Kempen Viele Barrieren für Behinderte

In der Kempener Altstadt gibt es in den Restaurants kaum geeignete Toiletten für Rollstuhlfahrer.

Kempen: Viele Barrieren für Behinderte
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Brigitte Lehnen—Kämmer aus Vorst ist unzufrieden mit der Situation für Behinderte in der Kempener Innenstadt. In Restaurants und Geschäften gebe es keine Behinderten-WCs, und viele Eingänge mit Stufen seien für Behinderte kaum zu überwinden. Lehnen-Kämmer weiß, wovon sie redet, weil sie mit ihrer Mutter, die im Rollstuhl sitzt, diese Erfahrungen gemacht hat.

Von der Stadt Kempen gibt es da teilweise Zustimmung. „Wegen der historischen Bausubstanz ist Behindertenfreundlichkeit oft nicht möglich“, sagt Pressesprecher Christoph Dellmans. So gibt es beispielsweise Stufen, die Teil des Stadtbildes sind. Dellmans verweist aber auch auf die Bordsteine, die ebenerdig abgesenkt worden sind, und die Leitspur für blinde Menschen, die durch die Innenstadt führt. Öffentlich zugängliche Toiletten für Behinderte gibt es an der Volksbank, im Krankenhaus, im Rathaus (zu den Öffnungszeiten) und bei McDonald’s an der Bleicherstraße.

„Es hat sich jede Menge getan, und wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Behindertenbeauftragte der Stadt, Wolfgang Reinsch. Auch er bestätigt, dass es durchaus Probleme gibt, hofft aber, dass sich die Situation Stück für Stück verbessert. So ist bei Neubauten und umfangreichen Umbauten ein behindertengerechter Zugang vorgeschrieben. Ein gutes Beispiel ist laut Reinsch auch die Sanierung der Judenstraße, die auf Behinderte Rücksicht nehme. Das sei auch ein Fingerzeig für die gesamte Fußgängerzone, so der Behindertenbeauftragte.

Armin Horst ist Vorsitzender des Kempener Werberings und betreibt das Restaurant Ellenpoort sowie die Gaststätte Treppchen in der Kempener Altstadt, ist also gewissermaßen doppelt betroffen. Er gibt Lehnen-Kämmer recht. „Ich kenne in Kempen kein Restaurant, das behindertengerecht ist“, sagt er. Das gelte auch für sein Restaurant, dessen Eingang zwar ohne Stufen ist. Die Toiletten befinden sich aber im Keller. Und das ist in den meisten anderen Restaurants und Gaststätten sehr ähnlich. „Als ich 1986 gebaut habe, habe ich darüber leider nicht nachgedacht“, so Horst. Er sieht aber auch keine Lösung für das Problem. Dieses sei durch die alte Bausubstanz bedingt.

Als Chef des Werberings hat Horst allerdings an die Geschäftsleute appelliert, etwas zu verändern. Behindertengerechte Toiletten seien dort nicht so sehr das Thema. Einige hätten aber für behindertengerechte Eingänge gesorgt, indem sie beispielsweise vor ihrem Geschäft eine Rampe angebracht hätten. Viele Eingänge seien aber auch ebenerdig. „Wir bitten aber vor allem alle, die neu bauen, auch an die Behinderten zu denken“, sagt Horst.

Brigitte Lehnen-Kämmer sieht aber auch da Bedarf, denn bei Neu- oder Umbauten wird nach ihrer Erfahrung längst nicht immer auf Behinderte Rücksicht genommen. Sie lobt unsere niederländischen Nachbarn. „Dort haben teilweise sogar kleine Eisdielen eine behindertengerechte Toilette“, sagt sie.

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