Lobberich: Literatur - Wer war Werner Jaeger?

Der größte Sohn der Stadt ist vielen unbekannt. Ein Buch stellt in Aufsätzen und Dokumenten den berühmten Gelehrten vor.

Lobberich. Werner Jaeger? Der größte Sohn der Stadt scheint für manche Nettetaler der große Unbekannte zu sein: "Um Himmels willen, wer war Werner Jaeger?", fragte sich auch Matthias Engelke, als er 2003 als Pfarrer nach Lobberich kam. Er ist zusammen mit fünf anderen Autoren "auf Spurensuche" gegangen - in dem Buch "Werner Jaeger".

Forschungen übers klassische Altertum machten den 1888 in Lobberich geborenen Jaeger weltberühmt. Der 1961 Verstorbene gilt als führender Philologe des 20.Jahrhunderts. Seinen Werdegang und seine Beziehungen zu Lobberich, als er längst in den USA lehrte, schildern die ersten Kapitel des Buches.

Dabei gehen die Autoren sehr ins Detail, zählen Gebäude und Straßen im damaligen Lobberich auf, berechnen gar, wie lange Jaeger für welche Abiturklausur benötigte. Interessant für alle, die’s genau wissen wollen. Jaegers spätere Besuche in Lobberich sind dokumentiert, dazu Zeitungsberichte über seine Ehrungen.

Vom Menschen Werner Jaeger erzählt Karl Hans von Ditzhuyzen. Er besuchte den großen Gelehrten in Boston. Eindrucksvoll, wie er den "entgegenkommenden, offenen und gütigen" Professor beschreibt. Die "charismatische Persönlichkeit" schildert auch Theo Optendrenk, er zitiert Dokumente und Zeitzeugen. In diesen Aufsätzen bekommt man eine Ahnung, was für einer Werner Jaeger war.

Jaeger kommt auch selbst zu Wort - das Buch zitiert aus seinen "Entwürfen zu Lebenserinnerungen", aus Briefe und Reden. Amüsant, wie er die Menschen in Lobberich und am Niederrhein einschätzte: Ihre Lebensform sei noch immer "die kirchlich-religiöse des späten Mittelalters, das hier ungebrochen fortlebte".

Was Jaeger als Wissenschaftler umtrieb, das deckt Matthias Engelke auf - tiefsinnig, kritisch, unterhaltsam. Engelke hat gar Jaegers Hauptwerk "Paideia" gelesen, "über 1000 Seiten, halleluja!" Anregungen könne das Buch geben, meint er, zu einem erneuerten Bildungsbegriff zu kommen.

Werner Jaeger? Wer das Buch mit rund 50 Abbildungen liest oder zumindest darin stöbert, für den bleibt der bislang größte Sohn der heutigen Stadt Nettetal sicher kein Unbekannter.

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