Werk-Schließung: Der letzte Tag bei Bauerfeind

Die Ohnmacht bleibt: Traurig haben am Dienstag die Mitarbeiter ihre Firma verlassen.

Kempen. Nach vielen Protesten in den vergangenen Monaten war am Dienstag der letzte Arbeitstag für die Mitarbeiter des Bandagen-Herstellers Bauerfeind.

"Wieso ist es möglich, durch Subventionen Arbeitsplätze an der einen Stelle ab- und an anderer wieder aufzubauen?" klagt Betriebsratsvorsitzende Dagmar Redelings die Politik an, durch die die Schließung des Werkes möglich wurde.

Genau wie vielen Kollegen droht auch ihr die Arbeitslosigkeit: "Die Leute sind für den Arbeitsmarkt zu alt und für die Rente zu jung." Von 210 Angestellten haben bisher nur 20 eine neue Stelle gefunden. Die restlichen 190 gehen für die nächsten zehn Monate zu einer Transfergesellschaft.

Nach Bewerbungstrainings und Schulungen haben sie anschließend keine Beschäftigung. Schon die letzten Wochen gab es nichts mehr zu tun. "Vor 14 Tagen wurden die letzten Produkte hergestellt. Seitdem sitzen wir hier nur rum", sagen Redelings und ihre Betriebsratskollegin Andrea Thepaß.

Den Abbau der Geräte haben alle miterlebt. Viele seien dadurch psychisch überfordert gewesen. "Wir haben seit zwei Wochen versucht, eine Freistellung zu erreichen, aber die Geschäftsleitung hat sich nicht darauf eingelassen," sagt Redelings. So konnten sich die Angestellten ihre restliche Zeit nur mit Kniffeln und Unterhalten vertreiben.

Obwohl es niemanden unter den Angestellten gibt, der weniger als zehn Jahre bei Bauerfeind gearbeitet hat, wechselt keiner zur Zentrale in Thüringen. Die Bindung zu Kempen, die hohen Fahrt- und Unterbringungskosten machen dies fast unmöglich.

Zum Abschluss wurde Dieter Sandmann von der Kempener Tafel eine Spende der Mitarbeiter von 534 Euro überreicht. "Das Geld stammt von den Überschüssen aus unserem Getränkeautomaten," erklärt Ex-Karnevalsprinz Theo Balters, ebenfalls viele Jahre bei Bauerfeind beschäftigt.

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