Kreis Viersen Wirbel um Wechsel bei der WFG

Thomas Jablonski, Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrums (TZN) in Kempen, hat Peter Hauptmann abgelöst.

Kreis Viersen: Wirbel um Wechsel bei der WFG
Foto: Knappe

Kreis Viersen. Da hat sich das Maß an Zufriedenheit offenbar in sehr engen Grenzen gehalten. Anders ist nicht zu erklären, warum sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Viersen nach nur zweieinhalb Jahren von ihrem Geschäftsführer Peter Hauptmann getrennt und ihn durch Thomas Jablonski ersetzt hat. „In gegenseitigem Einvernehmen“. Sprich: Es hat wahrscheinlich viel Geld gekostet, den teuer eingekauften Mann wieder loszuwerden.

Kreis Viersen: Wirbel um Wechsel bei der WFG
Foto: Müller

Wo sind die Gründe, dass Hauptmann, der vor seinem Umzug an die Niederrhein drei Jahre lang Staatssekretär im Saarland war, gescheitert ist? Die offizielle Pressemitteilung dazu, am Montagabend nach der Sitzung von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der WFG verschickt, ist dünn. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, er habe sich nie bekannt gemacht, Ansprechpartner hätten immer nur vom „Nachfolger von Rolf Adolphs“ gesprochen. Das, was er bewegt habe, beschränke sich darauf, dass er aus der WFG die „Invest Region Viersen“ gemacht habe. Dieser neue Name war an verschiedenen Stellen auf Unverständnis gestoßen. Und: Auf einmal sei der Chef besagter Invest Region nicht mehr Geschäftsführer, sondern CEO gewesen, das steht neudeutsch, pardon: englisch, für Chief Executive Offizer.

Dabei war der damals 47-jährige Hauptmann mit großen Vorschusslorbeeren gestartet. Der gebürtige Bad Godesberger, der auf FDP-Ticket Staatssekretär geworden war, sei im Saarland lediglich Opfer einer neuen politischen Mehrheit geworden, hieß es bei seiner Vorstellung durch den damaligen Landrat Peter Ottmann.

Recht schnell allerdings habe sich herausgestellt, dass er nichts bewegen könne, heißt es heute. Den drängenden Fragen, was aus den ehemaligen Militärflächen an der Grenze werde oder die Zukunft des grenzüberschreitenden Gewerbegebietes VeNeTe in Nettetal habe er nicht mal ansatzweise angegangen. Besonders wichtig sei in Zeiten wie diesen die Bestandspflege der heimischen Wirtschaft. Auch hier habe er sich nicht gekümmert, heißt es.

Vorschlusslorbeeren gibt es für Hauptmanns Nachfolger: Thomas Jablonski, seit fünf Jahren Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrums (TZN) Niederrhein in Kempen, gilt als ausgewiesener Fachmann. Und jemand, der etwas vorzuweisen hat.

So schaffte es der 53-Jährige, die Venloer Hochschule Fontys mit einer Dependence nach Kempen zu holen. Außerdem pflegte er erfolgreich Kontakte nach Brandenburg, organisierte Bustouren für Studenten zu Betrieben der Region, um eine Berufs-Orientierung zu erleichtern. Auch bei Firmenbesuchen von Bürgermeister Volker Rübo ist er häufig mit dabei. „Im Austausch, etwa zwischen Politik und Unternehmen, sehe ich meine Rolle als Kümmerer und Moderator“, hatte der gebürtige Berliner schon zu seinem Amtsantritt beim TZN erklärt.

Die Kreis-Mittelstandsvereinigung der CDU (MIT) reagiert mittlerweile ganz offiziell auf die Trennung: „Alte Zöpfe müssen gekappt werden — ob die Kreispolitik das will?“, fragt MIT-Vorsitzender Maik Giesen aus Tönisvorst provokant. Er macht darauf aufmerksam, dass in Zeiten fehlender Dividenden-Ausschüttung des RWE-Konzerns die Wirtschaftsförderung nicht leichter werde. Die Kreis-WFG werde als Unterstützung gebraucht. „Lokale Wirtschaftsförderung sollte in den neun Gemeinden und Städten im Kreis Viersen mit den eigenen Wirtschaftsförderern stattfinden“, fordert Giesen. Gleichzeitig müsse Politik sich vom Kirchturmdenken verabschieden.

Dass die Städte immer mal wieder Probleme mit der Kreis-WFG hatten, ist ein offenes Geheimnis. Man denke an den Versuch, zwischen St. Tönis und Vorst das „Gewerbegebiet Huverheide“ zu etablieren. Als der Widerstand zu groß wurde, zog der damalige Tönisvorster Bürgermeister Albert Schwarz die Notbremse und beendete das Projekt. Folge: Zwischen der Stadt und der WFG herrschte jahrelange Funkstillge. Auch die Beziehungen zwischen der Stadt Willich und der WFG galten lange Zeit als angespannt.

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