Kindertheater mit guten Besucherzahlen

NetteKultur-Leiter Roger Dick ist mit der Entwicklung zufrieden. Eine Herausforderung ist die Auswahl der Stücke: Waren früher Märchen beliebt, sind es heute moderne Figuren.

Kindertheater mit guten Besucherzahlen
Foto: Volker Beushausen

Lobberich. Ines Hendrix ist begeistert. Max und Moritz haben sich gerade von den kleinen Zuschauern verabschiedet und verschwinden hinter der Bühne der Werner-Jaeger-Halle. Das passende Buch hat die Vierjährige zu Hause — den Klassiker „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch. Dass das Mädchen die beiden kennt, sei aber eher die Ausnahme, berichtet Roger Dick, Leiter NetteKultur. Seit 30 Jahren kümmert er sich um die Auswahl der Theaterstücke für Kinder bei der Stadt Nettetal. „Es heißt nicht, dass alles direkt ausverkauft ist, wenn man ein Märchen oder einen Klassiker auf die Bühne bringt“, sagt Dick, als er auf die Verkaufszahlen blickt.

Schaut er auf die letzten Jahrzehnte zurück, sieht er: Noch lange nicht jedes Stück war ein Selbstläufer — eben auch nicht die Märchen. Ein möglicher Grund: „Die Kinder werden heutzutage in die Entscheidung, welches Stück sie sehen wollen, eingebunden“, sagt Dick. Das sei früher anders gewesen. Da hätten die Eltern einfach entschieden.

In den Kinderzimmern sind es nicht mehr die kleine Hexe, Rotkäppchen oder der gestiefelte Kater, die Einzug halten, sondern medienwirksame Figuren wie Feuerwehrmann Sam, Bibi Blocksberg oder Conni. Und die wollen die Kinder anscheinend auch auf der Bühne sehen. „Wir haben vor kurzem Feuerwehrmann Sam gezeigt. Der Andrang war riesig, wir hatten eine Warteliste“, sagt Roger Dick. Auch die kleine Ines Hendrix hat Sam gern geschaut und wird auch im April zum „Grüffelo“ kommen.

Bis zu anderthalb Jahren im Voraus entscheidet NetteKultur, welche Theaterstücke in der kommenden Saison aufgeführt werden. Die Entscheidung ist dabei gar nicht einfach. „Wenn die Kinder die Geschichte nicht kennen, dann ist es schwierig“, berichtet Roger Dick.

Der Einfluss der Eltern sei maßgeblich, denn auch sie gehörten einer Generation an, die mit modernen Medien groß geworden sind. Auch sei die Zielgruppe kleiner geworden, weil es insgesamt weniger Kinder gebe. Zudem werde die Konkurrenz im Umland größer. „Es gab auch Stücke, die wir absagen mussten, weil sie zu wenig gefragt waren“, gibt Dick zu. Doch die Zahlen in den Spielzeiten 2015/16 und auch 2016/17 sehen gut aus. „Es ist deutlich besser geworden“, sagt Dick.

Hildegard Hendrix ist dankbar für die vielen Angebote an Kindertheaterstücken in Nettetal, denn sie kommt gerne mit ihrer Enkelin Ines in die Werner-Jaeger-Halle. „Auch der Eintrittspreis in Höhe von fünf Euro ist super“, sagt Hendrix. Das würden aber nicht alle so sehen, ergänzt Dick.

Auch einige Kindergärten aus Nettetal nehmen das Theaterangebot gerne an — so wie das Familienzentrum Brigittenheim aus Kaldenkirchen. Mit ihren Vorschulkindern besuchen die Betreuer ein Mal pro Jahr eine Veranstaltung. „Den Eintritt finanzieren wir aus Eigenmitteln. Ein Theaterbesuch gehört fest in unsere Jahresplanung“, sagt Wieslawa Szpak, Erzieherin im Brigittenheim.

Die Vorbereitungen für die kommende Spielzeit seien bereits abgeschlossen, sagt Roger Dick. Und eines kann er jetzt schon verraten: „Es wird eine Fortsetzung von Feuerwehrmann Sam geben.“ Die Chancen, dass auch dieses Stück wieder alle 517 Sitzplätze in der Werner-Jaeger-Halle füllt, sind groß. Sicher wird es auch diesmal wieder Wartelisten geben.

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