Nettetal: Neue Nistwände sollen den Eisvogel retten

Der Vogel des Jahres brütet zweimal im Jahr. 80Prozent seines Nachwuchses überlebt nicht. Deshalb sollen Bruthilfen zwischen Ferkesbruch und Quellensee helfen.

Nettetal. Vogelschützer bezeichnen den Eisvogel wegen seines wunderschönen blau-rot-weißen Gefieders gerne als "Edelstein". Nun zogen fünf Aktive der Vogelschutzgruppe des Nettetaler Naturschutzbundes (Nabu) mit Schraubbohrer, dickem Zuschlaghammer, Pfählen, Brettern und gut 30 Kilo schweren Nistkästen in das Feuchtgebiet zwischen Ferkesbruch und Quellensee, um Bruthilfen für den seltenen Vogel aufzustellen.

Mit einer Schubkarre wurden die in der Werkstatt des Nabu-Hofes im Sassenfeld vorgefertigten Bruthöhlen (mit Sand gefüllte Kästen) durch das unwegsame, sumpfige Gelände transportiert- eine schweißtreibende Arbeit. Dicke Pfähle wurden an einer Krümmung der Nette in den morastigen Boden getrieben. Daran wurden dicke Eichenbohlen geschraubt. Zwei dieser Bretter waren mit kreisrunden Einfluglöchern versehen. Markus Heines: "Diese Bretter dürfen nicht zu tief hängen, sonst kommen Marder oder Eichhörnchen dran."

Zwei Bruthöhlen-Kästen je Eisvogel-Steilwand ermöglichen das "Schachtelbrüten". Heines: "Nachdem die erste Brut geschlüpft ist, überlässt das Weibchen dem Männchen das Füttern und die Aufzucht. Es bereitet dann nebenan schon das nächste Nest vor, legt erneut Eier und brütet sie aus." Sechs bis acht Eier, täglich eins, würden gelegt. Die Jungvögel schlüpfen nach 19 bis 21 Tagen. Dann sind sie nackt, blind und hilflos. Nach weiteren 21 Tagen, etwa im Mai/Juni, ist die erste Brut flügge. Bis zu 80 Prozent der jungen Eisvögel überleben das erste Jahr nicht. Fuchs, Marder, Wiesel, Ratten und Eichhörnchen jagen sie. Zudem ertrinken manche bei ihren ersten Tauchgängen.

"Die zwei neuen Eisvogel-Steilwände ermöglichen zwei Brutpärchen die Aufzucht von 36 bis 48 Jungen", ist Heinz Tüffers, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Nettetal, überzeugt. Selbst bei einer Verlustrate von 80 Prozent könne das Feuchtgebiet zwischen Lüthemühle und Quellensee um jährlich acht bis zehn Jungvögel bereichert werden.

Der letzte Arbeitsgang war das Suchen und Sammeln von weißem Reiher-Kot. Damit beschmierten die Vogelschützer die Bretter rund um die Einfluglöcher. Tüffers: "Diese weiße Farbe signalisiert den Eisvögeln, dass diese Nistmöglichkeiten schon benutzt wurden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort