Kempen Am Eckhaus scheiden sich die Geister

Wie finden die Kempener den Schmitz-Neubau an der Peterstraße? Die WZ sammelte kritische Stimmen, es gab aber auch Lob für das Projekt.

Kempen: Am Eckhaus scheiden sich die Geister
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Von Anfang an hat die WZ das Bauprojekt der Firma Schmitz an der Peterstraße begleitet. Nun zeichnet sich langsam, aber sicher die Fertigstellung des Komplexes ab, der in Kempen für reichlich Wirbel gesorgt hat — und bis heute Diskussionen auslöst. Im Rahmen ihrer „Redaktion vor Ort“ hat die WZ gestern Passanten gefragt, was sie von dem Neubau halten. Zudem gingen Meinungen per Mail ein.

Kempen: Am Eckhaus scheiden sich die Geister
Foto: Kurt Lübke

„Das Eckhaus finde ich sehr protzig“, sagt Anwohner Eckart Hampel mit Blick auf die Front vom Kolpinghaus aus. Doch auch die Ansicht vom Donkwall aus sagt ihm nicht zu: „Das sieht doch wie eine Kaserne aus. Das ist eine Wand mit Fenstern.“

Eine weitere Nachbarin, die anonym bleiben will, stört sich vor allem an den Giebelfenstern ohne Streben. Diese passten nicht zu den anderen Fenstern. Außerdem vermisse sie die alte Fahnen-Halterung am gelben Haus.

Auch Wilfried Priester gefällt es „absolut nicht“ — er nennt die Größe („Klotz“) als Kritikpunkt. „Ich bin ganz auf Ihrer Linie“, stimmt ihm Gerd Terkolf zu. Der Architekt im Ruhestand spricht gar von einer „Beleidigung für die Bürger von Kempen“. Wenn man von der Vorster Straße aus blicke, kämen die alten Gebäude wie der Peterturm gar nicht mehr zur Geltung. „Dann sollen sie doch das ,Historische’ aus der Bezeichnung ,Historische Altstadt’ streichen“, findet Terkolf.

„Diese Gier kennt keine Grenzen. Viel Wohnraum schaffen, viel Geld kassieren, und das Stadtbild bleibt auf der Strecke.“ Das schreibt Manfred Wiedemann an die Redaktion. Ebenfalls per Mail wird folgende Meinung geäußert, die Schreiberin will nicht namentlich genannt werden: „Von der gegenüberliegenden Donkring-Seite blickt man auf einen entsetzlich überdimensionierten Bau. Mindestens eine Etage zu hoch. Noch gravierender ist der Blick von der Peterstraße in den Donkwall hinein, der Neubau ,klebt’ direkt an der alten Stadtmauer. Das denkmalgeschützte kleine Haus rechts daneben wird optisch ,verschluckt’.“

Johannes Pesch, der mit seiner Frau Ingrid und seiner Tochter Bianca zur Peterstraße gekommen ist, gefällt der Baustil der Firma Schmitz sehr gut. Doch dieses Ensemble gefällt ihm weniger. Es sei ein großer „Bohai um die Fassade“ des Hauses Peterstraße 20 gemacht worden. „Hat sich das gelohnt? Ich weiß es nicht“, sagt Pesch. Seine Frau hat darauf eine Antwort: Es habe sich nicht gelohnt. „Die drei unterschiedlichen Farben gefallen mir nicht so gut“, sagt die Kempenerin. Ein einheitlicher Stil wäre ihnen lieber gewesen.

Der Stil passe an dieser Stelle, aber das Eckhaus sei erschlagend, findet Hans Ringelberg. Hätte dieses ein Walmdach mit der Dachfläche zur Peterstraße wie das andere höhere Haus, wäre es zwar nicht niedriger, würde aber nicht so erschlagend wirken. Neben Zweifeln daran, wie eine solche Höhe in das Denkmalkonzept der Altstadt passe, hat Ringelberg Bedenken bei der Zufahrt zu den Parkplätzen des Hauses. Es werde zu dem Problem kommen, dass der Verkehr bald über die Peterstraße führen werde.

Doch es gibt auch lobende Stimmen: So meint zwar auch Walter Chickowsky, dass beim Eckhaus eine Etage weniger besser gewesen wäre. „Aber im Großen und Ganzen ist es gut“, sagt er. Die „alte Kaschemme“, die vorher an dieser Stelle gestanden habe, sei doch nichts mehr gewesen. Gemeint ist die ehemalige Metzgerei Horten. „Da musste sich etwas tun, das Haus war ja eine Ruine“, sagt auch Harry Hoff, direkter Nachbar am Donkwall. „Ich finde, sie haben es sehr gut gemacht. Und der Neubau ist noch niedriger als das Kolpinghaus.“

Wilfried Schmidt aus Vorst hat sich das Ensemble kürzlich vor Ort angehen. Sein Fazit per E-Mail: „Natürlich ist das Gebäude beim ersten Eindruck etwas (!) zu groß. Besieht man aber die gesamte nähere Umgebung, ist es doch gut eingepasst. Zusätzlich ist zu bedenken, dass es auch wirtschaftlich sein muss. In der Ecke dürften die Baukosten hoch sein und darum muss die Nutzfläche groß sein, damit sich das Ganze rechnet.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen. „Kompliment an den Architekten!“

Den Neubau finde sie sehr gelungen, er passe gut zum Kempener Stadtbild, schreibt Barbara Schlösser. „Die dreifache Farbgliederung und die unterschiedlichen Dachgestaltungen sind ausgesprochen gelungen. Die anfänglichen Befürchtungen, der Bau sei zu klobig in der Nachbarschaft, sehe ich nicht bestätigt.“ Jetzt interessiere sie nur noch, wie der „Schaufensterbereich“ an den Garagen gestaltet werde.

Vor einem Jahr sind Marie-Luise und Hans-Jürgen Hermann von Anrath an den Buttermarkt gezogen. Beim Anblick des Rohbaus hätten sie zuerst einen Schreck bekommen: Er sei ihnen viel zu hoch vorgekommen. „Jetzt finden wir es gut“, so die Neu-Kempenerin. „Es ist ein repräsentativer Eingang zur Altstadt.“

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