Kempen Schüler wollen Zeichen gegen Rassismus setzen

Am Thomaeum gibt es ein Projekt rund um das Thema Menschenrechte. Die Amnesty-Gruppe war jetzt in der Klasse 9 c zu Gast.

Kempen: Schüler wollen Zeichen gegen Rassismus setzen
Foto: Kurt Lübke

Kempen. „Nationalismus und Rassismus nehmen zu. Wir wollen deshalb national und international Zeichen setzen“, sagt Florian Erdmann. Der Lehrer beschreibt damit, welchen Schwerpunkt er mit seiner Klasse 9 c am Thomaeum derzeit im Politikunterricht behandelt — die Menschenrechte. Zur Bearbeitung des Themas hatte sich die Klasse von drei Vertretern der Kempen-Nettetaler Gruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International fachliche Unterstützung geholt. Monika Thobe, Barbara Bauer-Droege und Hubert Lowis beantworteten geduldig die Fragen der 23 Schülerinnen und Schüler.

Diese sahen zunächst einen Film, den Amnesty im Jahr 2011 anlässlich des 50-jährigen Bestehens veröffentlicht hatte. Darin wurde deutlich, dass die Organisation nicht nur weltweit die Menschenrechte verteidigen möchte, sondern sich auch gegen Folter, Todesstrafe, Rüstungsexporte, Gewalt gegen Frauen und Armut einsetzt.

Die Amnesty-Gruppe besteht aus zwölf Personen, die alle ehrenamtlich tätig sind. Zu ihren Aktionen gehören jedes Jahr mehrere Mahnwachen — zum Beispiel in der Kempener Innenstadt. Eine Schülerin wollte wissen, welche Reaktionen es darauf gibt. „Alles zwischen Ablehnung und Unterstützung“, meinte dazu Thobe. Auch die Frage nach der Motivation für das Ehrenamt stellten sich die Schüler. Bauer-Droege sagte dazu, sie habe durch ihr Engagement auch ihren Kindern ein Vorbild sein und ihnen zeigen wollen, wie man sich für eine Sache einsetzen kann. „Man kriegt durch die Arbeit mehr zurück, als man investiert“, ergänzt Thobe. Hubert Lowis kam in den 1980er Jahren zu Amnesty. Damals ging es um Themen wie das Apartheidsystem in Afrika und Füchtlinge aus Iran und Sri Lanka, die auch in Nettetal aufgenommen wurden.

Die 9 c des Thomaeums will sich am sogenannten Briefmarathon beteiligen. Diese Aktion von Amnesty findet jährlich rund um den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember statt. Dabei schreiben hunderttausende Menschen aus der ganzen Welt in nur wenigen Tagen Millionen Briefe für Menschen, die in Gefahr sind. Sie drücken den Betroffenen ihre Solidarität aus und versuchen, die Regierungen dazu zu bewegen, dass sie die Menschenrechte einhalten.

Die Erfahrungen der örtlichen Amnesty-Gruppe zeigen, dass der Briefmarathon auch schon zu Freilassungen geführt hat. „Die Erfolgsquote liegt etwa bei 35 Prozent“, weiß Bauer-Droege. Außerdem werde es durch den Druck, den diese Aktion aufbaue, schwieriger, Leute einfach „verschwinden zu lassen“, wie das in China immer wieder vorkomme. Lowis ergänzt, dass die Briefe den Gefangenen Mut machen. Thobe ermunterte die Schüler dazu, „dran zu bleiben“, wenn ihre Bemühungen nicht gleich zum Erfolg führten.

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