St. Hubert: Unfall fordert zwei Tote

Tragödie: In dem Auto saßen die Betreiber der St.Huberter Pizzeria. Die beiden Frauen waren auf der Stelle tot. Der 47-Jährige ist außer Lebensgefahr.

St.Hubert/Hüls. Minuten zuvor hatten sie noch bei ihren Verwandten in Hüls gesessen, geplaudert und gelacht. Sie verabschiedeten sich, stiegen in ihren BMW und wollten heimfahren. Um 1.29 Uhr - der Weg zu ihrem Haus in St.Hubert ist nicht mehr weit- geschieht das Unfassbare.

Der 47-jährige Fahrer steuert von der St. Huberter Landstraße in die Kreuzung zur Venloer Straße, will geradeaus weiterfahren. Die Ampel zeigt für ihn nach Erkenntnissen der Polizei auch grünes Licht. Doch als er die Venloer Straße passiert, gibt es einen gewaltigen Knall.

Von rechts ist ein niederländischer 19-Tonner offenbar ungebremst in den BMW gerast, reißt einen Ampelmast um und schiebt den Wagen ins angrenzende Feld. Die Beifahrerseite des Autos ist völlig zerknüllt. Die Ehefrau (51) des Fahrers und dessen Schwester (45) auf dem Rücksitz werden in dem Wrack eingeklemmt und sind sofort tot.

Feuerwehrleute müssen das Fahrzeug aufschneiden, um sie zu befreien. Der 47-Jährige erleidet lebensgefährliche Verletzungen. Sein Zustand stabilisiert sich im Laufe des Tages glücklicherweise. Der Fahrer (45) des Scania - er war von der Autobahn40 auf die B9 gefahren - erleidet leichte Verletzungen.

Zeugen des Unfalls gibt es nicht, offenbar hat auch niemand etwas gehört. Denn bei der Polizei geht nicht ein Anruf ein. Es ist eine Kempener Streifenwagenbesatzung, die das völlig zerstörte Autowrack entdeckt. "Wir gehen davon aus, dass der Unfall unmittelbar davor geschehen ist", sagt der Krefelder Polizeisprecher Wolfgang Lindner. Die Unfallstelle dürfte demnach nur kurze Zeit unentdeckt geblieben sein.

Der Feuerwehr-Löschzug Kempen war mit 24Leuten vier Stunden im Einsatz. Unterstützt wurden die Blauröcke von der Krefelder Feuerwehr, die einen Kranwagen schickte.

Notfallseelsorger müssen der Familie, die seit rund zwei Jahrzehnten in St. Hubert in der Tennishalle an der Stendener Straße die Pizzeria St.Anna betreibt, die schlimme Nachricht überbringen und sie betreuen. Ein 15-Jähriger und eine 20-Jährige zitterten zunächst noch um das Leben ihres 47-jährigen Vaters; dessen Ärzte sind aber zuversichtlich, dass er seine schweren Verletzungen überleben wird.

In St.Hubert verbreitete sich die Nachricht von dem schlimmen Unfall gestern wie ein Lauffeuer, und es herrschte allenthalben Bestürzung über das Ausmaß dieser Familientragödie. Der 47-Jährige und seine 51-jährige Frau haben das gut gehende Restaurant geführt, die Schwester arbeitete in der Küche.

Ein Sachverständiger, der die Unfallstelle in der Nacht stundenlang begutachtete, ist überzeugt davon, dass der niederländische Lkw-Fahrer - er hatte in seinem Lastwagen Muscheln geladen - trotz roter Ampel in die Kreuzung fuhr. Polizeisprecher Dietmar Greger erläutert, dass zum einen das Tiefbauamt belegen könne, zu welchem Zeitpunkt welche Ampelphase geschaltet war. Zum anderen seien eindeutige Spuren am umgestürzten Ampelmast nachgewiesen worden: Bei der Untersuchung der Glühfäden in den Lampen konnte festgestellt werden, welcher zum Zeitpunkt des Unfalls gerade leuchtete.

Der Lkw-Fahrer war zunächst auf Anweisung der Staatsanwaltschaft festgenommen worden. Zur Begründung führt Lindner aus, dass der Mann keinen festen Wohnsitz in Deutschland habe und gegen ihn der Verdacht der fahrlässigen Tötung bestehe. Am Nachmittag wurde überlegt, ob er gegen Zahlung einer so genannten Sicherheitsleistung auf freien Fuß gesetzt wird. Ein Ergebnis war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

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