Kempen Tour zu den Schokoladenböden

Zum Tag der Landwirtschaft gab es eine Kutschfahrt mit Bürgermeister Volker Rübo. Im Mittelpunkt stand der Ackerbau in Kempen.

Kempen: Tour zu den Schokoladenböden
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Angesichts der Vollsperrung auf dem Außenring (siehe Artikel unten) hatten Bürgermeister Volker Rübo und Ortslandwirt Peter-Josef Coenen am Montagnachmittag alles richtig gemacht. Gemeinsam mit anderen Vertretern von Stadt und Bauernschaft machten die Beiden eine Kutschfahrt über die Wirtschaftswege rund um Kempen. Dabei war die 20 Kilometer lange Fahrt aber nicht nur ein Ausflug. Anlässlich des Tags der Landwirtschaft tauschte man sich über die Situation der Kempener Landwirte aus. Nachdem es in den vergangenen Jahren um Viehbetriebe ging, stand nun der Ackerbau im Vordergrund.

„Ich habe einen guten Eindruck von der Vielfalt der Anbaukulturen in Kempen gewinnen können“, sagte Rübo in einem Pressegespräch nach der Kutschtour. Der Kohlanbau („Kemp’sche Kappes“) sei zwar weiterhin wichtiger Baustein der Landwirtschaft. „Es gibt aber längst nicht mehr so viele Kappes-Betriebe wie früher“, ergänzte Peter-Josef Coenen. Ein Grund dafür sei, dass es in Kempen selbst keine direkten Abnehmer mehr gebe. „Früher hatten wir hier drei oder vier Sauerkrautfabriken“, so Coenen. Inzwischen werde der Kohl überwiegen zu Kühne (Herongen) und Leuchtenberg (Neuss) geliefert.

Neben dem Kohl haben sich viele andere Kulturen durchgesetzt. Rote Beete, Mais, Sellerie, Erbsen, Bohnen und Zwiebeln sind neben den Kartoffelfeldern nur einige Beispiele. „Man kann hier so gut wie alles anbauen“, lobt Coenens Stellverteter Josef Impelmanns die Kempener Platte mit ihrem Lößlehmboden. „Wir nennen ihn gerne Schokoladenboden“, scherzt Impelmanns.

Glücklich sind die Landwirte darüber, dass ihre Böden weitestgehend von den Wetterkapriolen der vergangenen Monate verschont worden sind. „Die Kollegen in anderen Regionen hat es schlimmer getroffen“, so Peter Josef Coenen. Etwa ab Straelen habe es heftige Niederschläge gegeben. „Das ist ein großes Glück. Kempen ist verschont geblieben“, ergänzte Bürgermeister Rübo. Nichtsdestotrotz sei es ein schwieriges Frühjahr für die Pflanzen gewesen. „So viel Regen und Nässe habe ich noch nicht erlebt“, so Coenen, der schon seit Jahrzehnten im Geschäft ist. Insbesondere die Erdbeer- und Obstbauern hätten darunter zu leiden.

Ein Thema der Kutschfahrt war auch der Rückgang der bewirtschafteten Höfe. „Vor 50 Jahren hatten wir in Kempen schätzungweise 100 Betriebe. Derzeit sind es noch 35“, sagte Coenen. Nach diesem massiven Rückgang sei die Lage aber nun stabil. „Die Zahl können wir halten. Es gibt viele Betriebe, die einen Nachfolger gefunden haben“, sagt der Ortslandwirt.

Sowohl Coenen, der für die CDU im Stadtrat sitzt, als auch Rübo betonten den guten Austausch zwischen Stadt und Betrieben. Bei Problemen würden kurzfristig Gespräche geführt. Eine Sorge der Landwirte ist der Flächenverbrauch durch die Ausweisung neuer Baugebiete. „Jedes Hektar, das wir verlieren, tut weh“, sagte Coenen, der aber auch die Engpässe der Stadt Kempen kennt, um Platz für neue Grundstücke zu fassen.

„Ich denke, dass wir in den vergangenen Jahren nicht hemmungslos Baugebiete geschaffen haben“, so Rübo. Dies geschehe stets mit Augenmaß. Das bestätigten die Landwirte und verwiesen auf die Kreise Kleve und Wesel, wo es zum Beispiel massive Eingriffe in die Flächen durch den Kiesabbau gab und gibt. „Das, was man derzeit in Wachtendonk an der Autobahn sehen kann, ist erst der Anfang“, so Josef Impelmanns. Dort würden weitere Bereiche folgen.

Mit Freude blicken sowohl die Stadt als auch die Landwirte auf den Bauernmarkt am 4. September. Dann steht die Altstadt ganz im Zeichen der Landwirtschaft. Auch das beliebte Ferkelrennen auf der Wiese am Hessenring soll es wieder geben.

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