Kreisverband der Awo steckt in Finanznot

Mitarbeiter sollen möglicherweise auf ihr Weihnachtsgeld verzichten. Investitionen werden gestreckt, das Controlling verbessert.

Kreis Viersen. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Kreis Viersen steckt in finanziellen Schwierigkeiten. In Gesprächen bereitet Geschäftsführer Bernd Bedronka seine Mitarbeiter derzeit darauf vor, dass sie möglicherweise zum Jahresende auf ihr Weihnachtsgeld (Jahressonderzuwendung) verzichten müssen. „Es könnten etwa 150 hauptamtliche Mitarbeiter betroffen sein“, sagt Bedronka im Gespräch mit der WZ. Auch Investitionen würden derzeit gestreckt.

Von einer dramatischen Situation könne aber nicht die Rede sein, sagt Bedronka. Auch sei die Situation nicht neu; „im Wohlfahrtsbereich laufen sie stets Geldern hinterher“, so Bedronka.

Behindertenwohnheime, Altenpflegestationen und Kindergärten unterhält die Awo unter anderem im Kreisgebiet. 200 hauptamtliche Kräfte sind im Einsatz. Derzeit sind zwei Wirtschaftsberater im Haus Awo unterwegs. „Die prüfen unsere Gewinn- und Verlustrechnung“, sagt Bedronka. Das sei aber ein normaler Vorgang, der nur zeitlich mit der Mitarbeiterinformation zusammenfalle.

Die finanziell angespannte Situation habe nichts mit den Plänen für einen Zusammenschluss mit der Awo Krefeld zu tun. 2014 sollen die Krefelder übernommen werden, die Mitarbeiterzahl soll dann auf 280 steigen. Für die schwierige Finanzlage macht Bedronka vielmehr gestiegene Personalkosten, ausbleibende Zuschüsse und schlechte Zahlungsmoral von Auftraggebern verantwortlich.

Darauf habe man auch intern bereits mit einem verbesserten Controlling reagiert. „Rechnungen gehen jetzt früher raus, wir haken schneller nach“, sagt Bedronka. Grundsätzlich soll nun das Geschäftsgebaren stärker auf Gewinn ausgerichtet werden. Aber Bedronka weiß: „Das ist bisher nicht die Denke eines Wohlfahrtsverbandes gewesen.“

Eines nimmt der Geschäftsführer erfreut auf: dass die Mitarbeiter froh sind, rechtzeitig auf das möglicherweise ausfallende Weihnachtsgeld hingewiesen zu werden. Bedronka: „Vielleicht kriegen wir ja schnell die Kurve, und ich kann im Oktober verkünden, dass das Weihnachtsgeld doch gezahlt werden kann.“

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