Kempen Wenn eine(r) eine Reise tut . . .

WZ-Redakteure berichten von Urlauben, die auf welche Art auch immer Erinnerungen hinterlassen haben. Machen Sie doch einfach mit!

Kempen: Wenn eine(r) eine Reise tut . . .
Foto: André Gerards

Kempen. Die Sommerferien sind fast vorbei - für viele sind die freien Tagen bereits Erinnerung. Auch Redakteure und Mitarbeiter der WZ haben Urlaube erlebt, die durch Ereignisse oder Situationen im Gedächtnis geblieben sind.

Kempen: Wenn eine(r) eine Reise tut . . .
Foto: Dohmen

„Wollt ihr den Kleinen wirklich mitnehmen?“ Diese Frage hörten mein Mann und ich öfter, als wir kundtaten, dass wir mit unserem Sohn nach Israel reisen wollten. Der war damals gerade ein gutes Jahr alt. Ob das gut gehen würde? Im Nachhinein kann ich sagen: Ja. Es wurde einer meiner schönsten Urlaube. Israel ist ein faszinierendes Land. Wir reisten von Tel Aviv mit einem Mietwagen nach Jerusalem, dann an den See Genezareth und schließlich nach Haifa. Von diesen Standorten aus erkundeten wir jeweils die Umgebung.

Wir schlenderten durch die Jerusalemer Altstadt, besuchten Betlehem, trieben auf dem Toten Meer, besuchten die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (hier haben Kinder keinen Zutritt) und badeten im See Genezareth. In Gefahr fühlte ich mich dort nie - auch wenn einem schon ein wenig anders wird, wenn nebenan im Bus schwer bewaffnete Soldaten sitzen. Aber was viel wichtiger ist: Dort treffen Gläubige aus der ganzen Welt aufeinander. Und es ist faszinierend zu sehen, wie andere Kulturen ihren Glauben leben. Die Inbrunst, mit der sich Frauen auf den Salbungsstein in der Grabeskirche in Jerusalem werfen, hat mich beeindruckt.

Kempen: Wenn eine(r) eine Reise tut . . .
Foto: Reemen

Eine solche Reise mit einem Kind kann auch hart sein — zum Beispiel wenn man den Kinderwagen bei großer Hitze den Ölberg hinaufschiebt, während Sohnemann Mittagsschlaf hält. Besonders hart daran ist, dass das Kind ja putzmunter ist, wenn man selbst vollkommen fertig auf dem Berg ankommt. Das Nachtleben von Jerusalem und Tel Aviv ist uns auch entgangen. Aber dafür entdeckt man mit Kind Orte, die man sonst nicht angesteuert hätte, erfährt viel Hilfsbereitschaft und kommt mit fremden Menschen ins Gespräch. Der Vorteil fürs Kind: Wer auf Jerusalemer Pflaster laufen lernt, den haut so schnell nichts mehr um.

Einer meiner schönsten Urlaube liegt erst zwölf Monate zurück. Nach Hollands Küste, Ijsselmeer, Sauerland, Augsburg und drei Normandie-Urlauben machte ich im Frühjahr 2016 eine „Ansage“: „Wir sollten den Kindern mal die Berge zeigen. Richtige Berge.“ Ausgangsworte für einen Sommerurlaub, der zu einem der abwechslungsreichsten unserer Familienreisen wurde.

Übertrieben gesagt: Europa in zwölf Tagen. Genaugenommen waren es nur vier Länder. Immerhin. Im französischen Mulhouse besichtigten wir Kutschen und Oldtimer der Sammlung Schlumpf, bummelten durch die Altstadt, aßen im Gehen, hörten den Franzosen beim „Oh, non!“ - „Mais oui“ zu und freuten uns über jeden Boulangerie-Schriftzug.

Mit frischen Croissants ging es am frühen nächsten Morgen bei Sonne und klarem Himmel Richtung Basel und weiter zum Gotthardtunnel. Unser Ziel: das italienische Bergamo, die Perle der Lombardei, über die ich zuvor so viel (Ver-)Lockendes gelesen hatte. Die Fahrt durch die Schweizer Berge, vorbei am Vierwaldstätter See, war traumhaft. Die Gipfel beeindruckend. Folge: Fotoserien durch die Autofenster.

Fünf Tage Bed & Breakfast in Bergamo lagen vor uns. An Sonnentagen folgten wir dem Tipp der Vermieterin und steuerten den Lago d’Iseo an, sonnten mit Italienern auf einem Rasenstreifen, badeten im See mit Blick auf Berge und Insel. Christo hatte diese Kulisse kurz zuvor genutzt, um mit orangefarbenen und begehbaren Pontons („Floating Peers“) das Laufen übers Wasser möglich zu machen.

Die Citta Alta von Bergamo ist wunderschön. Die alte Oberstadt liegt knapp 400 Meter über dem Meeresspiegel auf einem Hügel. Von dort aus hat man abends bis Sonnenuntergang eine — je nach Licht — bezaubernde Sicht über die Stadt und die weite Po-Ebene. Die Spitze des Hügels erreicht man in einer Kabine der Standseilbahn. Am besten, nachdem man das köstliche Stracciatella-Eis probiert hat, das in einer Eisdiele der Citta Alta erfunden worden sein soll. Von Bergamo erreicht man die norditalienischen Seen, Como, Iseo. Wundervoll sogar bei Regen: San Pellegrino, Stadt und Terme des klassischen italienischen Mineralwassers, auch wenn im leerstehenden Grand-Hotel, das Anfang des 20. Jahrhunderts viel, viel bessere Zeiten gesehen hat, schon seit Jahren niemand mehr ein Zimmer angemietet hat.

