Kurze Straße mit viel Historie

An der Hinsbecker Straße lagen früher der erste Grefrather Kindergarten, das erste Krankenhaus und die erste Leichenhalle.

Kurze Straße mit viel Historie
Foto: Lübke

Grefrath. Die Hinsbecker Straße im Grefrather Westen führt ins Bergdorf Hinsbeck und zu den Hinsbecker Höhen, aber auch in die Niederlanden, nach Venlo oder Tegelen beispielsweise. Was folgt auf Grefrather Gebiet sind die Honschaften Heitzerend und Hübeck, die zur Großhonschaft Schlibeck gehören.

Gleichwohl: Die Hinsbecker Straße ist unter diesem Namen relativ kurz, denn sie endet nach wenigen hundert Metern an der Grefrather Westumgehung. Gleichwohl ist die Hinsbecker Straße eine wichtige und zugleich geschichtsträchtige Straße. Sie öffnet den Zugang zu den Grefrather „Neubaugebieten“ der vergangenen Jahrzehnte — das Westgebiet mit dem einzigen Grefrather Hochhaus, Frevent-Gebiet, Diekerhof und Brunsgarten — und zu den Autobahnanschlüssen im Norden (Wankum) und Süden (Süchteln).

An der Hinsbecker Straße liegt noch eine große Freifläche, die im Besitz der Pfarrei St. Benedikt ist, die diese Fläche jedoch nicht veräußern möchte, wie jüngst in der Versammlung des Förderverein Patronat St. Vitus der SPD-Ratsherr Norbert Holstein kundtat.

Über die Hinsbecker Straße erreicht man ebenfalls die Reitsportanlage vom Reiterverein Graf Holk und die Matthiaskapelle der Schlibecker Matthiasschützen.

Warum ist die Hinsbecker Straße eine Straße mit ganz viel Geschichte? An ihrem Anfang lag bis Mitte der 1950er Jahre die 1858 gebaut Volksschule Grefrath. Ferner lag an der Hinsbecker Straße das Grefrather St. Josephskrankenhaus. Die Initiative zum Bau des Krankenhauses ging von der Pfarre St. Laurentius aus. Sie war seit 1873 Eigentümerin der Fläche für den Bau.

Der Bauplan von A. Schmitz erhielt am 21. August 1882 die Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde. Am 8. Juni 1884 wurde das Krankenhaus nach einem feierlichen Hochamt eingeweiht. Dr. Blümelein war der erste Hausarzt und segensreich wirkten dort die Franziskanerinnen von St. Mauritz Münster. 1886 wurde die Kapelle am Krankenhaus errichtet (inzwischen abgerissen).

Später wurde das Krankenhaus von 33 auf 55 Betten erweitert. Als in NRW vor einigen Jahrzehnten die kleinen Krankenhäuser landesweit geschlossen wurden, gehörte auch Grefrath dazu. „Haus Grefrath“ entstand im ehemaligen Krankenhaus. Ein Haus in dem Menschen betreut werden, die einmal alkohol- und medikamentenabhängig waren. Zum Krankenhaus gehörte auch die kleine Leichenhalle (inzwischen abgerissen) in der bis zu vier Verstorbene aufgebahrt werden konnten. Bei größeren Beerdigungen standen die Trauergäste auf der Hinsbecker Straße.

Heute hat die neue Gemeinde Grefrath neun Kindertageseinrichtungen. Den ersten und somit auch ältesten Grefrather Kindergarten gab es auf der Hinsbecker Straße, direkt gegenüber dem Krankenhaus und der Leichenhalle. 1897 entstand die Idee dazu. 1898 wurde die „Bewahrschule“, wie man sie damals nannte, eingeweiht unter der Leitung der Schwestern „Unserer Lieben Frau“ aus Mülhausen. Der Kindergarten war bis 1954 an der Hinsbecker Straße.

Somit kann der Laurentiuskindergarten im kommenden Jahr sein 120-jähriges Bestehen feiern. Aus dem Kindergarten an der Hinsbecker Straße wurde danach das erste katholische Jugendheim, bis der Neubau an der Lobbericher Straße (Pfarrheim) vor einigen Jahrzehnten entstand. Heute gibt es im ehemaligen Kindergarten der Laurentiuspfarre Wohnungen. Viele Jahre gab es direkt gegenüber dem Krankenhaus auch die Arztpraxis von Manfred Honig, dem Allgemeinmediziner.

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