Ärger ums Motto fürs Abitur

Die Stufe 12 in Mülhausen hat „Abisutra– Auf Stellungssuche“ gewählt. Die Schulleitung ist damit nicht einverstanden.

Mülhausen. Im Jahrgang zwölf an der Liebfrauenschule ist man richtig sauer: Ganz der Tradition entsprechend haben sich die Schüler bereits Monate vor dem Abitur Gedanken über ihr Abimotto gemacht. Es wurden zehn Vorschläge gesammelt und schließlich abgestimmt - und dann wurde das Motto nicht genehmigt.

"Abisutra - Auf Stellungssuche", für diesen Titel stimmt die Mehrheit der 12. Jahrgangsstufe bei der Wahl - in Anspielung auf das Kamasutra, dem alten indischen Buch über die Liebeskunst. Ein Skandal sei das Verbot, findet ein Schüler, der sich an Redaktion gewandt hat, aber anonym bleiben möchte.

Dass eines dieser Titel im Gegensatz zum "Abisutra" genehmigt wurde, stößt bei den Nachfolgern auf Unverständnis. Er kann nicht verstehen, dass lieber der Eindruck erweckt werden soll, dass die Schüler Alkoholiker und Junkies seien, "weil uns dies gesellschaftsfähiger macht als zuzugeben, dass wir das Kamasutra kennen und auch nicht bestreiten, dass einzelne von uns es schon ausprobiert haben".

Das Thema Sexualität auszublenden hält er für falsch. Es sei schließlich "ein Thema das jeden Menschen auf der gesamten Welt- auch in der christlichen - beschäftigt".

Den guten Ruf der Schule sieht er nicht durch das Motto gefährdet, sondern eher durch das Vorgehen der Lehrer. "Durch dieses Motto-Verbot bekommt unsere Schule den Ruf, von verklemmten, humorlosen Spießern besucht zu werden."

Schulleitung: Lothar Josten: "Das muss nicht sein. Die Schüler können ein angemessenes Motto finden. Die Beratungslehrer und ich haben beschlossen, dass wir diesem Motto nicht zustimmen." Dies geschehe auch mit Rücksicht auf Schüler dieser Stufe, denen das Motto nicht gefällt. Zwar sei das der erste Fall, in dem die Zustimmung verweigert wurde, aber Josten hatte schon in Jahren zuvor Bedenken: "Ich habe mich schon mal gefragt, warum sich die Schüler, die sich immer um Korrektheit bemühen, plötzlich so ein blödes Abi-Motto geben."

Ansprechpartner: Außerdem ärgert sich das Schulleiter, das die Kritik nicht an ihn oder die Beratungslehrer gerichtet wurde: "In so einem Fall wären wir die richtigen Ansprechpartner."

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