Grefrath Von Ponys, Treckern und Zinkwannen

Auf einem Klassentreffen erzählte Theo Schriefers von seiner Kindheit während des Krieges und in den 50ern.

Grefrath. „Alle wussten, was das bedeutet, denn dann ging es in den Keller“, sagt Theo Schriefers. Der 77-jährige frühere Landwirt meint damit das Heulen der Sirenen in den Kriegsjahren. Der Schlibecker berichtete darüber jetzt bei einem Klassentreffen des Jahrgangs 1937/38 der katholischen Volksschule Grefrath.

Schriefers erinnerte sich, dass beim Alarm sein Onkel Hermann, der Bruder seiner Großmutter, trotzdem in der Küche blieb. Wenn es eine Durchsage über das damals „Volksempfänger“ genannte Radio gab, wurde die Gefahr höher eingeschätzt. Dann lief die ganze Familie in den Kartoffelkeller unter dem heutigen Pferdestall, so Schriefers.

Er erinnerte in seinem Vortrag auch an die Besatzungszeit, als die Panzer durch Schlibeck rollten. Alle größeren Häuser in Schlibeck waren damals von Amerikanern besetzt.

1948 erhielt Theo Schriefers seine Erste Heilige Kommunion. Vom Hof aus fuhr er mit seiner Familie auf zwei Pferdewagen zur zwei Kilometer entfernten Kirche. Zur Schule ritt er damals auf einem Pony, das er bei Bekannten im Garten abstellte, denn ein Fahrrad hatte er damals noch nicht. In den Schulen waren Jungen und Mädchen sowohl in den Klassen als auch auf dem Schulhof voneinander getrennt. Die „Prügelstrafe“ war bis hinein in die 50er Jahre eine Selbstverständlichkeit.

Schriefers und seine Schulkameraden waren damals Messdiener in der Pfarre St. Laurentius. Er erinnert sich noch gut an die Frühmesse, die um 6 Uhr in der Krankenhauskapelle begann. Danach gab es bei den Ordensschwestern ein reichhaltiges Frühstück.

Zum Leben auf dem Hof gehörten damals Lehrmädchen, Knechte und eine Waschfrau. Gebadet wurde in einer Zinkbadewanne im Keller. Den ersten Traktor bekam der Schriefers-Hof 1954. Er hatte 27 PS und kostete 4800 Mark. Mit 14 Jahren durfte Theo Schriefers damit fahren — allerdings nicht weiter als fünf Kilometer rund um den Hof. Diesen gab er später auf. Er ließ sich umschulen und wurde Leiter der Warenabteilung in einer Süchtelner Bank.

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