Kempen Thomaeer wagen sich an Oper heran — mit Erfolg

Mit „Hänsel und Gretel“ betrat das Theater des Gymnasiums Neuland. 60 Schüler setzten das Märchen um.

Kempen: Thomaeer wagen sich an Oper heran — mit Erfolg
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Erstmals in der über 20-jährigen Geschichte des Theaters am Thomaeum haben sich die Macher an eine Oper gewagt. Mit „Hänsel und Gretel“ betraten rund 60 Schüler unter der Leitung von David Nethen und Sophia Wildner musikalisches Neuland. „ildner präsentierte ihr knapp 30-köpfiges Schulorchester in Hochform. Mit großer Sicherheit interpretierten die Streicher und Bläser die Kompositionen von Engelbert Humperdinck (1854-1921).

Auch wenn einige Motive in der heutigen Hörgewohnheit eher selten sind, so ist doch der Inhalt der 1893 uraufgeführten Oper zeitlos: Frei nach den Gebrüdern Grimm verirrt sich ein Geschwisterpaar im Wald und wird von einer bösen Hexe gefangen genommen. In den Hauptrollen glänzten die Oberstufenschüler Marie Angona (Sopran) und Oliver Driesch (Tenor). Sie sangen die meisten Stücke, die vielfach als Duett arrangiert sind. Darunter ist zum Beispiel auch „Ein Männlein steht im Walde“. Denn Humperdinck hat teilweise in seine Vertonung des Märchens bekannte deutsche Volkslieder eingebaut.

Mit seiner kräftigen Bariton-Stimme konnte auch Lauritz Novotny in der Rolle des Vaters überzeugen. Ella Thomas komplettierte als Sandmännchen das Solisten-Quartett. Alle weiteren Rollen fielen der Kürzung zum Opfer, weshalb Regisseur Nethen zu einem geschickten Schachzug griff: Er schickte Simon Kleeberg als Märchenonkel auf die Bühne, der einige Passagen der Oper vorlas. Dabei schlief er von Zeit zu Zeit ein und träumte sozusagen die Oper-Arien.

Einen hohen Anteil an der ersten Oper am Thomaeum hatten auch zahlreiche Fünftklässler. Sie bekamen ihren großen Auftritt gegen Ende der knapp einstündigen Produktion. Denn mit der Verbrennung der Hexe wurden viele Kinder von einem Fluch befreit, durch den sie zuvor in Lebkuchenmänner verwandelt worden waren. Und so stand plötzlich ein bunt kostümierter Chor auf der Bühne.

Manche der jungen Sänger sowie einige ihrer Mitschüler hatten sich „Hänsel und Gretel“ auch künstlerisch genähert: Im Nebenraum der Aula wurden Papp-Dioramen ausgestellt, die die Kinder rund ums Thema Lebkuchenhaus gebastelt hatten. Andere hatten dazu Bilder gemalt, die an die Rückwand der Bühne projiziert und so zum sich ständig wandelnden Bühnenbild wurden. Mit diesen und weiteren guten Ideen überraschten Nethen und Wildner das Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula. Auf die einzige öffentliche Aufführung folgen noch zwei geschlossene, die nur für Schüler zugänglich sind.

Das Experiment „Oper am Thomaeum“ ist jedenfalls geglückt und vielleicht wird es sich in den nächsten Jahren neben Theater- und Musical-Produktionen als neue Darstellungsform etablieren.

Als nächstes wird am Thomaeum der Edgar-Wallace-Krimi „Der Frosch mit der Maske“ aufgeführt. Termine: 10., 11. und 12. Februar, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula, Am Gymnasium 4.

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