Mehr Alphapussys braucht das Land

Comedy-Star Carolin Kebekus begeisterte im ausverkauften Eisstadion das Publikum — mit derben Worten und politischen Botschaften.

Mehr Alphapussys braucht das Land
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Auf dem Weg zum Auftritt nach Grefrath gab Carolin Kebekus noch ein Interview. Ihre Shows seien ja viel politischer geworden — gar nicht mehr so unter der Gürtellinie, so die Feststellung des Journalisten. Ja klar. „Da können Sie in Grefrath jeden fragen“, antwortete sie nun etwas später auf der Bühne im Eissportzentrum. Zuvor hatte sie unter anderem Sauf-Geschichten aus ihrer Jugend erzählt, detaillierte Vorstellungen zu einer Pornoproduktion erläutert und sich ausführlich über ihre — drücken wir es einmal medizinisch korrekt aus — Flatulenz nach übermäßigem Bierkonsum am Vorabend geäußert.

Nun war sie aber doch zu weit gegangen. Den Männern wollte sie lieber nicht ihre Illusion rauben: Mädchen pupsen nicht. Das mache nur sie. Stellvertretend für alle Frauen. „Ich bin der Furzias.“

„Damit ist das Niveau für heute Abend klar“, stellte sie fest. Carolin Kebekus ist in ihrem Programm Alphapussy auf allen Seiten der Gürtellinie unterwegs. Derb und unverblümt haut sie dem Publikum ihre Sicht auf die Dinge um die Ohren. Das kann man nun — je nach persönlicher Humorvorliebe — widerlich oder zum Brüllen komisch finden. Die Kebekus-Fans im ausverkauften Grefrather Eisstadion wussten, was sie erwartete, und zeigten sich begeistert.

Die Kölner Komikerin freute sich, mal wieder so nah an der Heimat auftreten zu können — wo man sie versteht, wo man weiß, was ein Wegbier ist, und Karneval feiert. Dass die Grefrather Helau statt Alaaf sagen, ging bei der Kölnerin so gerade noch durch.

Carolin Kebekus

Mit vollem Körper- und Mimikeinsatz und enormer Präsenz agierte sie auf der Bühne und hatte das Publikum schnell für sich gewonnen. Sie lästerte über eine Jugend-Generation, die an den Schlager verlorengegangen ist. „Schlager ist doch keine Lösung — was ist denn mit Drogen?“, fragte sie. Die Jugend brauche Musik, um zu rebellieren. „Aufräumen kann man zu Schlager, aber doch nicht randalieren.“

Aber auch die heutigen Hipster-Eltern sind schuld. Wie soll man gegen einen Vater rebellieren, der mit dem Longboard zur Arbeit fährt und den gleichen Gras-Dealer hat. Mädels, die mit ihren Müttern in die Disco gehen, kann Kebekus gar nicht verstehen. In diesem Zusammenhang kam auch die Grefrather Diskothek La Cave zu Bekanntheit, nämlich als Kebekus das Publikum fragte, welchen Schuppen man in Grefrath zu später Stunde noch ansteuert.

Doch die 37-Jährige ist ihrem Programm Alphapussy durchaus auch sehr politisch. Sie spricht von Terrorangst, an die wir uns nun gewöhnen müssen, über überzogene Schönheitsideale, mit denen sich Frauen herumschlagen, und über Hasskommentare von Rechten und Frauenhassern. Diese würden ihr zu mehr Geschlechtsverkehr raten. Als wenn sie dann aufwache und ausrufe: „Gebt mir eine Schürze. Ich will Frikadellen für alle machen.“

Für Kebekus sind die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen ein wichtiges Thema — auch wenn das viele langweile. „Wenn ich eine Firma hätte, würde ich alle Posten mit Frauen besetzen. Ist ja billiger.“ Sie rief die Frauen und Mädchen auf, endlich mehr „Alphapussy“ zu sein. Frauen würden süß und nicht zickig oder schwierig sein wollen. Aber: „Vielleicht wäre es gut, wenn wir mal Mädels mit mehr Eiern erziehen würden.“ Auch wenn das schwierig sei, wenn gerade eine ganze Generation auf YouTube dabei zusehe, wie andere Mädels DM-Tüten auspacken.

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