Kempen „Nicht kratzen — sonst wird es schlimmer!“

Auch am Niederrhein nehmen die Menschen einen Anstieg der Mückenanzahl wahr. Schuld daran ist der milde Winter.

Kempen: „Nicht kratzen — sonst wird es schlimmer!“
Foto: dpa

Kempen/St.Hubert. „Meine Kinder sind völlig zerstochen“, sagt die eine Kollegin. „Ich kann gar nicht mehr schlafen. Und ich hab’ mir ein Moskitonetz bestellt“, sagt ein anderer Kollege. Diese Aussagen sind ein Indiz dafür, dass es am Niederrhein wie in anderen Regionen Deutschlands aktuell eine Mückenplage gibt. Was Forscher im Frühjahr bereits angekündigt haben, ist laut Apothekerverband Nordrhein eingetreten: Wegen des milden Winters und der in den vergangenen Wochen und Monaten feuchtwarmen Witterung ist die Population der Stechmücken stark angestiegen.

Kempen: „Nicht kratzen — sonst wird es schlimmer!“
Foto: Kurt Lübke

Dr. Georg Mergler hat unter anderem im Bekanntenkreis wahrgenommen, dass das Thema Mücken die Menschen mehr beschäftigt als sonst üblich. „In meiner Praxis nehme ich aber keinen besonderen Anstieg der Fälle wahr. Wie üblich in der Sommersaison kommen einige Patienten mit Problemen dieser Art“, sagt der St. Huberter Hausarzt. Allerdings gehe ja nicht jeder wegen eines Mückenstiches zum Arzt.

Kempen: „Nicht kratzen — sonst wird es schlimmer!“
Foto: Kurt Lübke

Wenn ein Patient mit einem auffälligen Mückenstich in seiner Praxis erscheint, klopft Mergler nach eigenen Angaben alle Risiken ab. „Bei einem Stich handelt es sich immer um eine bakterielle Infektion, auf die Menschen im Einzelfall unterschiedlich reagieren“, so der Allgemeinmediziner. Zur Behandlung gehöre beispielsweise auch die Frage nach dem Tetanus-Schutz des Patienten. Denn auch aus einem Mückenstich könnten sich schlimmere Infektionen und Krankheiten ergeben.

In der Regel helfen laut Mergler aber das Auftragen einer Salbe oder regelmäßiges Kühlen, um mögliche Schmerzen und Juckreiz zu mildern. Grundsätzlich gelte übrigens das, was die meisten Eltern ihren Kindern auf dem Weg geben: „Nicht kratzen — sonst wird es schlimmer!“ Das sogenannte Aufkratzen könne die Infektionsgefahr erhöhen und auch der Juckreiz nehme verstärkt zu.

Bei einem normalen Verlauf einer Infektion nehmen die Beschwerden nach Angaben des Arztes nach ein bis zwei Tagen ab. Sollte es dann nicht abgeklungen sein, empfiehlt Mergler, einen Arzt aufzusuchen. So könne man Folgeprobleme ausschließen. Aus Sicht von Mergler sollten zum Beispiel Diabetes-Patienten und Menschen „eines besonders hellen Hauttyps“ vorsichtiger sein. „Dann erscheint mir die Infektionsgefahr größer zu sein.“

Auf die Frage nach einem Anstieg der Fälle von Mückenstichen antworten der Apotheker Olaf Orthen ähnlich wie Dr. Mergler: „Es ist im Alltag durchaus spürbar. Einen signifikanten Anstieg in der Statistik kann ich aber nicht feststellen“, sagt Orthen, der in Kempen die Thomas-, Bären- und Arnold-Apotheke betreibt. Der Inhaber sagt, dass die Fallzahllen auch mit örtlichen Gegebenheiten zusammenhängen: „Wer nah an einem Gewässer wohnt, hat möglicherweise auch mehr Mücken auf der Terrasse oder im Haus.“

Grundsätzlich empfiehlt der Apotheker vorbeugende Maßnahmen. „Wenn man zum Beispiel einen Grillabend plant, sollte man lange Hosen und Hemden tragen“, so Orthen. Auch sogenannte Repellentien können helfen. Das sind Mittel, die auf die Haut aufgetragen werden und zum Beispiel durch ihren Geruch Insekten fernhalten können.

Wenn die Mücke einmal gepikst hat, gebe es auch direkt in der Apotheke Mittel, die Schmerzen und Juckreiz lindern können. „Da gibt es Salben, die kühlen und die Entzündung eindämmen“, sagt Orthen. In diesem Bereich habe sich in den vergangenen Jahren viel entwickelt. Häufig könne er auch homöopathische Mittel empfehlen.

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