Zeelink: Einige bleiben skeptisch

In St. Hubert informierte Open Grid über die geplante Gaspipeline und bekam auch Lob und Zustimmung — zum Beispiel vom Nabu.

Zeelink: Einige bleiben skeptisch
Foto: Open Grid Europe

St. Hubert. Am Eingang begrüßen eine junge Dame und ein junger Herr die Besucher mit einem netten Lächeln. Dahinter warten frische Getränke. Im Raum verteilt stehen bunte Erklärtafeln. Die Mitarbeiter des Unternehmens Open Grid Europe verstehen es, auf ihren Bürgerinformationsveranstaltungen eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Das ist auch notwendig. Denn momentan tingelt der Fernleitungsnetzbetreiber quer durch NRW, um ein sensibles Thema zu besprechen — den Bau der Gasleitung „Zeelink“.

Am Montagabend stellten sich Unternehmensvertreter im Forum St. Hubert den Fragen der Öffentlichkeit. Ab 2021 soll durch die Leitung Gas aus Belgien über Aachen und den Niederrhein nach Legden im Westmünsterland transportiert werden. St. Hubert ist von entscheidender Bedeutung, denn südlich des Orts sollen zwei Pipelineabschnitte des 600-Millionen-Euro-Projekts an einer Verdichterstation zusammengeführt werden.

Helmut Roloff, Sprecher des Projekts, klärte mit seinen Kollegen über den Sachstand der Planungen auf. Nachdem im Raumordnungsverfahren bislang verschiedene Trassenentwürfe mit Bürgern, Trägern öffentlicher Belange und der Politik diskutiert wurden, gehe es bald ins Planfeststellungsverfahren. Darin werde der konkrete Verlauf der Leitung mit der notwendigen politischen Zustimmung festgezurrt. Im Vorfeld hatte es Kritik am vorgesehenen Baukorridor auf Kempener Stadtgebiet gegeben. Die Leitung soll durch das Naturschutzgebiet „Tote Rahm“ zwischen Stendener und Tönisberger Straße gehen. Die Lösung: Das Gebiet wird mit einem speziellen Bohrverfahren untergraben. „Dann gibt es eine Baugrube vor und hinter dem Schutzgebiet. Dazwischen müssten wir nichts aufreißen“, so Roloff. In der Regel versuche Open Grid an vorhandener Infrastruktur wie Autobahnen oder älteren Leitungen entlang zu bauen. Doch teilweise sei das nicht möglich. Daher gebe es Fälle, in denen durch Naturschutzgebiete gebaut werden müsse.

Die Idee, die „Tote Rahm“ zu untergraben, stieß auf Zustimmung. Peter Jeske vom Naturschutzbund (Nabu) konnte sich mit dem Vorschlag anfreunden: „Das wäre akzeptabel, zumal das Schutzgebiet an einer schmalen Stelle gequert werden soll.“ Tatsächlich sei daher der Weg durch die „Tote Rahm“ der sinnvollste, da Alternativrouten größere Beeinträchtigungen für die Natur verursachen würden, so Jeske.

Roloff und seine rund 20 Kollegen mussten auch Fragen zum Sinn des Projekts beantworten. „Zeelink“ sei eine Reaktion auf den Rückgang des Gasvorkommens in den Niederlanden, so Roloff. In Belgien komme unter anderem Gas aus den USA und Nordafrika an. Das könne mit „Zeelink“ besser importiert werden. Zudem werde Gas ein wichtiger Energieträger im Zuge der Energiewende. Durch „Power-to-Gas-Technik“ können zum Beispiel Wind- und Sonnenenergie in Gasform gespeichert werden.

Die Informationspolitik von Open Grid Europe kam bei vielen der rund 80 Interessierten gut an. Sie lobten, dass es keinen klassischen Vortrag gab, sondern Informationsstände, an denen Mitarbeiter des Unternehmens individuell informierten. Manche wünschten sich jedoch eine gemeinsame Debatte, um den gleichen Sachstand für alle zu schaffen.

Diesen Sachstand bekamen zumindest diejenigen, auf deren Grundstück der Baukorridor verlaufen soll. In einem nicht öffentlichen Treffen informierte sie Open Grid Europe über den Bauverlauf und Ausgleichszahlungen. Sprecher Roloff berichtete hinterher von einer harmonischen Sitzung. Einige Betroffene zeichneten ein etwas anderes Bild. „Die Stimmung war zweigeteilt. Viele sind skeptisch“, sagte ein St. Huberter Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er glaube nicht, dass das Projekt noch verhindert werden könne. Doch er hätte lieber keine Gasrohre auf seinem Land. „Ich habe schon eine Leitung aus den 70er Jahren unter meinen Feldern“, sagte er. Über der Leitung sei der Boden trocken, so dass Pflanzen nur schwer wachsen könnten. Trotz anderslautender Versprechungen von Open Grid Europe befürchtet er ähnliche Probleme. Daher könne ihm auch eine Ausgleichszahlung das Projekt nicht schmackhaft machen.

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