Diskussion Wie viel Haut darf man im Unterricht zeigen?

Eine Kleiderordnung gibt es an Schulen nicht. Die WZ möchte von Ihnen wissen, wie freizügig darf dort Bekleidung sein?

Diskussion: Wie viel Haut darf man im Unterricht zeigen?
Foto: Franziska Kraufmann/lsw

Kempen/Kreis Viersen. Luftige Kleidung ist im Sommer ein Muss, um einen heißen Tag halbwegs unbeschadet zu überstehen. Luftig bedeutet aber nicht immer gleich knapp — oder? Gerade junge Frauen greifen auch aufgrund der Mode-Trends schon mal zu knappen Hotpants oder bauchfreien Tops. Vor allem wenn es um den Schulalltag geht, gibt es immer wieder Diskussionen: Wie viel Haut ist zu viel? Ein Aushang im Erzbischöflichen Berufskolleg in Neuss, auf dem angemessene Kleidung von Schülerinnen gefordert wurde, heizte diese jetzt erneut an. Die WZ hat sich zum Thema knappe Sommerkleidung umgehört.

„Ich habe bisher noch bei keinem Mädchen unprofessionelle oder zu knappe Kleidung gesehen“, sagt Agnes Regh, Schulleiterin am Gymnasium Thomaeum in Kempen. „Ich finde, dass sich dieses Thema nicht nur auf Mädchen, sondern auch auf Jungen beziehen sollte. Wenn jemand zur Schule kommt, der aus meiner Frauensicht noch ein paar Informationen zum Thema Kleidung bräuchte, dann würde ich mit demjenigen sprechen“, erklärt Regh. Bestimmte Maßnahmen für zu knappe oder unangemessene Kleidung in der Schule gibt es am Thomaeum aber nicht. „Ich würde keinen Schüler wegen seiner Kleidung nach Hause schicken, es sei denn, jemand würde nur in Badehose zum Unterricht kommen. Man muss heute auch als Erwachsener aufpassen, dass man Kleidung nicht falsch interpretiert“, so die Schulleiterin des Thomaeum.

Auch an der Liebfrauenschule in Mülhausen hat es noch keine massiven Probleme mit zu knapper Sommerbekleidung gegeben. „Wir haben ein Hausaufgaben- und Mitteilungsheft, in dem auf Bildern erklärt wird, was Jungen und Mädchen in der Schule anziehen dürfen und was nicht. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man im Gebäude nicht barfuß laufen darf“, erklärt Schulleiter Lothar Josten. An diese Regelung würden sich die meisten halten. „Wer sich einmal nicht daran hält, bekommt einen freundlichen Hinweis. Das passiert selten, ist den Angesprochenen meist aber peinlich und passiert nicht wieder.“

Sollte es danach noch öfter vorkommen, dass diese Regeln missachtet werden, gebe es laut Hausordnung noch die Option, Maßnahmen zu ergreifen und beispielsweise Zuhause anzurufen oder ein T-Shirt bringen zu lassen. „Das ist aber noch nie vorgekommen“, so Josten.

„Unangemessene Kleidung ist bei uns kein Problem“, sagt Monika Ricken, Leiterin der Realschule Leonardo da Vinci in Tönisvorst. In der Regel kleideten sich die Schüler vernünftig. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, so werde das Gespräch mit dem Betroffenen gesucht. Aber: „Eigentlich haben unsere Schüler ein Gefühl dafür, was richtig ist.“ Eine Kleiderordnung gibt es an der Realschule nicht. „Eine Hotpants kann durchaus angemessen sein, aber auch eben nicht. Das ist ein schmaler Grat“, so Ricken. Zudem sollten sich die Schüler frei fühlen in dem, was sie anziehen.

„Natürlich laufen bei heißem Wetter viele freizügig gekleidet herum“, sagt Elke Terbeck, Leiterin des Berufskollegs mit Standorten in Kempen, Lobberich und Willich. Aber ihr wären noch keine Beschwerden zu Ohren gekommen. „Eine Kleiderordnung dürfen wir nicht erlassen. Schule ist keine Disco, kein Schwimmbad und keine Party. Das sollten unsere Schüler wissen.“

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