Kempen/Kreis Viersen Von Schlaglöchern und "Knüppelpisten"

Sehr viele Bürger kritisieren bei einer WZ-Umfrage auf dem Buttermarkt den Zustand der Radwege rund um Kempen.

Kempen/Kreis Viersen: Von Schlaglöchern und "Knüppelpisten"
Foto: Kurt Lübke

Kempen/Kreis Viersen. Das könnte mehr Diskussionsbedarf geben, als sich Stadt Kempen und Kreis Viersen vorstellen können. Beide Körperschaften wollen bekanntlich unter anderem von den Bürgern wissen, wie diese den Zustand der Radwege beurteilen. Sie könnten sich dabei Antworten „einfangen“, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Die WZ erhielt zum Thema viele E-Mails. Und auch gestern bei der „Redaktion vor Ort“ auf dem Kempener Buttermarkt war eine Menge los.

Kempen/Kreis Viersen: Von Schlaglöchern und "Knüppelpisten"
Foto: Kurt Lübke

Herbert Stadtfeld meint: „Egal, wo sie um den Ort herum fahren, die Radwege sind eine Katastrophe.“ Als Beispiel nennt er den Weg zwischen Kempen und Vorst, den könne man kaum noch fahren. In einem ähnlichen schlechtem Zustand sei die oft so hoch gelobte Schlufftrasse zwischen St. Tönis und Süchteln. „Die besteht nur noch aus Hubbel“, erklärt der Mann. „Die einzigen Wege, die man gut befahren kann, sind die Wirtschaftswege. Aber die werden natürlich zu bestimmten Zeit stark von den Landwirten in Anspruch genommen.“

Der Radweg zwischen Grefrath und Mülhausen stößt Bernhard Borsbach auf. „Seit Jahren ist der Fahrradweg katastrophal! Täglich wird er von vielen Schülern auf dem Weg zur Liebfrauenschule Mülhausen genutzt, so sind drei Enkel von uns dort unterwegs. Die Schäden sind inzwischen so schlimm, dass jederzeit ein Unglück passieren kann“, klagt der Grefrather. Zwar sollten Fahrbahn und Radweg zusammen saniert werden, doch der Radweg habe seines Erachtens absoluten Vorrang. „Von Jahr zu Jahr werden die Bürger vertröstet: Bis das erste Kind im Krankenhaus liegt.“ Handlungsbedarf gebe es sofort.

Heinz Börsch, vielen wohl als Komitee-Präsident des Kempener Karnevalsvereins bekannt, beschwert sich über den Radweg am Krefelder Weg in Höhe der Gaststätte Dickerboom. „Eine einzige Katastrophe. Überall befinden sich regelrechte Löcher (keine Schlaglöcher) in der Teerbeschichtung. Es geht nur im Slalom, um diese zu umfahren. Ansonsten knallt es regelrecht in der Sattelfederung.“ Auf dem Rückweg einer Radtour nach St. Tönis habe Börsch daraufhin eine andere Strecke gewählt — und zwar entlang der Landstraße zwischen Kempen und St. Tönis. „Hier ist die Strecke besser, aber auch nicht ganz optimal“, so Börsch. Zudem sei er jetzt mal bewusst den Radweg neben der Oedter Straße gefahren. Vom Kreisverkehr „An Peschbenden“ bis zur Königsberger Straße: keine Beanstandung. Von dort bis zum Röskesweg (jüdischer Friedhof) „eine wahre Katastrophe“: totale Flickschusterei, im Dunkeln sicher auch gefährlich. Vom Röskesweg bis zum Außenring Note „gut“. Auch der Brahmsweg erhält von Heinz Börsch diese Note.

Herbert Hüsges aus Mönchengladbach hat auch so seine Erfahrungen gemacht: „Die Strecke von Mönchengladbach nach Kempen geht für uns zunächst entlang der Niers, in Höhe der Eisenbahnlinie nach Anrath, nach Vorst, über den Radweg (sieben Kilometer) nach Kempen.“, schildert er. Seine Frau und er wählten diese Strecke gerne, weil sie verkehrsarm und landschaftlich schön sei. Von Mönchengladbach-Lürrip aus sei es auch die kürzeste Verbindung. Aber: „Seit einigen Jahren meiden wir die Strecke. Der Radweg zwischen Vorst und Kempen ist schrecklich (hochliegende Wurzeln, Schlaglöcher). In der Rangfolge der Knüppelpisten nimmt dieser Radweg unangefochten den ersten Platz ein.“

