendhilfeausschuss. Die Pläne umfassen vier Projekte: ein neues Internetportal, ein Elterncafé, ein Kinderschutzkonzept sowie Fortbildungen für Erzieherinnen mit dem Ziel „Armutssensibles Handeln in den Kitas“.

Ziel des Netzwerkes ist, besonders in Schulen und Kitas für das Thema zu sensibilisieren. Denn Kinder, die in Armut leben, haben schlechtere Aussichten auf gute Bildungsabschlüsse oder ein höheres Risiko, krank zu werden. „Wir fangen bei den Kleinen an“, erklärte Balsam.

Drei Arbeitsgruppen befassen sich mit den Zeiträumen von der Geburt bis zum Ende der Grundschule (Frühe Hilfen, Kinder von drei bis sechs Jahre und von sieben bis zehn Jahre).

Die Arbeitsgruppen haben sich dafür ausgesprochen, ein Informationsportal zu erstellen, mit dem Fachkräfte und Eltern einen Überblick über die Angebote in Kempen erhalten.

Die Internetseite „Unsere Palette — Frühe Hilfen für Familien“ ist in Arbeit. Weil man damit vielleicht nicht alle erreichen kann, so Balsam, sei außerdem das Elterncafé „Campino“ geplant, das dreimal in der Woche, montags, dienstags und freitags für je drei bis vier Stunden im Haus für Familien (Campus) am Spülwall 11 geöffnet sein soll.

Vom Beginn der Schwangerschaft an können sich Eltern dort treffen, austauschen und Fragen stellen. Der Schwerpunkt liegt auf Familien mit Kindern bis drei Jahre. Gleichzeitig sollen Familiensprechstunden angeboten werden.

Für integrierte Angebote gibt es schon viele Ideen, zum Beispiel eine Kinderkleiderkammer und Hebammen-Sprechstunden. „Wir wollen im ersten Quartal 2013 den Betrieb aufnehmen“, sagte Klaus Balsam.

Das Kinderschutzkonzept soll besonders für die Grundschulen entwickelt werden. In einer Auftaktveranstaltung und drei Workshops sollen konkrete Handlungsanweisungen ausgearbeitet werden, um sogenannte Kindeswohlgefährdungen zu erkennen und im Ernstfall richtig handeln zu können.

In einer Fortbildung sollen zudem Erzieherinnen für das Thema Kinderarmut sensibilisiert werden. Dabei soll es darum gehen, wie man mit betroffenen Familien auf Augenhöhe ins Gespräch kommen kann und wie man das Selbstbewusstsein von Kindern stärken kann.

Der Landesverband Rheinland (LVR) fördert das Projekt drei Jahre lang. Im ersten Jahr wurden die Pläne geschmiedet, im zweiten werden sie umgesetzt. Im dritten Jahr wird dann analysiert und die Tätigkeiten in die „Normalität“ geführt, so Balsam.

Die Pläne stießen bei den Politikern auf Zustimmung. Es gab ein einstimmiges Votum dafür. Auch Philipp Wachowiak (Freie Wähler Kempen) leistete Abbitte, hatte er doch noch im Schulausschuss in der vergangenen Woche den Nutzen solcher Netzwerke in Frage gestellt. Doch angesichts der Schilderungen von Koordinator Klaus Balsam war auch er „begeistert“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort