Kempen Starke Gesten ersetzen Worte

Bei einem Workshop in der „Haltestelle“ erhalten Jugendliche Einblick in die Kunst des Schauspielens.

Kempen: Starke Gesten ersetzen Worte
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Anna holt mit ihrem Bein zum Schuss aus. Dann geht alles ganz fix. Sie neigt ihren Oberkörper leicht. Ihr Bein schnellt nach vorne. Ein satter Schuss. Dennoch fliegt kein Ball durch die Luft. Die 14-Jährige nimmt mit neun anderen Teenagern an einem Schauspielkurs im Begegnungszentrum „Haltestelle“ teil. Gerade führt Schauspielerin Christina Beyerhaus in die Welt der Pantomime ein.

Beyerhaus, die am Samstag zum wiederholten Mal einen Workshop in der Haltestelle gegeben hat, ist aus erfolgreichen TV-Formaten bekannt. Unter anderem spielte sie im Tatort und einer Rosamunde- Pilcher-Verfilmung mit. „Der Kurs heute ist auf Pantomime und Improvisation ausgerichtet“, sagt Beyerhaus. Bei der Übung mit dem imaginären Ball sollen die Jugendlichen lernen, aufeinander zu reagieren. „Es ist ein Frage von Absprache und Timing“, sagt sie. Denn ihre Schüler spielen sich den ausgedachten Ball gegenseitig zu und müssen realistische Bewegungsabläufe simulieren.

Immer wieder führen sich die Teilnehmer gegenseitig etwas vor, am Nachmittag den Eltern. „Es ist wichtig, dass die Kinder das Lampenfieber spüren“, sagt Beyerhaus. Die größte Schwierigkeit sei, sie aus bekannten Rollen zu locken. „Besonders wenn wir moralisch Verbotenes wie Auslachen spielen, tun sich die Kinder schwer“, so Beyerhaus. Sie möchte ihren Schützlingen auch Nützliches für den Alltag mitgeben: „Das Schauspiel wirkt auf vielen Ebenen. Manches kann tagtäglich helfen.“

In der nächsten Übung setzen sich die Kinder in zwei Stuhlreihen gegenüber. Beyerhaus gibt vor, in welchem Tempo sie zwischen den Reihen hin und her gehen sollen — am besten im Gleichschritt. So soll die Rücksichtnahme auf die Mitstreiter erlernt werden. Besonders das Zeitlupentempo ist eine Herausforderung. „Denkt dran, Arme und Beine bewegen sich entgegengesetzt“, ruft Beyerhaus.

In einer kurzen Pause ruhen sich die Teilnehmer aus. Das Theater hat es ihnen angetan. „Ich habe schon in der Schule getanzt. Jetzt wollte ich sehen, was beim Theater anders ist. Hier hat man viel mehr Freiheiten als bei einem Tanz“, sagt die elfjährige Pia. Fiona (10) reizt es, andere Rollen auszuprobieren und nicht so wie im Alltag agieren zu müssen. Merle ist in der achten Klasse. „Da muss ich häufig frei sprechen. Das fällt mir schwer. Hier versuche ich, mehr Selbstbewusstsein für Auftritte vor Fremden zu bekommen“, sagt die 13-Jährige. Viele Teilnehmer haben schon in der Schule Theater gespielt. So wie Celina (10): „Ich mag es, andere Leute oder Tiere nachzumachen.“

Nach Pantomime- und Ausdrucksübungen geht es ums Sprechen. Schlagfertigkeit ist nun gefragt. Die Kinder bilden Paare. Gegenseitig machen sie sich Vorschläge für Freizeitaktivitäten. Rasch müssen sie ein Argument finden, warum der Vorschlag schlecht ist. Nach der Übung mit dem Partner, spielen die Duos vor der Gruppe. Die anfängliche Schüchternheit ist schnell überwunden. Auch weil Beyerhaus ihre Schüler immer wieder motiviert und begeistert.

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