„Der WZ-Bericht gab mir den Anstoß, wieder mal das Rad zu besteigen für eine Runde in der Sport- und Freizeitgemeinde“, meldet sich Hans-Josef Klingen aus Grefrath zu Wort. Von seinem Wohnhaus an der Florastraße aus fuhr er in Richtung Alte Plüschweberei (alte Wankumer Straße), wo der Radweg schon lange ein Problem sei — beginnend ab Zufahrt Bauhof in Richtung Friedhof bis zur Kreuzung Landstraße nach Viersen/Wankum. „Besonders bis zur Kurve eine Buckelpiste im wahrsten Sinne des Wortes“, so Klingen. Kaum noch sichtbar sei am Wegrand die Markierung als Nordkanalweg. Die Weiterfahrt führte Klingen über Schaphausen, Hübeck, Landwehr und Haus Bruch weiter an der Niers vorbei bis zur Mülhausener Straße, wo der schlechte Zustandes des Radweges besonders für die Schulkinder eine Gefahr darstelle: „Dass hier Handlungsbedarf besteht, ist wohl bei den zuständigen Behörden bekannt.“

„Drei blöde Radwege: Von Kempen nach Oedt, von Kempen nach Wachtendonk und von Kempen nach St. Tönis“, kommentiert Ingrid Ropetz: „Das sind Buckelpisten. Wenn Sie die befahren, haben Sie einen Bandscheibenvorfall.“

Grundsätzlich seien die Wege in Kempen okay, sagt eine andere Kempenerin. Lediglich an der Vorster und an der Mühlhausener Straße fehle Platz für Radfahrer: „Wenn dort morgens die Schulkinder unterwegs sind, knubbelt es sich extrem.“

„Alles super zu befahren“, lautet der knappe Kommentar der Kempenerin Renate Jansen.

Jutta Berger äußert sich zur Frage, ob die Fußgängerzone in Kempen fahrradfrei werden soll: „Ich schiebe dort mein Rad oder stelle es vorher ab.“ Sie wünscht sich eine Innenstadt ohne Fahrräder, da viele Fahrer sehr rücksichtslos seien.

Ursula Körner ist unzufrieden mit dem Zustand der Radstrecken am Krefelder Weg und der St. Töniser Straße. Zudem stört sie der ungepflegte Zustand vieler Wege: „Häufig liegt Glas auf dem Boden oder Sträucher ragen auf die Fahrbahn.“

„Zwischen Wachtendonk und Kempen ist der Radweg ab der Schlot eine Buckelpiste“, sagt Wolfgang Gorißen. Teilweise fehle eine Fahrbahndecke gänzlich. Dann müsse man über Schotter radeln. „Da muss sich etwas tun“, lautet seine Forderung.

Ein Kempener, der anonym bleiben möchte, sieht Radfahrer an vielen Stellen benachteiligt. So sei der Bodenbelag auf Radwegen meist schlechter als auf Straßen für den Autoverkehr. An der Vorster und an der Oedter Straße bestünde zudem keine Möglichkeit für Radfahrer, die Fahrbahn sicher zu queren.

Gregor Klein fährt seit 14 Jahren mit dem Rad von Oedt zur Arbeitsstelle in Kempen. „Der Radweg an der Landstraße ist einige paar Mal geflickt worden, mehr aber auch nicht“, sagt er. Es sei fast eine Zumutung, den Weg zu benutzen. Man müsse ganz langsam fahren, um keine Beschädigungen zu riskieren.

Klaus Wollersheim kritisiert den Zustand der „Fahrrad-Straßen“ rund um die weiterführenden Schulen. Zum Beispiel auf der Ludwig-Jahn-Straße, wo er selbst wohnt, seien Dellen in der Fahrbahn und die Markierungen längst überholt.

Ebenfalls ein innerstädtisches Thema greift Stefanie Sauerland auf: Das Radfahren auf der Engerstraße sei „immer wieder ein Problem“. Besser wäre es, das dort gar nicht zuzulassen, meint sie.

Als „Extrem-Radfahrer“ bezeichnet sich Hans Schlösser. Die Radwege an der Landstraßen rund um Kempen und im übrigen Kreisgebiet seien generell in einem schlechten Zustand, urteilt er. Er selbst weiche deshalb auf Wirtschaftswege aus, „denn die sind sehr gut“.

Auch Gernot Feldmann kritisiert die Radwege rund um Kempen: „Da muss man teilweise die Zähne festhalten“, so tief seien die Schlaglöcher und Wellen zum Beispiel in Richtung Wachtendonk. Ganz ordentlich fahre man in Richtung St. Hubert — und „innerhalb von Kempen kann ich mich nicht beklagen“.

Viel mit ihrem Parallel-Tandem unterwegs sind Karin und Johann Nolte. „Es gibt fast keine Radwege, die in Ordnung sind“, sagen sie. Im Blick haben sie dabei nicht nur Schlaglöcher, sondern auch die Grünpflege am Rande. Denn oft seien die Wege halb zugewuchert und für ihr einen Meter breites Rad schwer zu bewältigen. Als Beispiel nennen sie die Straelener Straße in Richtung Wachtendonk.

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