Kempen Seltsames Schreiben der Stadt Kempen erbost Anwohner

An der Lilienstraße hatten Bürger merkwürdige „Post“ im Briefkasten. Das Kempener Tiefbauamt weist unter anderem auf Probleme mit dem Grünschnitt hin.

Kempen: Seltsames Schreiben der Stadt Kempen erbost Anwohner
Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Da kann sich ja eigentlich nur jemand einen Spaß erlaubt haben. Oder vielleicht ist das sogar ein Betrüger.“ Ein Anwohner (Name der Redaktion bekannt) der Lilienstraße fasst das zusammen, was er und einige seiner Nachbarn gedacht haben, als sie vor einigen Tagen ein Schreiben in ihren Briefkästen entdeckt haben. Auf dem DIN-A4-Blatt steht oben in fettgedruckter Schrift „Stadt Kempen — Tiefbauamt — als Straßenbehörde — Informationsschrift“. In dem Schreiben werden die „sehr geehrte Grundstückseigentümerin“ und der „sehr geehrte Grundstückseigentümer“ darauf hingewiesen, dass von ihrem Grundstück „Äste, Zweige oder Strauchwerk in den öffentlichen Verkehrsraum hineinragen“. Dies sei im Rahmen der „ständig durchgeführten Straßenkontrollen“ festgestellt worden.

„Das Problem an dem Schreiben ist, dass ich nicht feststellen kann, ob es wirklich von der Stadt kommt“, findet der Anwohner. Beim Blick auf das Blatt fällt so einiges auf: Es fehlen unter anderem ein offizieller Briefkopf der Stadt Kempen, ein konkreter Ansprechpartner mit Namen, eine Telefonnummer, eine E-Mail-Adresse. Am Ende ist lediglich zu lesen: „Mit freundlichen Grüßen, Ihr Straßenkontrolleur“. Zudem sei das Schreiben nicht per Post zugestellt, sondern einfach formlos ohne Briefumschlag eingeworfen worden.

„Außerdem wird gar nicht konkret benannt, was ich denn nun im Vorgarten falsch gemacht haben soll“, beschreibt der Kempener. Das würden viele Anwohner so sehen. „Meine Hecke schneide ich beispielsweise seit 17 Jahren vorschriftsmäßig.“ Es werde nur allgemein auf „irgendwelche Dinge“ hingewiesen. „Das kann ja eigentlich nur ein Fake sein.“

Unter dieser Annahme begann dann auch die Recherche der WZ-Redaktion — mit einer E-Mail an die Pressestelle der Stadt. Nachdem Pressesprecher Christoph Dellmans beim zuständigen Tiefbauamt nachgefragt hatte, musste er im Telefongespräch mit der Redaktion aber zugeben, dass der ominöse Zettel tatsächlich aus dem Kempener Rathaus stammt.

Das Tiefbauamt habe bestätigt, dass das Schreiben in dieser Form schon „seit einigen Jahren“ eingesetzt werde. Der zuständige Mitarbeiter würde es immer dann in einen Briefkasten werfen, wenn ihm etwas auffalle, das gegen das Straßen- und Wegegesetz des Landes NRW verstoße. Darin werde der betreffende Bürger aufgefordert, den Missstand zu beseitigen. Andernfalls folge ein „förmliches Einschreiten durch die Straßenbaubehörde“. Heißt, dass es einen Brief mit einer möglichen Androhung eines Bußgeldes gibt, wie Dellmans bestätigt.

Nun seien die DIN-A4-Blätter offenbar „flächendeckend“ an der Lilienstraße verteilt worden. Einen konkreten Grund dafür konnte die Stadt nicht nennen.

Auf Anfrage der WZ räumte der Stadtsprecher ein, dass das Schreiben verbesserungswürdig sei. Nach dem Anruf der Zeitung habe das Tiefbauamt auch signalisiert, die Form des Briefes zu überarbeiten.

Was die Anwohner, die das Schreiben bekommen haben, aber nun zu tun haben, ist weiterhin offen. „Wie gesagt, ich habe bei mir alles kontrolliert. Und ich denke, dass alles in Ordnung ist“, sagt einer der Anwohner, der sich bei der WZ gemeldet hat. Die meisten seiner Nachbarn sähen das ähnlich. Einige seien verwundert und auch erbost.

Vielleicht sollten die betroffenen Anwohner der Lilienstraße im Tiefbaumamt nachfragen. Die Kontaktdaten findet man auf der Internetseite der Stadt. Laut Homepage können sich Bürger bei Fragen zur Straßenkontrolle an Werner Stech unter Tel. 02152/917 330 wenden. Seine E-Mail-Adresse lautet [email protected].

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