Italien hinter uns zu lassen, fiel uns schwer. Die Kindern hätten gerne verlängert und dafür Tübingen, unsere letzte Reisestation, ausgelassen. Wir Eltern aber haben das Flair der Studentenstadt genossen. Ein kühles Kellerbier vor einer der ungezählten Kneipen oder Cafès in Gassen und auf Plätzen. Eine Stocherkahnfahrt auf dem Neckar haben wir auch gebucht. Ein Erlebnis.

Die schönste Ferienreise meiner Kindheit führte 1976 nach Ehrwald im Tirol. Ich war 15 Jahre alt, meine Schwester schon 19 — und es war die erste und letzte gemeinsame Reise der gesamten Familie Dohmen überhaupt. Vorher war nicht genug Geld da, nachher wollte meine Schwester lieber mit ihrem künftigen Ehemann in Urlaub fahren. In Ehrwald teilten sich meine Schwester und ich ein schlichtes Zimmer ohne Bad und Toilette, dafür aber mit traumhaftem Blick vom Balkon auf Zugspitz-Massiv und Sonnenspitze. Es wurde viel gewandert damals, wofür sich die topmodischen Plateau-Sohlen der Schuhe meiner Schwester allerdings als denkbar ungeeignet herausstellten. Was haben wir gelacht, als sie schwankend durch den Lärchenwald stolzierte, während mein Vater verzweifelt versuchte, ihr etwas Halt zu geben.

Als Erwachsener habe ich viele unvergessliche Urlaube gemacht. Herausheben möchte ich den ersten Trip in die USA. Meine Frau und ich reisten mit einem kleinen Wohnmobil an der Westküste entlang, wir sahen atemberaubend schöne Nationalparks (Yosemite, Zion, Bryce Canyon, Grand Canyon) und stromerten zu Fuß durch San Francisco. Zum meinem 50. Geburtstag bekam ich dann einen Herzenswunsch erfüllt, der ebenfalls mit den USA zusammenhängt: Zum ersten Mal ging es nach New York. Unsere Ferienwohnung in Brooklyn, das Frühstück auf dem Dachgarten mit Blick auf die Freiheitsstatue, der Spaziergang quer durch den Central Park an einem sonnigen Oktobermorgen — unvergesslich.

Das trifft ganz sicher auch auf meine jüngste Reise mit dem Kreuzfahrtschiff nach Norwegen zu. Schneebedeckte Berggipfel, tief eingeschnittene Fjorde, tief stürzende Wasserfälle und gemütliche kleine Städte mit bunten Holzhäusern — Urlaub kann so schön sein!

Wenn ich nach dem schönsten Urlaub meiner Kindheit gefragt werde, fällt mir immer meine erste große Reise ins Ausland ein. Das war im Sommer 1970 und es ging für vier Wochen nach Hammamet in Tunesien. Eine völlig andere Kultur und Lebensweise erwartete mich, hat mich beeindruckt und manchmal auch erschrocken.

Wüste, Kamelritt, Besuche bei Berbern und Markt in Nabeul waren Erlebnisse der besonderen Art. Während die ersteren mich beeindruckt haben, hatte ich beim Gewühl auf dem Markt, den intensiven Gerüchen und vor allem den toten Tieren, die vom Schlachter angeboten wurden, sehr gemischte Gefühle. So etwas kannte ich mit meinen fast 13 Jahren nicht. Lange ist mir nachgegangen, dass eine Bettlerin uns ihr Kind verkaufen wollte.

Unvergessen ist auch der Besuch von Karthago. Vor allem, da ich mit den „alten Steinen“ etwas angefangen konnte. Im vergangenen Schuljahr hatten wir die Punischen Kriege und den Niedergang Karthagos durchgenommen. Zudem hatte mein Großvater mir als Lektüre das Buch „Götter, Gräber und Gelehrte“ gegeben und mein Interesse für Geschichte geweckt. Für meine Eltern ein guter Grund, mich dazu zu nötigen, vor der Gruppe, die nur aus alten Leuten bestand (meine Sicht von damals) mein Wissen zum Besten zu geben. Noch heute kann ich mich an das peinliche Gefühl erinnern, das mich noch heute beschleicht, wenn ich mich daran erinnere. Daran änderte auch nicht, dass ich für meinen Vortrag — ob berechtigt oder nicht, weiß ich nicht mehr zu sagen — Applaus bekommen habe.

Und nun sind Sie an der Reihe, liebe Leser: Schicken Sie uns Ihre Urlaubs-Geschichten! Vielleicht erinnern Sie sich noch an so manch kuriose Reise. Schwelgen Sie in Erinnerungen. Die Redaktion würde sich freuen, wenn Sie die WZ und damit die anderen Leser daran teilhaben ließen. Texte und/oder Fotos schicken Sie am einfachsten per E-Mail an die Redaktion:

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