Winter beschert Rodelfreude pur

Die weiße Pracht bereitet vielen Kindern tolle Ferientage. Es gibt wenig Unfälle. Die Räumdienste arbeiten fieberhaft.

Kreis Viersen. Der heftigste Schneefall im noch jungen Jahr bescherte Privatleuten und Baubetriebshof Sonderschichten. "Ich schätze, dass wir schon rund 25 Tonnen an Salz und abstumpfenden Mitteln auf die Straßen, Radwege und Bürgersteige gebracht haben", sagte am Montag kurz nach 13 Uhr Klaus Staschok, der Leiter des Baubetriebshofs Kempen.

Engpässe werde es aber nicht geben: "Es sind drei Sattelzüge nachbestellt", blickte Staschok auf die nicht mehr prall gefüllten Salz-Silos auf dem Hof an der Heinrich-Horten-Straße48. Um 2 Uhr begannen am Montag 20 Stadtmitarbeiter, Straßen und Pflaster vom Schnee zu befreien. "Für die Straßen verwenden wir Salz, auf den Geh- und Radwegen ein Salz-Splitt-Gemisch", berichtete Staschok.

Priorität1 haben in Kempen Einfallstraßen (Vorster, Kerkener, St.Töniser etc.), der Altstadtring sowie die Altstadt. Staschok: "Allein vom Buttermarkt haben wir massenhaft Schnee weggekarrt, damit am Dienstag der Wochenmarkt stattfinden kann."

Priorität2 haben die Straßen im Industriegebiet, unter Priorität 3 fallen Wohnstraßen. Bis mittags konnten noch nicht alle Wohnstraßen in Angriff genommen werden, weil der Winterdienst- teilweise waren 35Leute im Einsatz- wegen der niedrigen Temperaturen und des anhaltenden Schneefalls Probleme hatte. "Wir müssen auf der Hut sein, dass sich der Schnee nicht in gefährliches Eis verwandelt."

Dank des disziplinierten Verhaltens blieben größere Unfälle und Pannen aus. Zug- oder Busverspätungen nahmen die Pendler stoisch hin. "Ich habe vergeblich versucht, für behinderte Patienten ein Taxi zu bekommen", schildert Fritz Müller, Heilpraktiker am Burgring.

Die meisten Hausbesitzer waren schon vor Anbruch der Morgendämmerung damit beschäftigt, die Schneeberge auf ihrem Trottoir Richtung Rinnstein zu bewegen. Schneeschaufeln waren ausverkauft. Vor Heitzer an der Ellenstraße waren sogar drei Schaufeln aufgestellt, um der Massen Herr zu werden.

Obwohl die Stadt vor Schulen und Hospital im Einsatz war, nahmen die Hausmeister bereits früh wieder die Schaufel zur Hand. Auf der Ludwig-Jahn-Straße tropften Thomaeum-Hausmeister Dietrich Augstein die Schweißperlen von der Stirn.

Wie eng Feuer und Eis beieinander liegen, bewies ein kurioser Feuerwehr-Einsatz: Eine Frau hatte mittags im Hagelkreuz an der Max-Planck-Straße im fünften Obergeschoss Rauch ausgemacht und die Brandschützer alarmiert. Als die Blauröcke mit drei Fahrzeugen und 24Kameraden angerückt waren, stellte sich heraus, dass es sich lediglich um Schneeverwehungen handelte.

In der "Hinsbecker Schweiz", mit bis zu 46 Metern Höhenunterschied die "steilste" Gegend im Gebiet Kempen-Nettetal, war der Schlitten das beliebteste Verkehrsmittel. Auf Tauben- (82 Meter über Normalnull) oder Galgenberg rodelten Kinder rasant die Piste runter, auf der Kaiserallee gegenüber der Jugendherberge herrschte Hochbetrieb.

Ungläubig starrte die 15 Monate alte Birgit auf das pralle Weiß. "Ihr erster Schnee", freute sich Mutter Sabine, die sich extra frei genommen hatte. Enttäuscht Dominik Schrievers (12) und Niclas Hoefer (12) am Galgenberg. "Der Schnee ist nicht tief genug." Tatsächlich war der Pulverschnee schon nach einem Dutzend Abfahrten verschlissen, die Rodelbahn stumpf.

Immerhin 68Meter über Normalnull ist in Tönisberg der Wartsberg- Kempens höchster Punkt. Auch dort herrschte reges Schlittentreiben. Meist zogen Trecker die Rodelmobile die Hügel hoch. Bereits in der Früh startete Ernst Hegmans mit seinen Zwillingen und Gastkind Sophia Doekels zur Treckerschlittenfahrt. Hennes Doekels knatterte mit sieben Schlitten im Schlepptau. Die kleineren Schnee-Abenteurer hatten am Schulhof-Hang ihre Gaudi. Antonia Rögels (8): "Ich wünsche mir viel mehr Schnee- wenn die Schule wieder anfängt."

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