Kreis Viersen „Lebensmittel-Handel kriegt Hals nicht voll“

Die heimischen Landwirte klagen heftig über den Verfall des Milchpreises. Die Forderung nach einer Quote wird lauter.

Kreis Viersen: „Lebensmittel-Handel kriegt Hals nicht voll“
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. „Die Milchpreise sind jenseits der Schmerzgrenze.“ So deutlich schildert Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen und selbst Milchbauer, die aktuelle Lage für sich und seine Kollegen.

Vor dem „Milchgipfel“, zu dem Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt für kommenden Montag eingeladen hat, haben die rheinischen Bauern noch einmal einen Forderungskatalog aufgestellt. Küskens kritisiert in diesem Zusammenhang den Lebensmitteleinzelhandel (LEH). „Der LEH kriegt den Hals nicht voll. Und das, obwohl die Gewinnmarge des Handels immer größer wird“, sagt Küskens. Das sei in anderen europäischen Ländern nicht so, weil der Handel dort nicht auf Billigpreise setze, so Küskens.

Peter Joppen, der einen Bauernhof in der Nähe von Vorst betreibt und dort Milchkühe hält, sieht das Problem ähnlich. „Es ist doch klar, dass jeder zugreift, wenn billige Ware angeboten wird“, sagt er. In diesem Zusammenhang kritisiert auch er den LEH, der die Preise immer weiter drücke und so Werbung auf Kosten der Landwirte mache.

Die Milchmengen müssten durch eine Quote begrenzt werden, sagt Joppen. Das könne zum Beispiel geschehen, indem fünf bis zehn Prozent der Kühe vorübergehend nicht gemolken würden. Für den dadurch entstehenden Verdienstausfall müssten die Bauern dann einen Entschädigung vom Staat erhalten, so Joppen. Er geht davon aus, dass er und seine Kollegen bald nur noch rund 28 Cent pro Liter Milch erlösen können. „Das wäre unter dem Erzeugerpreis“, sagt er.

Sein Kollege Küskens sieht viele Gründe für den Preisverfall bei der Milch auch im Ausland: Dazu gehöre das andauernde Russlandembargo genauso wie die stockende Importnachfrage aus China. Auch die mangelnde Kaufkraft in den Erdöl exportierenden Ländern zählt er dazu. Staatliche Pauschallösungen würden dabei aber nicht helfen, so Küskens.

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